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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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Blick, den man sonst noch an keinem Thiere so deutlich
bemerkt hat, viele Beobachter in Staunen gesetzt, da
man ihn am wenigsten bey einem Wesen erwartet, das
die Natur der beschränktesten häßlichsten Thierklasse, den
Fischen, äußerlich ähnlich gemacht hat. Vielleicht
dämmert auch hier, in der Natur des sterbenden Thie-
res der erste Strahl eines Bewußtseyns, und die Vor-
ahndung eines künftigen höheren, -- des menschlichen
Lebens.

Bey den Alten war der Delphin heilig, und noch
ist er es bey einigen heydnischen Küstenvölkern der alten
Welt.

Jener Uebergang der Elephantenartigen Thiere,
durch das Flußpferd und die Lamantine in die Ge-
schlechter der Cetaceen, von denen noch einige, die
Narwhalls nämlich, das Hervorstehen der Eckzähne,
die von einer dauerhafteren Masse sind als das Elfen-
bein, jenen vollkommensten Landthieren ähnlicher macht,
der höchst merkwürdige, Menschenähnliche Bau des
Gehirns, andrer Uebereinstimmungen der innren Thei-
le gar nicht zu gedenken, lassen uns die Cetaceen als
eine merkwürdigere Abtheilung der Säugethiere betrach-
ten, als sie gewöhnlich scheinen. Vielleicht daß auch
hier, wie in andern Thierklassen, die Natur, ehe sie
ihr höchstes Werk beginnt, einer Wiedergeburt aus dem
Element, aus welchem im Anfang Alles ward, be-
darf. Doch will ich mich aller weiteren Folgerungen

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Blick, den man ſonſt noch an keinem Thiere ſo deutlich
bemerkt hat, viele Beobachter in Staunen geſetzt, da
man ihn am wenigſten bey einem Weſen erwartet, das
die Natur der beſchraͤnkteſten haͤßlichſten Thierklaſſe, den
Fiſchen, aͤußerlich aͤhnlich gemacht hat. Vielleicht
daͤmmert auch hier, in der Natur des ſterbenden Thie-
res der erſte Strahl eines Bewußtſeyns, und die Vor-
ahndung eines kuͤnftigen hoͤheren, — des menſchlichen
Lebens.

Bey den Alten war der Delphin heilig, und noch
iſt er es bey einigen heydniſchen Kuͤſtenvoͤlkern der alten
Welt.

Jener Uebergang der Elephantenartigen Thiere,
durch das Flußpferd und die Lamantine in die Ge-
ſchlechter der Cetaceen, von denen noch einige, die
Narwhalls naͤmlich, das Hervorſtehen der Eckzaͤhne,
die von einer dauerhafteren Maſſe ſind als das Elfen-
bein, jenen vollkommenſten Landthieren aͤhnlicher macht,
der hoͤchſt merkwuͤrdige, Menſchenaͤhnliche Bau des
Gehirns, andrer Uebereinſtimmungen der innren Thei-
le gar nicht zu gedenken, laſſen uns die Cetaceen als
eine merkwuͤrdigere Abtheilung der Saͤugethiere betrach-
ten, als ſie gewoͤhnlich ſcheinen. Vielleicht daß auch
hier, wie in andern Thierklaſſen, die Natur, ehe ſie
ihr hoͤchſtes Werk beginnt, einer Wiedergeburt aus dem
Element, aus welchem im Anfang Alles ward, be-
darf. Doch will ich mich aller weiteren Folgerungen

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[291/0305] Blick, den man ſonſt noch an keinem Thiere ſo deutlich bemerkt hat, viele Beobachter in Staunen geſetzt, da man ihn am wenigſten bey einem Weſen erwartet, das die Natur der beſchraͤnkteſten haͤßlichſten Thierklaſſe, den Fiſchen, aͤußerlich aͤhnlich gemacht hat. Vielleicht daͤmmert auch hier, in der Natur des ſterbenden Thie- res der erſte Strahl eines Bewußtſeyns, und die Vor- ahndung eines kuͤnftigen hoͤheren, — des menſchlichen Lebens. Bey den Alten war der Delphin heilig, und noch iſt er es bey einigen heydniſchen Kuͤſtenvoͤlkern der alten Welt. Jener Uebergang der Elephantenartigen Thiere, durch das Flußpferd und die Lamantine in die Ge- ſchlechter der Cetaceen, von denen noch einige, die Narwhalls naͤmlich, das Hervorſtehen der Eckzaͤhne, die von einer dauerhafteren Maſſe ſind als das Elfen- bein, jenen vollkommenſten Landthieren aͤhnlicher macht, der hoͤchſt merkwuͤrdige, Menſchenaͤhnliche Bau des Gehirns, andrer Uebereinſtimmungen der innren Thei- le gar nicht zu gedenken, laſſen uns die Cetaceen als eine merkwuͤrdigere Abtheilung der Saͤugethiere betrach- ten, als ſie gewoͤhnlich ſcheinen. Vielleicht daß auch hier, wie in andern Thierklaſſen, die Natur, ehe ſie ihr hoͤchſtes Werk beginnt, einer Wiedergeburt aus dem Element, aus welchem im Anfang Alles ward, be- darf. Doch will ich mich aller weiteren Folgerungen T 2

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/305>, abgerufen am 24.11.2024.