Und doch blüheten in Indien die Astronomie und die ketzten Ueberreste des alten Naturcultus spät noch ein- mal auf, als Salivaganan, der fast zu Christi Zei- ten lebte, *) die untergehende Herrlichleit der alten Welt durch seine Reformation noch einmal zuruckzufüh- ren gesucht.
Auch die Calender der alten Scandinavier, deren ich eben erwähnte, beweisen so wie andre Thatsachen der Art blos daß seit vier Jahrtausenden die Beobach- tung unterlassen und so die festgesetzte Zeitrechnung zu berichtigen versäumt sey, nicht aber daß sie erst seit jener Zeit Astronomie zu üben angefangen.
Ja was noch mehr ist, die noch übergebliebenen Arbeiten der Astronomie jener fernen Jahrtausende, lassen mit Sicherheit auf eine Vollendung derselben schließen, die in gewisser Hinsicht die der jetzigen Astro- nomie, wo nicht übertraf, doch mit ihr wetteifern konnte. Merkwürdig ist in dieser Hinsicht die Weise wie die Indier noch jezt die Finsternisse berechnen, wel- che mit nicht geringer Klarheit für die Höhe der frühen Astronomie dieses Volks zu sprechen vermag. Wir danken die erste äußerliche Kenntniß dieser Berech- nungsweise vorzüglich dem gelehrten Le Gentil, der sei-
scheint erst später zu einer schon vor 6000 Jahren vollen- deten Theorie hinzugekommen.
*) Er starb 78 p. Ch.
Und doch bluͤheten in Indien die Aſtronomie und die ketzten Ueberreſte des alten Naturcultus ſpaͤt noch ein- mal auf, als Salivaganan, der faſt zu Chriſti Zei- ten lebte, *) die untergehende Herrlichleit der alten Welt durch ſeine Reformation noch einmal zuruckzufuͤh- ren geſucht.
Auch die Calender der alten Scandinavier, deren ich eben erwaͤhnte, beweiſen ſo wie andre Thatſachen der Art blos daß ſeit vier Jahrtauſenden die Beobach- tung unterlaſſen und ſo die feſtgeſetzte Zeitrechnung zu berichtigen verſaͤumt ſey, nicht aber daß ſie erſt ſeit jener Zeit Aſtronomie zu uͤben angefangen.
Ja was noch mehr iſt, die noch uͤbergebliebenen Arbeiten der Aſtronomie jener fernen Jahrtauſende, laſſen mit Sicherheit auf eine Vollendung derſelben ſchließen, die in gewiſſer Hinſicht die der jetzigen Aſtro- nomie, wo nicht uͤbertraf, doch mit ihr wetteifern konnte. Merkwuͤrdig iſt in dieſer Hinſicht die Weiſe wie die Indier noch jezt die Finſterniſſe berechnen, wel- che mit nicht geringer Klarheit fuͤr die Hoͤhe der fruͤhen Aſtronomie dieſes Volks zu ſprechen vermag. Wir danken die erſte aͤußerliche Kenntniß dieſer Berech- nungsweiſe vorzuͤglich dem gelehrten Le Gentil, der ſei-
ſcheint erſt ſpaͤter zu einer ſchon vor 6000 Jahren vollen- deten Theorie hinzugekommen.
*) Er ſtarb 78 p. Ch.
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Und doch bluͤheten in Indien die Aſtronomie und die
ketzten Ueberreſte des alten Naturcultus ſpaͤt noch ein-
mal auf, als Salivaganan, der faſt zu Chriſti Zei-
ten lebte, *) die untergehende Herrlichleit der alten
Welt durch ſeine Reformation noch einmal zuruckzufuͤh-
ren geſucht.
Auch die Calender der alten Scandinavier, deren
ich eben erwaͤhnte, beweiſen ſo wie andre Thatſachen
der Art blos daß ſeit vier Jahrtauſenden die Beobach-
tung unterlaſſen und ſo die feſtgeſetzte Zeitrechnung
zu berichtigen verſaͤumt ſey, nicht aber daß ſie erſt ſeit
jener Zeit Aſtronomie zu uͤben angefangen.
Ja was noch mehr iſt, die noch uͤbergebliebenen
Arbeiten der Aſtronomie jener fernen Jahrtauſende,
laſſen mit Sicherheit auf eine Vollendung derſelben
ſchließen, die in gewiſſer Hinſicht die der jetzigen Aſtro-
nomie, wo nicht uͤbertraf, doch mit ihr wetteifern
konnte. Merkwuͤrdig iſt in dieſer Hinſicht die Weiſe
wie die Indier noch jezt die Finſterniſſe berechnen, wel-
che mit nicht geringer Klarheit fuͤr die Hoͤhe der fruͤhen
Aſtronomie dieſes Volks zu ſprechen vermag. Wir
danken die erſte aͤußerliche Kenntniß dieſer Berech-
nungsweiſe vorzuͤglich dem gelehrten Le Gentil, der ſei-
*)
*) Er ſtarb 78 p. Ch.
*) ſcheint erſt ſpaͤter zu einer ſchon vor 6000 Jahren vollen-
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/48>, abgerufen am 23.11.2024.
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