Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

deckt, über deren Gipfel die Felsenwände wie die
Trümmer alter Burgen hervorsehen. Das von öftern
Rissen und Klüften häufig zerspaltene Granitgebirge,
welches noch überdies durch die häufige Neigung seiner
Felsenmassen zu der kugelförmigen Absondrung zu ei-
ner Trennung der einzelnen Stücken geneigt ist, findet
sich, bis zu seinem Fuß hinab, von losgerissenen, un-
ordentlich umhergestreueten Felsenstücken umgeben,
welche seinen Thälern, die nur selten große Flüsse,
meist nur Bergströme in sich enthalten, ein wildes und
wüstes Aussehen giebt. Die höchsten Punkte des säch-
sischen Ergebirges, und ein Theil des angränzenden
Böhmen, zeigen diese eigenthümliche Gestalt und Um-
gebung der Granitgebirge deutlich, und die meisten
unsrer Gebirgsgegenden danken ihre eigenthümlichen
romantischen Umrisse, den Granitgebirgen, zwischen
welchen sie liegen. So ist der Hauptcharakter des
Granitgebirges, der zu seiner jetzigen äußeren Gestalt
das Meiste beyträgt, die Tendenz der Hauptmasse zur
Kugelform, die sich selbst noch an dem meist nur noch
übrig gebliebnen festeren Kern, dessen weichere Schaa-
le durch Verwitterung zerstört ist, zeigt. Doch wird
schon mitten in dieser Kugelgestalt des Ganzen, eine in-
dividuellere Ausbildung der einzelnen Bestandtheile
wahrgenommen.

Schon ungleich weniger ausgezeichnet, von min-
der auffallender und mahlerischer Gestalt, erscheinen
die darauf folgenden Urgebirge des Gneißes, Glim-

deckt, uͤber deren Gipfel die Felſenwaͤnde wie die
Truͤmmer alter Burgen hervorſehen. Das von oͤftern
Riſſen und Kluͤften haͤufig zerſpaltene Granitgebirge,
welches noch uͤberdies durch die haͤufige Neigung ſeiner
Felſenmaſſen zu der kugelfoͤrmigen Abſondrung zu ei-
ner Trennung der einzelnen Stuͤcken geneigt iſt, findet
ſich, bis zu ſeinem Fuß hinab, von losgeriſſenen, un-
ordentlich umhergeſtreueten Felſenſtuͤcken umgeben,
welche ſeinen Thaͤlern, die nur ſelten große Fluͤſſe,
meiſt nur Bergſtroͤme in ſich enthalten, ein wildes und
wuͤſtes Ausſehen giebt. Die hoͤchſten Punkte des ſaͤch-
ſiſchen Ergebirges, und ein Theil des angraͤnzenden
Boͤhmen, zeigen dieſe eigenthuͤmliche Geſtalt und Um-
gebung der Granitgebirge deutlich, und die meiſten
unſrer Gebirgsgegenden danken ihre eigenthuͤmlichen
romantiſchen Umriſſe, den Granitgebirgen, zwiſchen
welchen ſie liegen. So iſt der Hauptcharakter des
Granitgebirges, der zu ſeiner jetzigen aͤußeren Geſtalt
das Meiſte beytraͤgt, die Tendenz der Hauptmaſſe zur
Kugelform, die ſich ſelbſt noch an dem meiſt nur noch
uͤbrig gebliebnen feſteren Kern, deſſen weichere Schaa-
le durch Verwitterung zerſtoͤrt iſt, zeigt. Doch wird
ſchon mitten in dieſer Kugelgeſtalt des Ganzen, eine in-
dividuellere Ausbildung der einzelnen Beſtandtheile
wahrgenommen.

