verschiedene Ursachen, z. B. das Ausbleiben der mo- natlichen Blutungen, ja nach einzelnen Erfahrungen durch Galvanismus *) u. a. erregt und bey gewissen sehr reitzbaren Naturen, bringet selbst die Nähe einer Katze oder anderer Raubthiere, so wie die Nähe gif- tiger Schlangen, die sich im Schlafgemach versteckt ha- ben, convulsivische Zufälle hervor, welche jenen der Krise gleichen.
Endlich so zeigt sich jene Eigenschaft des Gang- liensystemes noch vorzüglich im Prozeß der weiblichen Zeugung und Ausbildung der Frucht, und es ist auch hier, vornehmlich beym Weibe, das innerlich gewor- den, was ursprünglich mehr äußerlich -- ein Werk, nicht des bewußtlosen Bildungstriebes, sondern des erkennenden Wortes seyn sollte. Wenn jenem bilden- den Vermögen in uns einst die äußere Natur Mate- rial und eben so gut zu ihm gehöriges, eigenthümli- ches Organ gewesen, als es ihm jetzt die Theile des Leibes sind; so sieht sich dagegen in dem jetzigen Zu- stande jenes Vermögen bloß auf die engen Grenzen des Gangliensystemes beschränkt.
In der That, dieses System, durch dessen Wirk- samkeit wir vorzüglich an die Materie gebunden, mit ihr vereint sind, pflegt uns noch in dem jetzigen Zu- stande einen Sinn offen zu lassen, welcher uns, über alle Beschränkung des Raumes hinüber, ungehindert von den Banden der Schwere und der Körperlichkeit,
die
*)Hagenbusch und Gruber, bey Kluge, S. 173.
verſchiedene Urſachen, z. B. das Ausbleiben der mo- natlichen Blutungen, ja nach einzelnen Erfahrungen durch Galvanismus *) u. a. erregt und bey gewiſſen ſehr reitzbaren Naturen, bringet ſelbſt die Naͤhe einer Katze oder anderer Raubthiere, ſo wie die Naͤhe gif- tiger Schlangen, die ſich im Schlafgemach verſteckt ha- ben, convulſiviſche Zufaͤlle hervor, welche jenen der Kriſe gleichen.
Endlich ſo zeigt ſich jene Eigenſchaft des Gang- lienſyſtemes noch vorzuͤglich im Prozeß der weiblichen Zeugung und Ausbildung der Frucht, und es iſt auch hier, vornehmlich beym Weibe, das innerlich gewor- den, was urſpruͤnglich mehr aͤußerlich — ein Werk, nicht des bewußtloſen Bildungstriebes, ſondern des erkennenden Wortes ſeyn ſollte. Wenn jenem bilden- den Vermoͤgen in uns einſt die aͤußere Natur Mate- rial und eben ſo gut zu ihm gehoͤriges, eigenthuͤmli- ches Organ geweſen, als es ihm jetzt die Theile des Leibes ſind; ſo ſieht ſich dagegen in dem jetzigen Zu- ſtande jenes Vermoͤgen bloß auf die engen Grenzen des Ganglienſyſtemes beſchraͤnkt.
