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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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ner Gelehrsamkeit und seiner europäischen Cultur nichts
zu vergeben glaubte, indem er bey einem Tamuler im
indischen astronomischen Calcul Unterricht nahm. Auf
Le Gentils Bericht gründet sich auch die hiervon han-
delnde Stelle in Baillys schon oft angeführtem Werke,
die ich ihrer Wichtigkeit halber ganz hersetzen werde:

"Was der Astronomie der Indier zur größten Ehre
gereicht, sind ihre Methoden die Finsternisse zu berech-
nen. Sie calculiren mit einer großen Geschwindig-
keit, und dabey mit vieler Genauigkeit. Die Brahmi-
nen scheinen aufgezogene Uhrwerke zur Berechnung der
Finsternisse zu seyn. Ihre Regeln sind in Versen, die
sie bey der Operation recitiren. Ihre Verfahrungs-
arten scheinen von außerordentlicher Einfachheit zu
seyn. Die Theorie des Mondes, die verwickeltste un-
srer neuen Theorien, verlangt bey ihnen keine schwie-
rigen und mühsamen Berechnungen. Man kann nicht
umhin zu glauben, daß diese Tafeln und Regeln der
Brahminen von einer gelehrten Theorie herrühren.
Die Principien derselben sind heut zu Tage unter einer
blinden Fertigkeit versteckt, welche die große Kunst der
früheren Zeit einfach und sicher gemacht hat. Herr
Le Gentil hat nicht mehr als 22 bis 24 Minuten Un-
terschied zwischen ihrem Calcul und der Beobachtung
zweyer von ihm hiermit verglichenen Mondfinsternisse
gefunden. Es ist bemerkenswerth, daß die Brahmi-
nen bey diesen beyden Finsternissen mit größerer Ge-
nauigkeit die Zeit der Dauer angegeben haben, als die

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ner Gelehrſamkeit und ſeiner europaͤiſchen Cultur nichts
zu vergeben glaubte, indem er bey einem Tamuler im
indiſchen aſtronomiſchen Calcul Unterricht nahm. Auf
Le Gentils Bericht gruͤndet ſich auch die hiervon han-
delnde Stelle in Baillys ſchon oft angefuͤhrtem Werke,
die ich ihrer Wichtigkeit halber ganz herſetzen werde:

„Was der Aſtronomie der Indier zur groͤßten Ehre
gereicht, ſind ihre Methoden die Finſterniſſe zu berech-
nen. Sie calculiren mit einer großen Geſchwindig-
keit, und dabey mit vieler Genauigkeit. Die Brahmi-
nen ſcheinen aufgezogene Uhrwerke zur Berechnung der
Finſterniſſe zu ſeyn. Ihre Regeln ſind in Verſen, die
ſie bey der Operation recitiren. Ihre Verfahrungs-
arten ſcheinen von außerordentlicher Einfachheit zu
ſeyn. Die Theorie des Mondes, die verwickeltſte un-
ſrer neuen Theorien, verlangt bey ihnen keine ſchwie-
rigen und muͤhſamen Berechnungen. Man kann nicht
umhin zu glauben, daß dieſe Tafeln und Regeln der
Brahminen von einer gelehrten Theorie herruͤhren.
Die Principien derſelben ſind heut zu Tage unter einer
blinden Fertigkeit verſteckt, welche die große Kunſt der
fruͤheren Zeit einfach und ſicher gemacht hat. Herr
Le Gentil hat nicht mehr als 22 bis 24 Minuten Un-
terſchied zwiſchen ihrem Calcul und der Beobachtung
zweyer von ihm hiermit verglichenen Mondfinſterniſſe
gefunden. Es iſt bemerkenswerth, daß die Brahmi-
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[35/0049] ner Gelehrſamkeit und ſeiner europaͤiſchen Cultur nichts zu vergeben glaubte, indem er bey einem Tamuler im indiſchen aſtronomiſchen Calcul Unterricht nahm. Auf Le Gentils Bericht gruͤndet ſich auch die hiervon han- delnde Stelle in Baillys ſchon oft angefuͤhrtem Werke, die ich ihrer Wichtigkeit halber ganz herſetzen werde: „Was der Aſtronomie der Indier zur groͤßten Ehre gereicht, ſind ihre Methoden die Finſterniſſe zu berech- nen. Sie calculiren mit einer großen Geſchwindig- keit, und dabey mit vieler Genauigkeit. Die Brahmi- nen ſcheinen aufgezogene Uhrwerke zur Berechnung der Finſterniſſe zu ſeyn. Ihre Regeln ſind in Verſen, die ſie bey der Operation recitiren. Ihre Verfahrungs- arten ſcheinen von außerordentlicher Einfachheit zu ſeyn. Die Theorie des Mondes, die verwickeltſte un- ſrer neuen Theorien, verlangt bey ihnen keine ſchwie- rigen und muͤhſamen Berechnungen. Man kann nicht umhin zu glauben, daß dieſe Tafeln und Regeln der Brahminen von einer gelehrten Theorie herruͤhren. Die Principien derſelben ſind heut zu Tage unter einer blinden Fertigkeit verſteckt, welche die große Kunſt der fruͤheren Zeit einfach und ſicher gemacht hat. Herr Le Gentil hat nicht mehr als 22 bis 24 Minuten Un- terſchied zwiſchen ihrem Calcul und der Beobachtung zweyer von ihm hiermit verglichenen Mondfinſterniſſe gefunden. Es iſt bemerkenswerth, daß die Brahmi- nen bey dieſen beyden Finſterniſſen mit groͤßerer Ge- nauigkeit die Zeit der Dauer angegeben haben, als die C 2

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/49>, abgerufen am 23.11.2024.