Schon ungleich weniger ausgezeichnet, von min-
der auffallender und mahleriſcher Geſtalt, erſcheinen
die darauf folgenden Urgebirge des Gneißes, Glim-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0204" n="190"/>
deckt, u&#x0364;ber deren Gipfel die Fel&#x017F;enwa&#x0364;nde wie die<lb/>
Tru&#x0364;mmer alter Burgen hervor&#x017F;ehen. Das von o&#x0364;ftern<lb/>
Ri&#x017F;&#x017F;en und Klu&#x0364;ften ha&#x0364;ufig zer&#x017F;paltene Granitgebirge,<lb/>
welches noch u&#x0364;berdies durch die ha&#x0364;ufige Neigung &#x017F;einer<lb/>
Fel&#x017F;enma&#x017F;&#x017F;en zu der kugelfo&#x0364;rmigen Ab&#x017F;ondrung zu ei-<lb/>
ner Trennung der einzelnen Stu&#x0364;cken geneigt i&#x017F;t, findet<lb/>
&#x017F;ich, bis zu &#x017F;einem Fuß hinab, von losgeri&#x017F;&#x017F;enen, un-<lb/>
ordentlich umherge&#x017F;treueten Fel&#x017F;en&#x017F;tu&#x0364;cken umgeben,<lb/>
welche &#x017F;einen Tha&#x0364;lern, die nur &#x017F;elten große Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
mei&#x017F;t nur Berg&#x017F;tro&#x0364;me in &#x017F;ich enthalten, ein wildes und<lb/>
wu&#x0364;&#x017F;tes Aus&#x017F;ehen giebt. Die ho&#x0364;ch&#x017F;ten Punkte des &#x017F;a&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;chen Ergebirges, und ein Theil des angra&#x0364;nzenden<lb/>
Bo&#x0364;hmen, zeigen die&#x017F;e eigenthu&#x0364;mliche Ge&#x017F;talt und Um-<lb/>
gebung der Granitgebirge deutlich, und die mei&#x017F;ten<lb/>
un&#x017F;rer Gebirgsgegenden danken ihre eigenthu&#x0364;mlichen<lb/>
romanti&#x017F;chen Umri&#x017F;&#x017F;e, den Granitgebirgen, zwi&#x017F;chen<lb/>
welchen &#x017F;ie liegen. So i&#x017F;t der Hauptcharakter des<lb/>
Granitgebirges, der zu &#x017F;einer jetzigen a&#x0364;ußeren Ge&#x017F;talt<lb/>
das Mei&#x017F;te beytra&#x0364;gt, die Tendenz der Hauptma&#x017F;&#x017F;e zur<lb/>
Kugelform, die &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t noch an dem mei&#x017F;t nur noch<lb/>
u&#x0364;brig gebliebnen fe&#x017F;teren Kern, de&#x017F;&#x017F;en weichere Schaa-<lb/>
le durch Verwitterung zer&#x017F;to&#x0364;rt i&#x017F;t, zeigt. Doch wird<lb/>
&#x017F;chon mitten in die&#x017F;er Kugelge&#x017F;talt des Ganzen, eine in-<lb/>
dividuellere Ausbildung der einzelnen Be&#x017F;tandtheile<lb/>
wahrgenommen.</p><lb/>
        <p>Schon ungleich weniger ausgezeichnet, von min-<lb/>
der auffallender und mahleri&#x017F;cher Ge&#x017F;talt, er&#x017F;cheinen<lb/>
die darauf folgenden Urgebirge des Gneißes, Glim-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[190/0204] deckt, uͤber deren Gipfel die Felſenwaͤnde wie die Truͤmmer alter Burgen hervorſehen. Das von oͤftern Riſſen und Kluͤften haͤufig zerſpaltene Granitgebirge, welches noch uͤberdies durch die haͤufige Neigung ſeiner Felſenmaſſen zu der kugelfoͤrmigen Abſondrung zu ei- ner Trennung der einzelnen Stuͤcken geneigt iſt, findet ſich, bis zu ſeinem Fuß hinab, von losgeriſſenen, un- ordentlich umhergeſtreueten Felſenſtuͤcken umgeben, welche ſeinen Thaͤlern, die nur ſelten große Fluͤſſe, meiſt nur Bergſtroͤme in ſich enthalten, ein wildes und wuͤſtes Ausſehen giebt. Die hoͤchſten Punkte des ſaͤch- ſiſchen Ergebirges, und ein Theil des angraͤnzenden Boͤhmen, zeigen dieſe eigenthuͤmliche Geſtalt und Um- gebung der Granitgebirge deutlich, und die meiſten unſrer Gebirgsgegenden danken ihre eigenthuͤmlichen romantiſchen Umriſſe, den Granitgebirgen, zwiſchen welchen ſie liegen. So iſt der Hauptcharakter des Granitgebirges, der zu ſeiner jetzigen aͤußeren Geſtalt das Meiſte beytraͤgt, die Tendenz der Hauptmaſſe zur Kugelform, die ſich ſelbſt noch an dem meiſt nur noch uͤbrig gebliebnen feſteren Kern, deſſen weichere Schaa- le durch Verwitterung zerſtoͤrt iſt, zeigt. Doch wird ſchon mitten in dieſer Kugelgeſtalt des Ganzen, eine in- dividuellere Ausbildung der einzelnen Beſtandtheile wahrgenommen. Schon ungleich weniger ausgezeichnet, von min- der auffallender und mahleriſcher Geſtalt, erſcheinen die darauf folgenden Urgebirge des Gneißes, Glim-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/204
Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/204>, abgerufen am 27.04.2024.