ihrer Aufeinanderfolge hervorgerufen, in den letzten Geschlechtern allmälig zu ermatten, und was sich in den vorhergehenden Geschlechtern jugendlich und kräftig in raschen Bewegungen geregt, ist hier zu der Gebrech- lichkeit und Trägheit des späten Alters herabgesunken. Die Natur muß sich nach einem neuen und höheren Ideal umsehen, welches die schon erstorbene Gluth von neuem anfacht, und die verlohrene Jugend höher und kräftiger zurückgiebt. Endlich tritt der Mensch auf, und es erringt mit ihm die Natur das höhere Gei- sterreich. Höheres vermag sie nun nichts mehr, es sinkt die bildende Kraft von dem Gipfel den sie errun- gen, wieder abwärts, und wir sehen hernach nicht minder eine abwärts sinkende Thierreihe, wie wir eine aufsteigende gesehen.
Ehe wir aber zu den Gliedern der zweyten Reihe übergehen, ist es nöthig, eines äußerst problemati- schen Umstandes bey der ersten zu gedenken, den wir schon oben berührt haben.
Schon die zuletzt erwähnten Glieder der ersten Reihe, fassen lauter solche Thiere in sich, welche Sümpfe und wasserreiche Gegenden lieben. Alle Schweineartigen, alle dem Elephanten verwandten Ge- schlechter zeigen diese Neigung zu feuchten Plätzen. End- lich findet sich in dem dem Tapir und den Geschlechtern der Elephantenartigen Thiere ungemein nahe verwand- ten Flußpferd oder Hippopotamus ein Thier, welches fast
ihrer Aufeinanderfolge hervorgerufen, in den letzten Geſchlechtern allmaͤlig zu ermatten, und was ſich in den vorhergehenden Geſchlechtern jugendlich und kraͤftig in raſchen Bewegungen geregt, iſt hier zu der Gebrech- lichkeit und Traͤgheit des ſpaͤten Alters herabgeſunken. Die Natur muß ſich nach einem neuen und hoͤheren Ideal umſehen, welches die ſchon erſtorbene Gluth von neuem anfacht, und die verlohrene Jugend hoͤher und kraͤftiger zuruͤckgiebt. Endlich tritt der Menſch auf, und es erringt mit ihm die Natur das hoͤhere Gei- ſterreich. Hoͤheres vermag ſie nun nichts mehr, es ſinkt die bildende Kraft von dem Gipfel den ſie errun- gen, wieder abwaͤrts, und wir ſehen hernach nicht minder eine abwaͤrts ſinkende Thierreihe, wie wir eine aufſteigende geſehen.
Ehe wir aber zu den Gliedern der zweyten Reihe uͤbergehen, iſt es noͤthig, eines aͤußerſt problemati- ſchen Umſtandes bey der erſten zu gedenken, den wir ſchon oben beruͤhrt haben.
Schon die zuletzt erwaͤhnten Glieder der erſten Reihe, faſſen lauter ſolche Thiere in ſich, welche Suͤmpfe und waſſerreiche Gegenden lieben. Alle Schweineartigen, alle dem Elephanten verwandten Ge- ſchlechter zeigen dieſe Neigung zu feuchten Plaͤtzen. End- lich findet ſich in dem dem Tapir und den Geſchlechtern der Elephantenartigen Thiere ungemein nahe verwand- ten Flußpferd oder Hippopotamus ein Thier, welches faſt
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ihrer Aufeinanderfolge hervorgerufen, in den letzten
Geſchlechtern allmaͤlig zu ermatten, und was ſich in den
vorhergehenden Geſchlechtern jugendlich und kraͤftig
in raſchen Bewegungen geregt, iſt hier zu der Gebrech-
lichkeit und Traͤgheit des ſpaͤten Alters herabgeſunken.
Die Natur muß ſich nach einem neuen und hoͤheren
Ideal umſehen, welches die ſchon erſtorbene Gluth
von neuem anfacht, und die verlohrene Jugend hoͤher
und kraͤftiger zuruͤckgiebt. Endlich tritt der Menſch
auf, und es erringt mit ihm die Natur das hoͤhere Gei-
ſterreich. Hoͤheres vermag ſie nun nichts mehr, es
ſinkt die bildende Kraft von dem Gipfel den ſie errun-
gen, wieder abwaͤrts, und wir ſehen hernach nicht
minder eine abwaͤrts ſinkende Thierreihe, wie wir eine
aufſteigende geſehen.
Ehe wir aber zu den Gliedern der zweyten Reihe
uͤbergehen, iſt es noͤthig, eines aͤußerſt problemati-
ſchen Umſtandes bey der erſten zu gedenken, den wir
ſchon oben beruͤhrt haben.
Schon die zuletzt erwaͤhnten Glieder der erſten
Reihe, faſſen lauter ſolche Thiere in ſich, welche
Suͤmpfe und waſſerreiche Gegenden lieben. Alle
Schweineartigen, alle dem Elephanten verwandten Ge-
ſchlechter zeigen dieſe Neigung zu feuchten Plaͤtzen. End-
lich findet ſich in dem dem Tapir und den Geſchlechtern
der Elephantenartigen Thiere ungemein nahe verwand-
ten Flußpferd oder Hippopotamus ein Thier, welches faſt
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/301>, abgerufen am 24.11.2024.
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