In der That, dieſes Syſtem, durch deſſen Wirk- ſamkeit wir vorzuͤglich an die Materie gebunden, mit ihr vereint ſind, pflegt uns noch in dem jetzigen Zu- ſtande einen Sinn offen zu laſſen, welcher uns, uͤber alle Beſchraͤnkung des Raumes hinuͤber, ungehindert von den Banden der Schwere und der Koͤrperlichkeit,
die
*)Hagenbuſch und Gruber, bey Kluge, S. 173.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0142"n="132"/>
verſchiedene Urſachen, z. B. das Ausbleiben der mo-<lb/>
natlichen Blutungen, ja nach einzelnen Erfahrungen<lb/>
durch Galvanismus <noteplace="foot"n="*)"><hirendition="#g">Hagenbuſch</hi> und <hirendition="#g">Gruber</hi>, bey <hirendition="#g">Kluge</hi>, S. 173.</note> u. a. erregt und bey gewiſſen<lb/>ſehr reitzbaren Naturen, bringet ſelbſt die Naͤhe einer<lb/>
Katze oder anderer Raubthiere, ſo wie die Naͤhe gif-<lb/>
tiger Schlangen, die ſich im Schlafgemach verſteckt ha-<lb/>
ben, convulſiviſche Zufaͤlle hervor, welche jenen der<lb/>
Kriſe gleichen.</p><lb/><p>Endlich ſo zeigt ſich jene Eigenſchaft des Gang-<lb/>
lienſyſtemes noch vorzuͤglich im Prozeß der weiblichen<lb/>
Zeugung und Ausbildung der Frucht, und es iſt auch<lb/>
hier, vornehmlich beym Weibe, das innerlich gewor-<lb/>
den, was urſpruͤnglich mehr aͤußerlich — ein Werk,<lb/>
nicht des bewußtloſen Bildungstriebes, ſondern des<lb/>
erkennenden Wortes ſeyn ſollte. Wenn jenem bilden-<lb/>
den Vermoͤgen in uns einſt die aͤußere Natur Mate-<lb/>
rial und eben ſo gut zu ihm gehoͤriges, eigenthuͤmli-<lb/>
ches Organ geweſen, als es ihm jetzt die Theile des<lb/>
Leibes ſind; ſo ſieht ſich dagegen in dem jetzigen Zu-<lb/>ſtande jenes Vermoͤgen bloß auf die engen Grenzen<lb/>
des Ganglienſyſtemes beſchraͤnkt.</p><lb/><p>In der That, dieſes Syſtem, durch deſſen Wirk-<lb/>ſamkeit wir vorzuͤglich an die Materie gebunden, mit<lb/>
ihr vereint ſind, pflegt uns noch in dem jetzigen Zu-<lb/>ſtande einen Sinn offen zu laſſen, welcher uns, uͤber<lb/>
alle Beſchraͤnkung des Raumes hinuͤber, ungehindert<lb/>
von den Banden der Schwere und der Koͤrperlichkeit,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[132/0142]
verſchiedene Urſachen, z. B. das Ausbleiben der mo-
natlichen Blutungen, ja nach einzelnen Erfahrungen
durch Galvanismus *) u. a. erregt und bey gewiſſen
ſehr reitzbaren Naturen, bringet ſelbſt die Naͤhe einer
Katze oder anderer Raubthiere, ſo wie die Naͤhe gif-
tiger Schlangen, die ſich im Schlafgemach verſteckt ha-
ben, convulſiviſche Zufaͤlle hervor, welche jenen der
Kriſe gleichen.
Endlich ſo zeigt ſich jene Eigenſchaft des Gang-
lienſyſtemes noch vorzuͤglich im Prozeß der weiblichen
Zeugung und Ausbildung der Frucht, und es iſt auch
hier, vornehmlich beym Weibe, das innerlich gewor-
den, was urſpruͤnglich mehr aͤußerlich — ein Werk,
nicht des bewußtloſen Bildungstriebes, ſondern des
erkennenden Wortes ſeyn ſollte. Wenn jenem bilden-
den Vermoͤgen in uns einſt die aͤußere Natur Mate-
rial und eben ſo gut zu ihm gehoͤriges, eigenthuͤmli-
ches Organ geweſen, als es ihm jetzt die Theile des
Leibes ſind; ſo ſieht ſich dagegen in dem jetzigen Zu-
ſtande jenes Vermoͤgen bloß auf die engen Grenzen
des Ganglienſyſtemes beſchraͤnkt.
In der That, dieſes Syſtem, durch deſſen Wirk-
ſamkeit wir vorzuͤglich an die Materie gebunden, mit
ihr vereint ſind, pflegt uns noch in dem jetzigen Zu-
ſtande einen Sinn offen zu laſſen, welcher uns, uͤber
alle Beſchraͤnkung des Raumes hinuͤber, ungehindert
von den Banden der Schwere und der Koͤrperlichkeit,
die
*) Hagenbuſch und Gruber, bey Kluge, S. 173.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_symbolik_1814/142>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.