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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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ter ihm sind, seyn kann. Der höhere Einfluß, wel-
cher über dem jetzigen Daseyn ist wie über dem künf-
tigen, vermag allein die neue Zeit mitten in der alten
vorzubereiten, und das was in dem Wesen der Dinge
von ewiger Natur ist, unter den Trümmern aufrecht
zu halten.

So schwebt dieser heilige Einfluß von oben, bele-
bend und erhaltend, allgegenwärtig über Allen. Nach
seiner innigen Vereinigung, und daß sie seiner immer
inniger und unmittelbarer theilhaftig würden, ringen
alle Naturen, mit ihren tiefsten Kräften. Den Mei-
sten aber offenbart sich der höhere Einfluß durch Ver-
mittlung, und diese schauen das, was sie in seiner
höheren Klarheit nicht zu ertragen vermöchten, in an-
dern endlichen Wesen von einer vollkommneren Natur
als sie selber sind, an. Den Planeten ist es die Son-
ne, welche ihnen die ewige Ursache des Daseyns dar-
stellt, geringeren irdischen Körpern die Erdmasse. Nur
der Geist des Menschen vermag sich in den höchsten
Augenblicken der Weihe, der unmittelbaren, geistigen
Anschauung des Göttlichen zu nähern. Doch hat er
dieses nicht immer so wie jetzt vermocht. Wir haben
am Anfang dieser Untersuchungen auf eine Periode der
Geschichte unsers Geschlechts gedeutet, wo der Mensch
jenes höhere Licht nur noch in dem Geist jener Welt
anschaute die er bewohnt. Astronomie, inniger Ein-
klang mit dem Leben seines Planeten und den Perio-
den desselben, war damals sein Gottesdienst gewor-
den, und das ewige Ideal seiner Natur sprach nur
noch symbolisch, und in körperlicher Hülle zu ihm,
den Sinnen vernehmlich.


ter ihm ſind, ſeyn kann. Der hoͤhere Einfluß, wel-
cher uͤber dem jetzigen Daſeyn iſt wie uͤber dem kuͤnf-
tigen, vermag allein die neue Zeit mitten in der alten
vorzubereiten, und das was in dem Weſen der Dinge
von ewiger Natur iſt, unter den Truͤmmern aufrecht
zu halten.

So ſchwebt dieſer heilige Einfluß von oben, bele-
bend und erhaltend, allgegenwaͤrtig uͤber Allen. Nach
ſeiner innigen Vereinigung, und daß ſie ſeiner immer
inniger und unmittelbarer theilhaftig wuͤrden, ringen
alle Naturen, mit ihren tiefſten Kraͤften. Den Mei-
ſten aber offenbart ſich der hoͤhere Einfluß durch Ver-
mittlung, und dieſe ſchauen das, was ſie in ſeiner
hoͤheren Klarheit nicht zu ertragen vermoͤchten, in an-
dern endlichen Weſen von einer vollkommneren Natur
als ſie ſelber ſind, an. Den Planeten iſt es die Son-
ne, welche ihnen die ewige Urſache des Daſeyns dar-
ſtellt, geringeren irdiſchen Koͤrpern die Erdmaſſe. Nur
der Geiſt des Menſchen vermag ſich in den hoͤchſten
Augenblicken der Weihe, der unmittelbaren, geiſtigen
Anſchauung des Goͤttlichen zu naͤhern. Doch hat er
dieſes nicht immer ſo wie jetzt vermocht. Wir haben
am Anfang dieſer Unterſuchungen auf eine Periode der
Geſchichte unſers Geſchlechts gedeutet, wo der Menſch
jenes hoͤhere Licht nur noch in dem Geiſt jener Welt
anſchaute die er bewohnt. Aſtronomie, inniger Ein-
klang mit dem Leben ſeines Planeten und den Perio-
den deſſelben, war damals ſein Gottesdienſt gewor-
den, und das ewige Ideal ſeiner Natur ſprach nur
noch ſymboliſch, und in koͤrperlicher Huͤlle zu ihm,
den Sinnen vernehmlich.


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[382/0396] ter ihm ſind, ſeyn kann. Der hoͤhere Einfluß, wel- cher uͤber dem jetzigen Daſeyn iſt wie uͤber dem kuͤnf- tigen, vermag allein die neue Zeit mitten in der alten vorzubereiten, und das was in dem Weſen der Dinge von ewiger Natur iſt, unter den Truͤmmern aufrecht zu halten. So ſchwebt dieſer heilige Einfluß von oben, bele- bend und erhaltend, allgegenwaͤrtig uͤber Allen. Nach ſeiner innigen Vereinigung, und daß ſie ſeiner immer inniger und unmittelbarer theilhaftig wuͤrden, ringen alle Naturen, mit ihren tiefſten Kraͤften. Den Mei- ſten aber offenbart ſich der hoͤhere Einfluß durch Ver- mittlung, und dieſe ſchauen das, was ſie in ſeiner hoͤheren Klarheit nicht zu ertragen vermoͤchten, in an- dern endlichen Weſen von einer vollkommneren Natur als ſie ſelber ſind, an. Den Planeten iſt es die Son- ne, welche ihnen die ewige Urſache des Daſeyns dar- ſtellt, geringeren irdiſchen Koͤrpern die Erdmaſſe. Nur der Geiſt des Menſchen vermag ſich in den hoͤchſten Augenblicken der Weihe, der unmittelbaren, geiſtigen Anſchauung des Goͤttlichen zu naͤhern. Doch hat er dieſes nicht immer ſo wie jetzt vermocht. Wir haben am Anfang dieſer Unterſuchungen auf eine Periode der Geſchichte unſers Geſchlechts gedeutet, wo der Menſch jenes hoͤhere Licht nur noch in dem Geiſt jener Welt anſchaute die er bewohnt. Aſtronomie, inniger Ein- klang mit dem Leben ſeines Planeten und den Perio- den deſſelben, war damals ſein Gottesdienſt gewor- den, und das ewige Ideal ſeiner Natur ſprach nur noch ſymboliſch, und in koͤrperlicher Huͤlle zu ihm, den Sinnen vernehmlich.

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/396>, abgerufen am 11.05.2024.