sonders auf Aeckern, an einigen Arten von Unkraut be- merkt. Einige sind wenigstens in Hinsicht der Häufig- keit, in welcher sie erscheinen, an die allgemeine Stim- mung der Witterung einzelner Jahre gebunden, und so wird in der Vegetation, und in den bunten Zügen ihrer Blumen die Geschichte der Zeiten und der in ihnen herrschenden Stimmung beschrieben.
Ja selbst die Modificationen des Einflusses der Sonne auf gewisse Gegenden, die noch künftig gesche- hen sollen, werden öfters schon durch das Pflanzenreich voraus verkündigt. Man erkennt in der Weise des Blühens einiger Pflanzen die Witterung der noch künf- tigen Jahreszeiten. So wissen die Jäger und Land- leute aus dem Blühen des Heydekrauts im Herbste, die Strenge des darauf folgenden Winters zu bestim- men, und irren sich hierinnen selten. Jener empfind- liche Strauch in Südamerika, von welchem Humbold erzählt, verkündigt durch das Oeffnen oder Zusammen- falten seiner Blätter sicherer als irgend ein Wetterglas die künftigen Witterungsveränderungen voraus.
Aber auch größere Zeiträume, scheinen wie die kleineren durch das Erscheinen oder Verschwinden ge- wisser Pflanzengattungen angezeigt zu werden. Man hat hierauf schon von mehreren Seiten aufmerksam ge- macht, und jene Pflanzen zum Beyspiel angeführt, welche von den sorgfältigsten Botanikern auf den gan- zen besuchten Theil der Erde nur einmal gefunden wor-
ſonders auf Aeckern, an einigen Arten von Unkraut be- merkt. Einige ſind wenigſtens in Hinſicht der Haͤufig- keit, in welcher ſie erſcheinen, an die allgemeine Stim- mung der Witterung einzelner Jahre gebunden, und ſo wird in der Vegetation, und in den bunten Zuͤgen ihrer Blumen die Geſchichte der Zeiten und der in ihnen herrſchenden Stimmung beſchrieben.
Ja ſelbſt die Modificationen des Einfluſſes der Sonne auf gewiſſe Gegenden, die noch kuͤnftig geſche- hen ſollen, werden oͤfters ſchon durch das Pflanzenreich voraus verkuͤndigt. Man erkennt in der Weiſe des Bluͤhens einiger Pflanzen die Witterung der noch kuͤnf- tigen Jahreszeiten. So wiſſen die Jaͤger und Land- leute aus dem Bluͤhen des Heydekrauts im Herbſte, die Strenge des darauf folgenden Winters zu beſtim- men, und irren ſich hierinnen ſelten. Jener empfind- liche Strauch in Suͤdamerika, von welchem Humbold erzaͤhlt, verkuͤndigt durch das Oeffnen oder Zuſammen- falten ſeiner Blaͤtter ſicherer als irgend ein Wetterglas die kuͤnftigen Witterungsveraͤnderungen voraus.
Aber auch groͤßere Zeitraͤume, ſcheinen wie die kleineren durch das Erſcheinen oder Verſchwinden ge- wiſſer Pflanzengattungen angezeigt zu werden. Man hat hierauf ſchon von mehreren Seiten aufmerkſam ge- macht, und jene Pflanzen zum Beyſpiel angefuͤhrt, welche von den ſorgfaͤltigſten Botanikern auf den gan- zen beſuchten Theil der Erde nur einmal gefunden wor-
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ſonders auf Aeckern, an einigen Arten von Unkraut be-
merkt. Einige ſind wenigſtens in Hinſicht der Haͤufig-
keit, in welcher ſie erſcheinen, an die allgemeine Stim-
mung der Witterung einzelner Jahre gebunden, und
ſo wird in der Vegetation, und in den bunten Zuͤgen
ihrer Blumen die Geſchichte der Zeiten und der in ihnen
herrſchenden Stimmung beſchrieben.
Ja ſelbſt die Modificationen des Einfluſſes der
Sonne auf gewiſſe Gegenden, die noch kuͤnftig geſche-
hen ſollen, werden oͤfters ſchon durch das Pflanzenreich
voraus verkuͤndigt. Man erkennt in der Weiſe des
Bluͤhens einiger Pflanzen die Witterung der noch kuͤnf-
tigen Jahreszeiten. So wiſſen die Jaͤger und Land-
leute aus dem Bluͤhen des Heydekrauts im Herbſte,
die Strenge des darauf folgenden Winters zu beſtim-
men, und irren ſich hierinnen ſelten. Jener empfind-
liche Strauch in Suͤdamerika, von welchem Humbold
erzaͤhlt, verkuͤndigt durch das Oeffnen oder Zuſammen-
falten ſeiner Blaͤtter ſicherer als irgend ein Wetterglas
die kuͤnftigen Witterungsveraͤnderungen voraus.
Aber auch groͤßere Zeitraͤume, ſcheinen wie die
kleineren durch das Erſcheinen oder Verſchwinden ge-
wiſſer Pflanzengattungen angezeigt zu werden. Man
hat hierauf ſchon von mehreren Seiten aufmerkſam ge-
macht, und jene Pflanzen zum Beyſpiel angefuͤhrt,
welche von den ſorgfaͤltigſten Botanikern auf den gan-
zen beſuchten Theil der Erde nur einmal gefunden wor-
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/247>, abgerufen am 24.11.2024.
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