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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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Mit ihrer älteren Schwester, einer Wöchnerin, durf-
re sie jedoch nicht erst in diese Beziehung gesetzt werden,
vielmehr befand sie sich schon von selbst darinnen, und
zwar in einer eben so innigen, oder fast noch innige-
ren als mit dem Magnetiseur. Als die neben ihr ste-
hende Schwester ihren kleinen Sängling an die Brust
legte, glaubte das junge Mädchen, vermöge dieser
wunderbaren Sympathie, die hiermit verbundene Em-
pfindung an ihrer eignen Brust zu fühlen. Als die
Schwester unversehens mit einer Nadel am Arm ver-
letzt worden, beklagte sich die magnetisch Schlafende,
daß sie jemand an dem entgegengesetzten Arm gestochen
habe, und dieser Versuch zeigte, so oft man ihn mach-
te, dieselbe Wirkung. -- Die magnetisch Schlafenden
wissen, vermöge dieser Sympathie, um alle Bewegun-
gen, welche der Magnetiseur selbst hinter ihren Rücken
vornimmt, ja es scheint zuweilen als ob sie die tiefsten
Gedanken desselben erriethen. Zugleich scheint, wie
sie dieses selber bezeugen, während jenes Zustandes ihr
Wille mit dem des Magnetiseurs nur einer.

Es scheint hieraus unter andern jene unschuldige
Zuneigung zu kommen, welche die Somnambülen an
den Magnetiseur und an Alles was sein ist, fesselt.

Jene Sympathie mit dem Magnetiseur geht öfters
so weit, daß die magnetisch Schlafenden nur solches
Wasser zu trinken verlangen, welches von ihm vorher
berührt war. Die oft erwähnte Kranke wußte, so oft
auch die Versuche damit gemacht wurden, das magne-
tisirte Wasser immer von dem gewöhnlichen zu unter-

Mit ihrer aͤlteren Schweſter, einer Woͤchnerin, durf-
re ſie jedoch nicht erſt in dieſe Beziehung geſetzt werden,
vielmehr befand ſie ſich ſchon von ſelbſt darinnen, und
zwar in einer eben ſo innigen, oder faſt noch innige-
ren als mit dem Magnetiſeur. Als die neben ihr ſte-
hende Schweſter ihren kleinen Saͤngling an die Bruſt
legte, glaubte das junge Maͤdchen, vermoͤge dieſer
wunderbaren Sympathie, die hiermit verbundene Em-
pfindung an ihrer eignen Bruſt zu fuͤhlen. Als die
Schweſter unverſehens mit einer Nadel am Arm ver-
letzt worden, beklagte ſich die magnetiſch Schlafende,
daß ſie jemand an dem entgegengeſetzten Arm geſtochen
habe, und dieſer Verſuch zeigte, ſo oft man ihn mach-
te, dieſelbe Wirkung. — Die magnetiſch Schlafenden
wiſſen, vermoͤge dieſer Sympathie, um alle Bewegun-
gen, welche der Magnetiſeur ſelbſt hinter ihren Ruͤcken
vornimmt, ja es ſcheint zuweilen als ob ſie die tiefſten
Gedanken deſſelben erriethen. Zugleich ſcheint, wie
ſie dieſes ſelber bezeugen, waͤhrend jenes Zuſtandes ihr
Wille mit dem des Magnetiſeurs nur einer.

Es ſcheint hieraus unter andern jene unſchuldige
Zuneigung zu kommen, welche die Somnambuͤlen an
den Magnetiſeur und an Alles was ſein iſt, feſſelt.

Jene Sympathie mit dem Magnetiſeur geht oͤfters
ſo weit, daß die magnetiſch Schlafenden nur ſolches
Waſſer zu trinken verlangen, welches von ihm vorher
beruͤhrt war. Die oft erwaͤhnte Kranke wußte, ſo oft
auch die Verſuche damit gemacht wurden, das magne-
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[345/0359] Mit ihrer aͤlteren Schweſter, einer Woͤchnerin, durf- re ſie jedoch nicht erſt in dieſe Beziehung geſetzt werden, vielmehr befand ſie ſich ſchon von ſelbſt darinnen, und zwar in einer eben ſo innigen, oder faſt noch innige- ren als mit dem Magnetiſeur. Als die neben ihr ſte- hende Schweſter ihren kleinen Saͤngling an die Bruſt legte, glaubte das junge Maͤdchen, vermoͤge dieſer wunderbaren Sympathie, die hiermit verbundene Em- pfindung an ihrer eignen Bruſt zu fuͤhlen. Als die Schweſter unverſehens mit einer Nadel am Arm ver- letzt worden, beklagte ſich die magnetiſch Schlafende, daß ſie jemand an dem entgegengeſetzten Arm geſtochen habe, und dieſer Verſuch zeigte, ſo oft man ihn mach- te, dieſelbe Wirkung. — Die magnetiſch Schlafenden wiſſen, vermoͤge dieſer Sympathie, um alle Bewegun- gen, welche der Magnetiſeur ſelbſt hinter ihren Ruͤcken vornimmt, ja es ſcheint zuweilen als ob ſie die tiefſten Gedanken deſſelben erriethen. Zugleich ſcheint, wie ſie dieſes ſelber bezeugen, waͤhrend jenes Zuſtandes ihr Wille mit dem des Magnetiſeurs nur einer. Es ſcheint hieraus unter andern jene unſchuldige Zuneigung zu kommen, welche die Somnambuͤlen an den Magnetiſeur und an Alles was ſein iſt, feſſelt. Jene Sympathie mit dem Magnetiſeur geht oͤfters ſo weit, daß die magnetiſch Schlafenden nur ſolches Waſſer zu trinken verlangen, welches von ihm vorher beruͤhrt war. Die oft erwaͤhnte Kranke wußte, ſo oft auch die Verſuche damit gemacht wurden, das magne- tiſirte Waſſer immer von dem gewoͤhnlichen zu unter-

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/359>, abgerufen am 25.11.2024.