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Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.

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-- Auch in der höheren, reineren Region zeigt sich,
nur zu einem besseren, göttlichen Zweck, etwas Aehn-
liches, und auch hier muß ein weit von seiner Be-
stimmung abirrendes Erkennen durch Blut ver-
söhnt werden. *)

Der an kritische Tage und Zeiträume gebundene
Charakter, kommt eigentlich nur jenen Krankheiten zu,
welche im Gebiete des Gangliensystemes ihren Sitz
haben, **) und ist in denen, bey uns häufigeren Zu-
ständen des Uebelbefindens, wobey das Cerebralsystem
mehr afficirt ist, unkenntlicher und verwischter. Die

Art
*) Es giebt indeß hierüber noch einen andern, vielleicht hö-
heren Gesichtspunkt, der uns nur gerade hier zu sehr
aus dem Wege liegt. Die Leichtgläubigkeit und der
Unglaube sprechen beyde von außerordentlichen Erschei-
nungen (Voranzeichen u. a.) die sich in der Nähe ei-
nes Sterbebettes oder überhaupt nahe vor dem Tode
eines Menschen zutragen sollen. Beyde streisen, ohne
es zu wissen, an ein Geheimniß, vermöge welchem der
Sterbende zwischen seiner noch lebenden Umgebung und
einer andern (der Geister-) Welt, ein vermittelndes
Glied -- eine Leiter bildet, an welcher jene Kräfte
und Erscheinungen der andern Welt in unsere sinnliche
herabsteigen und in diese auf Momente hinüber wir-
ken. Die Phantasien der Sterbenden haben sich schon
oft auch ihrer lebenden Umgebung mitgetheilt, was
jene hörten, glaubten auch diese zu vernehmen.
**) Unter andern sind auch die Anfälle des Wahnsinnes
häufig periodisch, kamen in gewissen Fällen einen Tag
um den andern, in andern 15 Tage im Jähre, in
noch andern jede zwey Jahre 6 Monate lang, (also
ein Viertel der Zeit) m. s. Reil, S. 440.

— Auch in der hoͤheren, reineren Region zeigt ſich,
nur zu einem beſſeren, goͤttlichen Zweck, etwas Aehn-
liches, und auch hier muß ein weit von ſeiner Be-
ſtimmung abirrendes Erkennen durch Blut ver-
ſoͤhnt werden. *)

Der an kritiſche Tage und Zeitraͤume gebundene
Charakter, kommt eigentlich nur jenen Krankheiten zu,
welche im Gebiete des Ganglienſyſtemes ihren Sitz
haben, **) und iſt in denen, bey uns haͤufigeren Zu-
ſtaͤnden des Uebelbefindens, wobey das Cerebralſyſtem
mehr afficirt iſt, unkenntlicher und verwiſchter. Die

Art
*) Es giebt indeß hieruͤber noch einen andern, vielleicht hoͤ-
heren Geſichtspunkt, der uns nur gerade hier zu ſehr
aus dem Wege liegt. Die Leichtglaͤubigkeit und der
Unglaube ſprechen beyde von außerordentlichen Erſchei-
nungen (Voranzeichen u. a.) die ſich in der Naͤhe ei-
nes Sterbebettes oder uͤberhaupt nahe vor dem Tode
eines Menſchen zutragen ſollen. Beyde ſtreiſen, ohne
es zu wiſſen, an ein Geheimniß, vermoͤge welchem der
Sterbende zwiſchen ſeiner noch lebenden Umgebung und
einer andern (der Geiſter-) Welt, ein vermittelndes
Glied — eine Leiter bildet, an welcher jene Kraͤfte
und Erſcheinungen der andern Welt in unſere ſinnliche
herabſteigen und in dieſe auf Momente hinuͤber wir-
ken. Die Phantaſien der Sterbenden haben ſich ſchon
oft auch ihrer lebenden Umgebung mitgetheilt, was
jene hoͤrten, glaubten auch dieſe zu vernehmen.
**) Unter andern ſind auch die Anfaͤlle des Wahnſinnes
haͤufig periodiſch, kamen in gewiſſen Faͤllen einen Tag
um den andern, in andern 15 Tage im Jaͤhre, in
noch andern jede zwey Jahre 6 Monate lang, (alſo
ein Viertel der Zeit) m. ſ. Reil, S. 440.
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[139/0149] — Auch in der hoͤheren, reineren Region zeigt ſich, nur zu einem beſſeren, goͤttlichen Zweck, etwas Aehn- liches, und auch hier muß ein weit von ſeiner Be- ſtimmung abirrendes Erkennen durch Blut ver- ſoͤhnt werden. *) Der an kritiſche Tage und Zeitraͤume gebundene Charakter, kommt eigentlich nur jenen Krankheiten zu, welche im Gebiete des Ganglienſyſtemes ihren Sitz haben, **) und iſt in denen, bey uns haͤufigeren Zu- ſtaͤnden des Uebelbefindens, wobey das Cerebralſyſtem mehr afficirt iſt, unkenntlicher und verwiſchter. Die Art *) Es giebt indeß hieruͤber noch einen andern, vielleicht hoͤ- heren Geſichtspunkt, der uns nur gerade hier zu ſehr aus dem Wege liegt. Die Leichtglaͤubigkeit und der Unglaube ſprechen beyde von außerordentlichen Erſchei- nungen (Voranzeichen u. a.) die ſich in der Naͤhe ei- nes Sterbebettes oder uͤberhaupt nahe vor dem Tode eines Menſchen zutragen ſollen. Beyde ſtreiſen, ohne es zu wiſſen, an ein Geheimniß, vermoͤge welchem der Sterbende zwiſchen ſeiner noch lebenden Umgebung und einer andern (der Geiſter-) Welt, ein vermittelndes Glied — eine Leiter bildet, an welcher jene Kraͤfte und Erſcheinungen der andern Welt in unſere ſinnliche herabſteigen und in dieſe auf Momente hinuͤber wir- ken. Die Phantaſien der Sterbenden haben ſich ſchon oft auch ihrer lebenden Umgebung mitgetheilt, was jene hoͤrten, glaubten auch dieſe zu vernehmen. **) Unter andern ſind auch die Anfaͤlle des Wahnſinnes haͤufig periodiſch, kamen in gewiſſen Faͤllen einen Tag um den andern, in andern 15 Tage im Jaͤhre, in noch andern jede zwey Jahre 6 Monate lang, (alſo ein Viertel der Zeit) m. ſ. Reil, S. 440.

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_symbolik_1814/149>, abgerufen am 23.11.2024.