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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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Von neuem, in der Hauptmasse zerstreut, wird
die Kristallgestalt einzelner Bestandtheile, die sich in
den vorhergehenden Gliedern verlohren, wieder häu-
figer, und die hohen Felsen des Porphyr, der sich
nach einigen neueren Beobachtungen auf der westlichen
Erde so hoch erhebt wie keine andre Gebirgsart, und
daselbst die Gipfel der höchsten Gebirge bildet, zeigen
zum Theil jene Gestalt der hohen Säulen und Pfeiler,
welche einigen jüngeren Gebirgsarten eigenthümlich
ist. In den Gebirgen von höheren Alter zerstreut,
und meist in einzelnen Hügelgruppen hervortretend,
bildet der Porphyr mitten in den Bergen anderer Art,
einsam hervorstehende Kuppen, welche das Auge, mit-
ten aus einer gerade fortlaufenden Gebirgsfläche vor-
ragend, und die Einförmigkeit der alten Bildungen
unterbrechend, leicht auf sich ziehen. Das Porphyr-
gebirge scheint den zerstörenden Einflüssen der Zeit und
ihrer späteren Wasserfluthen an vielen Stellen unter-
legen, und wie seine Bildungen sehr oft in abgeris-
senen, von einander durch weite Entfernungen getrenn-
ten Hügeln erscheinen, werden seine Gebirge selber von
häufigen Rissen zerspalten gesehen, die sich als erzfüh-
rende Gänge zum Theil wieder ausgefüllt haben, öf-
ters aber noch offen stehen. Die gewaltigsten Klüfte
des Porphyrgebirges, und überhaupt wohl die mäch-
tigsten unsers Planeten, sind die beyden bekannten
amerikanischen, welche neuerlich wieder von Humbold
beschrieben. Jene von Chota, deren steil und glatt
emporsteigende Mauern gegen 5000 Fuß, mithin halb

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Von neuem, in der Hauptmaſſe zerſtreut, wird
die Kriſtallgeſtalt einzelner Beſtandtheile, die ſich in
den vorhergehenden Gliedern verlohren, wieder haͤu-
figer, und die hohen Felſen des Porphyr, der ſich
nach einigen neueren Beobachtungen auf der weſtlichen
Erde ſo hoch erhebt wie keine andre Gebirgsart, und
daſelbſt die Gipfel der hoͤchſten Gebirge bildet, zeigen
zum Theil jene Geſtalt der hohen Saͤulen und Pfeiler,
welche einigen juͤngeren Gebirgsarten eigenthuͤmlich
iſt. In den Gebirgen von hoͤheren Alter zerſtreut,
und meiſt in einzelnen Huͤgelgruppen hervortretend,
bildet der Porphyr mitten in den Bergen anderer Art,
einſam hervorſtehende Kuppen, welche das Auge, mit-
ten aus einer gerade fortlaufenden Gebirgsflaͤche vor-
ragend, und die Einfoͤrmigkeit der alten Bildungen
unterbrechend, leicht auf ſich ziehen. Das Porphyr-
gebirge ſcheint den zerſtoͤrenden Einfluͤſſen der Zeit und
ihrer ſpaͤteren Waſſerfluthen an vielen Stellen unter-
legen, und wie ſeine Bildungen ſehr oft in abgeriſ-
ſenen, von einander durch weite Entfernungen getrenn-
ten Huͤgeln erſcheinen, werden ſeine Gebirge ſelber von
haͤufigen Riſſen zerſpalten geſehen, die ſich als erzfuͤh-
rende Gaͤnge zum Theil wieder ausgefuͤllt haben, oͤf-
ters aber noch offen ſtehen. Die gewaltigſten Kluͤfte
des Porphyrgebirges, und uͤberhaupt wohl die maͤch-
tigſten unſers Planeten, ſind die beyden bekannten
amerikaniſchen, welche neuerlich wieder von Humbold
beſchrieben. Jene von Chota, deren ſteil und glatt
emporſteigende Mauern gegen 5000 Fuß, mithin halb

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[193/0207] Von neuem, in der Hauptmaſſe zerſtreut, wird die Kriſtallgeſtalt einzelner Beſtandtheile, die ſich in den vorhergehenden Gliedern verlohren, wieder haͤu- figer, und die hohen Felſen des Porphyr, der ſich nach einigen neueren Beobachtungen auf der weſtlichen Erde ſo hoch erhebt wie keine andre Gebirgsart, und daſelbſt die Gipfel der hoͤchſten Gebirge bildet, zeigen zum Theil jene Geſtalt der hohen Saͤulen und Pfeiler, welche einigen juͤngeren Gebirgsarten eigenthuͤmlich iſt. In den Gebirgen von hoͤheren Alter zerſtreut, und meiſt in einzelnen Huͤgelgruppen hervortretend, bildet der Porphyr mitten in den Bergen anderer Art, einſam hervorſtehende Kuppen, welche das Auge, mit- ten aus einer gerade fortlaufenden Gebirgsflaͤche vor- ragend, und die Einfoͤrmigkeit der alten Bildungen unterbrechend, leicht auf ſich ziehen. Das Porphyr- gebirge ſcheint den zerſtoͤrenden Einfluͤſſen der Zeit und ihrer ſpaͤteren Waſſerfluthen an vielen Stellen unter- legen, und wie ſeine Bildungen ſehr oft in abgeriſ- ſenen, von einander durch weite Entfernungen getrenn- ten Huͤgeln erſcheinen, werden ſeine Gebirge ſelber von haͤufigen Riſſen zerſpalten geſehen, die ſich als erzfuͤh- rende Gaͤnge zum Theil wieder ausgefuͤllt haben, oͤf- ters aber noch offen ſtehen. Die gewaltigſten Kluͤfte des Porphyrgebirges, und uͤberhaupt wohl die maͤch- tigſten unſers Planeten, ſind die beyden bekannten amerikaniſchen, welche neuerlich wieder von Humbold beſchrieben. Jene von Chota, deren ſteil und glatt emporſteigende Mauern gegen 5000 Fuß, mithin halb N

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/207>, abgerufen am 28.04.2024.