Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.Selbst jener Wahnsinnige, dessen Geschichte bey Cox Wenn der Grundton jener untergeordneten, in Weise geht gemeiniglich ein Zustand vorher, wo die Leiden-
den sich für besser halten als andere Menschen, und und Verzweiflung folgt auf Uebermuth. M. s. Ar- nolds Leben der Gläubigen. Seite 842. Selbſt jener Wahnſinnige, deſſen Geſchichte bey Cox Wenn der Grundton jener untergeordneten, in Weiſe geht gemeiniglich ein Zuſtand vorher, wo die Leiden-
den ſich fuͤr beſſer halten als andere Menſchen, und und Verzweiflung folgt auf Uebermuth. M. ſ. Ar- nolds Leben der Glaͤubigen. Seite 842. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0135" n="125"/> Selbſt jener Wahnſinnige, deſſen Geſchichte bey <hi rendition="#aq">Cox</hi><lb/> die neunzehnte iſt, ſcheint in ſeiner finſtern religioͤſen<lb/> Rechtlichkeit, <hi rendition="#g">Selbſtheiligung</hi> in ſtrenger Erfuͤl-<lb/> lung aͤußerer Geſetze geſucht zu haben. — Oder ein<lb/> uͤbermuͤthiger, gruͤbelnder Verſtand, glaubte ſich zum<lb/> Ergruͤnden religioͤſer Geheimniſſe berufen, und fand<lb/> hier ſeinen Untergang. Indeß iſt bey einigen jener<lb/> Ungluͤcklichen der koͤrperliche, unwillkuͤhrliche Urſprung<lb/> ihres Leidens unverkennbar. Dieſen religioͤs Wahn-<lb/> ſinnigen bleibt dann, als Ausnahme von der oben<lb/> erwaͤhnten Regel, auch mitten in ihrem Wahnſinne<lb/> nach <hi rendition="#aq">Cox</hi> eigenen Worten: ein hohes Ehrgefuͤhl und<lb/> eine heilige Scheu gegen Wahrheit, wie dieß der erſte<lb/> von ihm erzaͤhlte Fall bewieſen.</p><lb/> <p>Wenn der Grundton jener untergeordneten, in<lb/> materieller Bildung befangenen Thaͤtigkeit, welche am<lb/> leichteſten durch Leidenſchaften erweckt wird, Hochmuth<lb/> iſt, ſo koͤnnte man mit einem aͤlteren theoſophiſchen<lb/> Ausdruck das Verſinken einer Thaͤtigkeit, die an ſich<lb/> hoͤherer, geiſtigerer Natur iſt, in ein bewußtloſes ma-<lb/> terielles Bilden, aus Hochmuth herleiten, und jenen<lb/> Gefangenen als einen Verbrecher betrachten, der ſich<lb/> durch Hochmuth vergangen, und der nun, auf eine<lb/> fuͤr ihn ſelber, ſobald er nur will, hoͤchſt wohlihaͤtige<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Weiſe</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_3_2" prev="#seg2pn_3_1" place="foot" n="**)">geht gemeiniglich ein Zuſtand vorher, wo die Leiden-<lb/> den ſich fuͤr beſſer halten als andere Menſchen, und<lb/> und Verzweiflung folgt auf Uebermuth. M. ſ. <hi rendition="#g">Ar-<lb/> nolds</hi> Leben der Glaͤubigen. Seite 842.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [125/0135]
Selbſt jener Wahnſinnige, deſſen Geſchichte bey Cox
die neunzehnte iſt, ſcheint in ſeiner finſtern religioͤſen
Rechtlichkeit, Selbſtheiligung in ſtrenger Erfuͤl-
lung aͤußerer Geſetze geſucht zu haben. — Oder ein
uͤbermuͤthiger, gruͤbelnder Verſtand, glaubte ſich zum
Ergruͤnden religioͤſer Geheimniſſe berufen, und fand
hier ſeinen Untergang. Indeß iſt bey einigen jener
Ungluͤcklichen der koͤrperliche, unwillkuͤhrliche Urſprung
ihres Leidens unverkennbar. Dieſen religioͤs Wahn-
ſinnigen bleibt dann, als Ausnahme von der oben
erwaͤhnten Regel, auch mitten in ihrem Wahnſinne
nach Cox eigenen Worten: ein hohes Ehrgefuͤhl und
eine heilige Scheu gegen Wahrheit, wie dieß der erſte
von ihm erzaͤhlte Fall bewieſen.
Wenn der Grundton jener untergeordneten, in
materieller Bildung befangenen Thaͤtigkeit, welche am
leichteſten durch Leidenſchaften erweckt wird, Hochmuth
iſt, ſo koͤnnte man mit einem aͤlteren theoſophiſchen
Ausdruck das Verſinken einer Thaͤtigkeit, die an ſich
hoͤherer, geiſtigerer Natur iſt, in ein bewußtloſes ma-
terielles Bilden, aus Hochmuth herleiten, und jenen
Gefangenen als einen Verbrecher betrachten, der ſich
durch Hochmuth vergangen, und der nun, auf eine
fuͤr ihn ſelber, ſobald er nur will, hoͤchſt wohlihaͤtige
Weiſe
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**) geht gemeiniglich ein Zuſtand vorher, wo die Leiden-
den ſich fuͤr beſſer halten als andere Menſchen, und
und Verzweiflung folgt auf Uebermuth. M. ſ. Ar-
nolds Leben der Glaͤubigen. Seite 842.
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