Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.als z. B. die Haare und Häute, welche der Orga- Unter andern geht aus dem Gangliensystem das glaubte 9)
als z. B. die Haare und Haͤute, welche der Orga- Unter andern geht aus dem Ganglienſyſtem das glaubte 9)
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0139" n="129"/> als z. B. die Haare und Haͤute, welche der Orga-<lb/> nismus des vollkommneren Thieres in ſeinen eigenen<lb/> Graͤnzen bildet. Auch die kuͤnſtliche Mauerbiene, wenn<lb/> ſie der noch ungebornen Brut ihr Gehaͤuſe baut, thut<lb/> hiermit nichts anders, als der bildende Trieb in dem<lb/> vollkommneren Mutterthier, wenn er die die Frucht<lb/> umgebenden Haͤute und ernaͤhrenden Theile innerlich<lb/> bauet. Dennoch zeigen die aͤußeren Erzeugungen des<lb/> Inſectenreiches, noch mehr aber gewiſſe Erſcheinungen<lb/> der hoͤheren Region, unter andern die des thieriſchen<lb/> Magnetismus, daß jene bildende Kraft urſpruͤnglich<lb/> nicht auf den engen Kreis des materiellen Organis-<lb/> mus beſchraͤnkt ſey, ſondern auch uͤber denſelben hin-<lb/> aus zu wirken vermoͤge.</p><lb/> <p>Unter andern geht aus dem Ganglienſyſtem das<lb/> ganze Gebiet der Sympathien und jener gleichſam<lb/> magiſchen Wirkungen der Natur hervor, die ſich aus<lb/> keinem Geſetz der bloß mechaniſchen Beruͤhrungen er-<lb/> klaͤren laſſen. Gewiſſe Thaͤtigkeiten und Erſcheinungs-<lb/> ſormen der ſonſt untergeordneten Natur, laſſen ſich<lb/> ſelbſt noch der menſchlichen Natur — mittelſt des<lb/> Ganglienſyſtems mittheilen und gleichſam einimpfen.<lb/> Wenn der Biß eines tollen Hundes zuletzt jenen fuͤrch-<lb/> terlichen Zuſtand erregt, wo der Kranke, bey uͤbrigens<lb/> noch andauerndem Bewußtſeyn, den unwiderſtehlichen<lb/> Trieb der Hundenatur fuͤhit, zu beißen, und ſeine<lb/> umſtehenden Freunde aͤngſtlich bittet ihn feſtzubinden,<lb/> damit er ſie nicht beiſſen koͤnne, ſo zeigt ſich hier das<lb/> Ganglienſyſtem eines wirklichen Einimpfens der Hun-<lb/> denatur faͤhig. Jener Sohn des großen <hi rendition="#aq">Condé</hi> erfuhr<lb/> dieſe Einimpfung auf eine mehr pſychiſche Weiſe. Er<lb/> <fw place="bottom" type="sig">9)</fw><fw place="bottom" type="catch">glaubte</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [129/0139]
als z. B. die Haare und Haͤute, welche der Orga-
nismus des vollkommneren Thieres in ſeinen eigenen
Graͤnzen bildet. Auch die kuͤnſtliche Mauerbiene, wenn
ſie der noch ungebornen Brut ihr Gehaͤuſe baut, thut
hiermit nichts anders, als der bildende Trieb in dem
vollkommneren Mutterthier, wenn er die die Frucht
umgebenden Haͤute und ernaͤhrenden Theile innerlich
bauet. Dennoch zeigen die aͤußeren Erzeugungen des
Inſectenreiches, noch mehr aber gewiſſe Erſcheinungen
der hoͤheren Region, unter andern die des thieriſchen
Magnetismus, daß jene bildende Kraft urſpruͤnglich
nicht auf den engen Kreis des materiellen Organis-
mus beſchraͤnkt ſey, ſondern auch uͤber denſelben hin-
aus zu wirken vermoͤge.
Unter andern geht aus dem Ganglienſyſtem das
ganze Gebiet der Sympathien und jener gleichſam
magiſchen Wirkungen der Natur hervor, die ſich aus
keinem Geſetz der bloß mechaniſchen Beruͤhrungen er-
klaͤren laſſen. Gewiſſe Thaͤtigkeiten und Erſcheinungs-
ſormen der ſonſt untergeordneten Natur, laſſen ſich
ſelbſt noch der menſchlichen Natur — mittelſt des
Ganglienſyſtems mittheilen und gleichſam einimpfen.
Wenn der Biß eines tollen Hundes zuletzt jenen fuͤrch-
terlichen Zuſtand erregt, wo der Kranke, bey uͤbrigens
noch andauerndem Bewußtſeyn, den unwiderſtehlichen
Trieb der Hundenatur fuͤhit, zu beißen, und ſeine
umſtehenden Freunde aͤngſtlich bittet ihn feſtzubinden,
damit er ſie nicht beiſſen koͤnne, ſo zeigt ſich hier das
Ganglienſyſtem eines wirklichen Einimpfens der Hun-
denatur faͤhig. Jener Sohn des großen Condé erfuhr
dieſe Einimpfung auf eine mehr pſychiſche Weiſe. Er
glaubte
9)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |