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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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in ihnen muß sich schon die nothwendige Aufeinander-
folge der Formen, und der Stufe der Entfaltung, wel-
che der Bildungstrieb des Planeten überall von den
tieferen zu den höheren Bildungen durchgehen muß, er-
kennen lassen. Wir wollen deshalb, ehe wir die Ge-
stalten und äußern Eigenschaften der Dinge im Ein-
zelnen und Kleinen betrachten, die Grundformen der
planetarischen Schöpfung, und die Gestalten der Erd-
oberfläche, wie sie für sich allein ist, zuerst schnell
überblicken, hernach zu der Welt der einzelnen Ge-
stalten zurückkehren. Wir wollen bey dieser Beschrei-
bung der einzelnen Gebirgsformen, nach der Folge des
vermuthlichen Alters gehen, und hierbey blos auf die
allgemeinste Vegetation der Gebirge, und nur so
weit sie für diese charakteristisch ist, Rücksicht
nehmen.

In häufig zersprungenen massiven Klippen, in
rundlichen Felsenmassen, welche wie zu einem Riesen-
bau übereinander gehäuft liegen, kündigt sich das äl-
teste Gebirge der Erde das wir kennen, das Granit-
gebirge, schon von ferne an. Nicht sowohl die chemi-
sche Beschaffenheit des Bodens, der durch Verwitte-
rung aus diesem Gestein entsteht, als vielmehr die Hö-
he, in welcher der Granit aus den übrigen Urgebirgen
hervorragt, scheint die Ursache jener Unfruchtbarkeit,
welche diesem Gebirge gewöhnlich zugeschrieben wird.
Doch sehen wir in unsern Gegenden die Granitberge
meist mit Wäldern von hohen Tannen und Fichten be-

in ihnen muß ſich ſchon die nothwendige Aufeinander-
folge der Formen, und der Stufe der Entfaltung, wel-
che der Bildungstrieb des Planeten uͤberall von den
tieferen zu den hoͤheren Bildungen durchgehen muß, er-
kennen laſſen. Wir wollen deshalb, ehe wir die Ge-
ſtalten und aͤußern Eigenſchaften der Dinge im Ein-
zelnen und Kleinen betrachten, die Grundformen der
planetariſchen Schoͤpfung, und die Geſtalten der Erd-
oberflaͤche, wie ſie fuͤr ſich allein iſt, zuerſt ſchnell
uͤberblicken, hernach zu der Welt der einzelnen Ge-
ſtalten zuruͤckkehren. Wir wollen bey dieſer Beſchrei-
bung der einzelnen Gebirgsformen, nach der Folge des
vermuthlichen Alters gehen, und hierbey blos auf die
allgemeinſte Vegetation der Gebirge, und nur ſo
weit ſie fuͤr dieſe charakteriſtiſch iſt, Ruͤckſicht
nehmen.

In haͤufig zerſprungenen maſſiven Klippen, in
rundlichen Felſenmaſſen, welche wie zu einem Rieſen-
bau uͤbereinander gehaͤuft liegen, kuͤndigt ſich das aͤl-
teſte Gebirge der Erde das wir kennen, das Granit-
gebirge, ſchon von ferne an. Nicht ſowohl die chemi-
ſche Beſchaffenheit des Bodens, der durch Verwitte-
rung aus dieſem Geſtein entſteht, als vielmehr die Hoͤ-
he, in welcher der Granit aus den uͤbrigen Urgebirgen
hervorragt, ſcheint die Urſache jener Unfruchtbarkeit,
welche dieſem Gebirge gewoͤhnlich zugeſchrieben wird.
Doch ſehen wir in unſern Gegenden die Granitberge
meiſt mit Waͤldern von hohen Tannen und Fichten be-

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[189/0203] in ihnen muß ſich ſchon die nothwendige Aufeinander- folge der Formen, und der Stufe der Entfaltung, wel- che der Bildungstrieb des Planeten uͤberall von den tieferen zu den hoͤheren Bildungen durchgehen muß, er- kennen laſſen. Wir wollen deshalb, ehe wir die Ge- ſtalten und aͤußern Eigenſchaften der Dinge im Ein- zelnen und Kleinen betrachten, die Grundformen der planetariſchen Schoͤpfung, und die Geſtalten der Erd- oberflaͤche, wie ſie fuͤr ſich allein iſt, zuerſt ſchnell uͤberblicken, hernach zu der Welt der einzelnen Ge- ſtalten zuruͤckkehren. Wir wollen bey dieſer Beſchrei- bung der einzelnen Gebirgsformen, nach der Folge des vermuthlichen Alters gehen, und hierbey blos auf die allgemeinſte Vegetation der Gebirge, und nur ſo weit ſie fuͤr dieſe charakteriſtiſch iſt, Ruͤckſicht nehmen. In haͤufig zerſprungenen maſſiven Klippen, in rundlichen Felſenmaſſen, welche wie zu einem Rieſen- bau uͤbereinander gehaͤuft liegen, kuͤndigt ſich das aͤl- teſte Gebirge der Erde das wir kennen, das Granit- gebirge, ſchon von ferne an. Nicht ſowohl die chemi- ſche Beſchaffenheit des Bodens, der durch Verwitte- rung aus dieſem Geſtein entſteht, als vielmehr die Hoͤ- he, in welcher der Granit aus den uͤbrigen Urgebirgen hervorragt, ſcheint die Urſache jener Unfruchtbarkeit, welche dieſem Gebirge gewoͤhnlich zugeſchrieben wird. Doch ſehen wir in unſern Gegenden die Granitberge meiſt mit Waͤldern von hohen Tannen und Fichten be-

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/203>, abgerufen am 24.11.2024.