zu den Wasservögeln. So gränzt die Klasse der Säu- gethiere zweymal an die der Vögel an, einmal durch die Känguruhs und Phalangisten an die Straußenar- tigen, ein andresmal durch das Schnabelthier an die Wasservögel. Ein bemerkenswürdiger Umstand scheint es, daß diese beyden von so verschiednen Seiten an ei- ne andre Klasse anschließenden Thiergeschlechter, davon das eine aus einer Menge verschiedner Arten besteht, beyde blos in Neuholland und den benachbarten Welt- gegenden gefunden werden, und dieser auch in andrer Hinsicht merkwürdige Welttheil, den seine Lage durch weite Meere von beyden Continenten trennt, so daß keine Einwandrung fremder Thiergattungen möglich war, bildet durch seine einförmige Thierwelt die Ver- einigung zwischen den Vögeln und Säugethieren, und lehrt zugleich, daß bedeutende Erdstrecken, wenn sie von andern völlig abgeschnitten sind, in den Thierge- schlechtern die sie bewohnen jene Mannigfaltigkeit der Bildungen und Kräfte nicht zeigen, welche durch die Einmischung fremder Gattungen möglich wird.
Auch Frankreich, und ein geringer Theil des an- gränzenden Landes, hat, wie Cuvier bemerkt, in je- nen Zeiten, wo die Thiere lebten, deren Reste jetzt in den Gipsbrüchen zu Montmartre gefunden werden, eine eben so einförmige Thierwelt gehabt, als Neuhol- land, und die 20 oder 30 jetzt untergegangenen Thier- arten von den obengenannten Geschlechtern, waren sich
zu den Waſſervoͤgeln. So graͤnzt die Klaſſe der Saͤu- gethiere zweymal an die der Voͤgel an, einmal durch die Kaͤnguruhs und Phalangiſten an die Straußenar- tigen, ein andresmal durch das Schnabelthier an die Waſſervoͤgel. Ein bemerkenswuͤrdiger Umſtand ſcheint es, daß dieſe beyden von ſo verſchiednen Seiten an ei- ne andre Klaſſe anſchließenden Thiergeſchlechter, davon das eine aus einer Menge verſchiedner Arten beſteht, beyde blos in Neuholland und den benachbarten Welt- gegenden gefunden werden, und dieſer auch in andrer Hinſicht merkwuͤrdige Welttheil, den ſeine Lage durch weite Meere von beyden Continenten trennt, ſo daß keine Einwandrung fremder Thiergattungen moͤglich war, bildet durch ſeine einfoͤrmige Thierwelt die Ver- einigung zwiſchen den Voͤgeln und Saͤugethieren, und lehrt zugleich, daß bedeutende Erdſtrecken, wenn ſie von andern voͤllig abgeſchnitten ſind, in den Thierge- ſchlechtern die ſie bewohnen jene Mannigfaltigkeit der Bildungen und Kraͤfte nicht zeigen, welche durch die Einmiſchung fremder Gattungen moͤglich wird.
Auch Frankreich, und ein geringer Theil des an- graͤnzenden Landes, hat, wie Cuvier bemerkt, in je- nen Zeiten, wo die Thiere lebten, deren Reſte jetzt in den Gipsbruͤchen zu Montmartre gefunden werden, eine eben ſo einfoͤrmige Thierwelt gehabt, als Neuhol- land, und die 20 oder 30 jetzt untergegangenen Thier- arten von den obengenannten Geſchlechtern, waren ſich
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zu den Waſſervoͤgeln. So graͤnzt die Klaſſe der Saͤu-
gethiere zweymal an die der Voͤgel an, einmal durch
die Kaͤnguruhs und Phalangiſten an die Straußenar-
tigen, ein andresmal durch das Schnabelthier an die
Waſſervoͤgel. Ein bemerkenswuͤrdiger Umſtand ſcheint
es, daß dieſe beyden von ſo verſchiednen Seiten an ei-
ne andre Klaſſe anſchließenden Thiergeſchlechter, davon
das eine aus einer Menge verſchiedner Arten beſteht,
beyde blos in Neuholland und den benachbarten Welt-
gegenden gefunden werden, und dieſer auch in andrer
Hinſicht merkwuͤrdige Welttheil, den ſeine Lage durch
weite Meere von beyden Continenten trennt, ſo daß
keine Einwandrung fremder Thiergattungen moͤglich
war, bildet durch ſeine einfoͤrmige Thierwelt die Ver-
einigung zwiſchen den Voͤgeln und Saͤugethieren, und
lehrt zugleich, daß bedeutende Erdſtrecken, wenn ſie
von andern voͤllig abgeſchnitten ſind, in den Thierge-
ſchlechtern die ſie bewohnen jene Mannigfaltigkeit der
Bildungen und Kraͤfte nicht zeigen, welche durch die
Einmiſchung fremder Gattungen moͤglich wird.
Auch Frankreich, und ein geringer Theil des an-
graͤnzenden Landes, hat, wie Cuvier bemerkt, in je-
nen Zeiten, wo die Thiere lebten, deren Reſte jetzt in
den Gipsbruͤchen zu Montmartre gefunden werden,
eine eben ſo einfoͤrmige Thierwelt gehabt, als Neuhol-
land, und die 20 oder 30 jetzt untergegangenen Thier-
arten von den obengenannten Geſchlechtern, waren ſich
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/308>, abgerufen am 24.11.2024.
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