Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.Jener Weg der moralischen Vollendung, welcher Und *) Gichtels Leben. Der einzige Treugebliebne imter 30 Schülern, war Ueberfeld. **) Thomas von Kempen, Buch 2. Kap. 11. ***) Leben des Gregorius Lopez bey Terstegen, B. 1. S.
93. der Originalausgabe. Jener Weg der moraliſchen Vollendung, welcher Und *) Gichtels Leben. Der einzige Treugebliebne imter 30 Schuͤlern, war Ueberfeld. **) Thomas von Kempen, Buch 2. Kap. 11. ***) Leben des Gregorius Lopez bey Terſtegen, B. 1. S.
93. der Originalausgabe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0177" n="167"/> <p>Jener Weg der moraliſchen Vollendung, welcher<lb/> fortwaͤhrend durch lauter heftige, wenn auch nicht<lb/> durchaus liebliche Gefuͤhle geht, iſt daher wenigſtens<lb/> fuͤr die Meiſten ein gefaͤhrlicher und unſicherer, und<lb/> ein großer Mann in deſſen eigenen Lebensſchickſalen<lb/> uͤberall ſchnelle Uebergaͤnge, gewaltſame Entwickelun-<lb/> gen und wunderbare Fuͤhrungen gefunden werden und<lb/> eine ganz beſondere Heftigkeit und Lebhaftigkeit der<lb/> Gefuͤhle, wirkte Zwar auch unter ſeinen Schuͤlern ge-<lb/> waltige Entwickelungen und ſchnelle ſcheinbar tiefe<lb/> Sinnesaͤnderungen, aber er mußte zugleich auch er-<lb/> fahren, daß alle, außer Einem, deſſen ſtarke Natur<lb/> jenem gewaltſamen Wege gewachſen war, aufs Ent-<lb/> ſetzlichſte zuruͤckfielen und ſich von dem Hoͤchſten ge-<lb/> rade aufs Niedrigſte — auf Diebſtahl, Luͤgen, Selbſt-<lb/> mord u. dgl. wendeten. <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Gichtels</hi> Leben. Der einzige Treugebliebne imter<lb/> 30 Schuͤlern, war Ueberfeld.</note> Mit Recht wird daher von<lb/> ernſter Geſinnten der Weg, auch der geiſtigen Ar-<lb/> muth und ſtillen Entbehrung: jener koͤnigliche Weg<lb/> des Kreuzes wie ihn Einige nennen, <note place="foot" n="**)"><hi rendition="#g">Thomas von Kempen</hi>, Buch 2. Kap. 11.</note> fuͤr ſicherer<lb/> gehalten als der Weg des geiſtigen Genuſſes, und ein<lb/> gewiſſer heiliger Mann, ſpricht ſelbſt ernſt und ent-<lb/> ſchieden gegen jene Thraͤnen und Seuſzer, und gegen<lb/> alle, auch die leiſeſten aͤußeren Bewegungen, welche<lb/> ein ganz in Gott verſunkenes Gefuͤhl, ihm ſelber un-<lb/> bewußt verrathen. <note place="foot" n="***)">Leben des Gregorius Lopez bey <hi rendition="#g">Terſtegen</hi>, B. 1. S.<lb/> 93. der Originalausgabe.</note></p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [167/0177]
Jener Weg der moraliſchen Vollendung, welcher
fortwaͤhrend durch lauter heftige, wenn auch nicht
durchaus liebliche Gefuͤhle geht, iſt daher wenigſtens
fuͤr die Meiſten ein gefaͤhrlicher und unſicherer, und
ein großer Mann in deſſen eigenen Lebensſchickſalen
uͤberall ſchnelle Uebergaͤnge, gewaltſame Entwickelun-
gen und wunderbare Fuͤhrungen gefunden werden und
eine ganz beſondere Heftigkeit und Lebhaftigkeit der
Gefuͤhle, wirkte Zwar auch unter ſeinen Schuͤlern ge-
waltige Entwickelungen und ſchnelle ſcheinbar tiefe
Sinnesaͤnderungen, aber er mußte zugleich auch er-
fahren, daß alle, außer Einem, deſſen ſtarke Natur
jenem gewaltſamen Wege gewachſen war, aufs Ent-
ſetzlichſte zuruͤckfielen und ſich von dem Hoͤchſten ge-
rade aufs Niedrigſte — auf Diebſtahl, Luͤgen, Selbſt-
mord u. dgl. wendeten. *) Mit Recht wird daher von
ernſter Geſinnten der Weg, auch der geiſtigen Ar-
muth und ſtillen Entbehrung: jener koͤnigliche Weg
des Kreuzes wie ihn Einige nennen, **) fuͤr ſicherer
gehalten als der Weg des geiſtigen Genuſſes, und ein
gewiſſer heiliger Mann, ſpricht ſelbſt ernſt und ent-
ſchieden gegen jene Thraͤnen und Seuſzer, und gegen
alle, auch die leiſeſten aͤußeren Bewegungen, welche
ein ganz in Gott verſunkenes Gefuͤhl, ihm ſelber un-
bewußt verrathen. ***)
Und
*) Gichtels Leben. Der einzige Treugebliebne imter
30 Schuͤlern, war Ueberfeld.
**) Thomas von Kempen, Buch 2. Kap. 11.
***) Leben des Gregorius Lopez bey Terſtegen, B. 1. S.
93. der Originalausgabe.
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