gang in die Klasse der Amphibien. Es tritt hier wie- der als der zuletzt ausgebildete Sinn, ein vollkomm- neres Organ des Geschmacks zu den schon früher vor- handnen Sinnen. Einige Amphibien, unter andern einige größere Eydexenarten und Schildkröten, zeigen in dem Bau der innern Theile, eine große Verwand- schaft mit dem Bau der Vögel, und so wird hier ein zweyter, höherer Wendepunkt gefunden, welcher die Klassen der Thiere mit kalten rothen Blut, von den höheren der Thiere mit warmen rothen Blute scheidet. Jenes stille in sich gekehrte Leben, die Stumpfheit der Sinnen, bey einigen die Langsamkeit der Bewegungen, bezeichnen auch hier die Vorbereitung zu einem höheren vollkommneren Daseyn. Abermals hat sich, wie bey den Mollusken, die ganze Lebenskraft nach der Aus- bildung der innern Theile des Rumpfes hingewendet, und es scheint bey vielen Amphibien der Kopf und der Vereinigungspunkt des Nervensystems nicht der leben- digste und nothwendigste Mittelpunkt des Daseyns zu seyn, wie bey andern Thieren, woher auch die erstaun- liche Ausdauer dieser Thiere kömmt. Man hat Schild- kröten lange Zeit leben, und Speise nehmen sehen, de- nen man den Schedel geöffnet, und das Gehirn her- ausgenommen hatte, andre lebten und bewegten sich noch Wochen lang, nachdem man ihnen den Kopf abge- schnitten.
Wie überall, finden sich in der neubeginnenden höheren Thierreihe, welche durch die Klasse der Vögel
gang in die Klaſſe der Amphibien. Es tritt hier wie- der als der zuletzt ausgebildete Sinn, ein vollkomm- neres Organ des Geſchmacks zu den ſchon fruͤher vor- handnen Sinnen. Einige Amphibien, unter andern einige groͤßere Eydexenarten und Schildkroͤten, zeigen in dem Bau der innern Theile, eine große Verwand- ſchaft mit dem Bau der Voͤgel, und ſo wird hier ein zweyter, hoͤherer Wendepunkt gefunden, welcher die Klaſſen der Thiere mit kalten rothen Blut, von den hoͤheren der Thiere mit warmen rothen Blute ſcheidet. Jenes ſtille in ſich gekehrte Leben, die Stumpfheit der Sinnen, bey einigen die Langſamkeit der Bewegungen, bezeichnen auch hier die Vorbereitung zu einem hoͤheren vollkommneren Daſeyn. Abermals hat ſich, wie bey den Mollusken, die ganze Lebenskraft nach der Aus- bildung der innern Theile des Rumpfes hingewendet, und es ſcheint bey vielen Amphibien der Kopf und der Vereinigungspunkt des Nervenſyſtems nicht der leben- digſte und nothwendigſte Mittelpunkt des Daſeyns zu ſeyn, wie bey andern Thieren, woher auch die erſtaun- liche Ausdauer dieſer Thiere koͤmmt. Man hat Schild- kroͤten lange Zeit leben, und Speiſe nehmen ſehen, de- nen man den Schedel geoͤffnet, und das Gehirn her- ausgenommen hatte, andre lebten und bewegten ſich noch Wochen lang, nachdem man ihnen den Kopf abge- ſchnitten.
Wie uͤberall, finden ſich in der neubeginnenden hoͤheren Thierreihe, welche durch die Klaſſe der Voͤgel
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gang in die Klaſſe der Amphibien. Es tritt hier wie-
der als der zuletzt ausgebildete Sinn, ein vollkomm-
neres Organ des Geſchmacks zu den ſchon fruͤher vor-
handnen Sinnen. Einige Amphibien, unter andern
einige groͤßere Eydexenarten und Schildkroͤten, zeigen
in dem Bau der innern Theile, eine große Verwand-
ſchaft mit dem Bau der Voͤgel, und ſo wird hier ein
zweyter, hoͤherer Wendepunkt gefunden, welcher die
Klaſſen der Thiere mit kalten rothen Blut, von den
hoͤheren der Thiere mit warmen rothen Blute ſcheidet.
Jenes ſtille in ſich gekehrte Leben, die Stumpfheit der
Sinnen, bey einigen die Langſamkeit der Bewegungen,
bezeichnen auch hier die Vorbereitung zu einem hoͤheren
vollkommneren Daſeyn. Abermals hat ſich, wie bey
den Mollusken, die ganze Lebenskraft nach der Aus-
bildung der innern Theile des Rumpfes hingewendet,
und es ſcheint bey vielen Amphibien der Kopf und der
Vereinigungspunkt des Nervenſyſtems nicht der leben-
digſte und nothwendigſte Mittelpunkt des Daſeyns zu
ſeyn, wie bey andern Thieren, woher auch die erſtaun-
liche Ausdauer dieſer Thiere koͤmmt. Man hat Schild-
kroͤten lange Zeit leben, und Speiſe nehmen ſehen, de-
nen man den Schedel geoͤffnet, und das Gehirn her-
ausgenommen hatte, andre lebten und bewegten ſich noch
Wochen lang, nachdem man ihnen den Kopf abge-
ſchnitten.
Wie uͤberall, finden ſich in der neubeginnenden
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/280>, abgerufen am 26.11.2024.
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