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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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andern in Westgothland, in einer ziemlichen Entfernung
von der Meeresküste, ganze Hügel, welche aus Mu-
scheln von der Art bestehen, wie sie noch jetzt jene
Meere hervorbringen, und öfters eine Lage von Sand,
von einer Dicke von 30 Fuß über sich haben. So ist
Preußen, wie an dem Bernstein erkannt wird, welcher
oft gegen 20 Meilen von der Küste entfernt gegraben
wird, größtentheils neu aus dem Meer hervorgegan-
gen (das Meer soll nach einer allgemeinen Sage bis
Culm gereicht haben) und Schweden, von welchem
nach alten Sagen vor Zeiten nur der höchste Rücken
des Hochlandes aus dem Meer hervorstund, zeigt uns
noch jetzt Städte auf, welche nun fast in der Mitte
des Landes gelegen, vor wenig Jahrhunderten an der
Küste stunden. Es sollen dahin alle die Städte gehö-
ren, die den Beynahmen Sund führen, welchen sie nur
von ihrer Lage am Ufer erhalten konnten. Pässe in
den Scheeren, welche kaum vor einem Menschenalter
große Schiffe hindurch ließen, sind kaum noch Boten
gangbar, und jene Gegend von Fellbaka die zu der
nämlichen Zeit noch Meerbusen war, ist jetzt fruchtbare
Wiese. Ehemalige Buchten an einigen lappländischen
Städtchen, liegen jetzt tief im Meer, anderwärts ste-
hen Eisenhämmer wo sonst Meeresgrund war. Der ehe-
malige Hafen zu Aiguemortes in dem sich Ludwig der
Heilige einschiffte, liegt jetzt eine Stunde vom Meer,
und selbst das tiefer gelegne Psalnodie lag ehehin an
der Küste. Der arabische Meerbusen hat seit einigen
Jahrhunderten an Ausdehnung ungemein viel verloh-

andern in Weſtgothland, in einer ziemlichen Entfernung
von der Meereskuͤſte, ganze Huͤgel, welche aus Mu-
ſcheln von der Art beſtehen, wie ſie noch jetzt jene
Meere hervorbringen, und oͤfters eine Lage von Sand,
von einer Dicke von 30 Fuß uͤber ſich haben. So iſt
Preußen, wie an dem Bernſtein erkannt wird, welcher
oft gegen 20 Meilen von der Kuͤſte entfernt gegraben
wird, groͤßtentheils neu aus dem Meer hervorgegan-
gen (das Meer ſoll nach einer allgemeinen Sage bis
Culm gereicht haben) und Schweden, von welchem
nach alten Sagen vor Zeiten nur der hoͤchſte Ruͤcken
des Hochlandes aus dem Meer hervorſtund, zeigt uns
noch jetzt Staͤdte auf, welche nun faſt in der Mitte
des Landes gelegen, vor wenig Jahrhunderten an der
Kuͤſte ſtunden. Es ſollen dahin alle die Staͤdte gehoͤ-
ren, die den Beynahmen Sund fuͤhren, welchen ſie nur
von ihrer Lage am Ufer erhalten konnten. Paͤſſe in
den Scheeren, welche kaum vor einem Menſchenalter
große Schiffe hindurch ließen, ſind kaum noch Boten
gangbar, und jene Gegend von Fellbaka die zu der
naͤmlichen Zeit noch Meerbuſen war, iſt jetzt fruchtbare
Wieſe. Ehemalige Buchten an einigen lapplaͤndiſchen
Staͤdtchen, liegen jetzt tief im Meer, anderwaͤrts ſte-
hen Eiſenhaͤmmer wo ſonſt Meeresgrund war. Der ehe-
malige Hafen zu Aiguemortes in dem ſich Ludwig der
Heilige einſchiffte, liegt jetzt eine Stunde vom Meer,
und ſelbſt das tiefer gelegne Pſalnodie lag ehehin an
der Kuͤſte. Der arabiſche Meerbuſen hat ſeit einigen
Jahrhunderten an Ausdehnung ungemein viel verloh-

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[185/0199] andern in Weſtgothland, in einer ziemlichen Entfernung von der Meereskuͤſte, ganze Huͤgel, welche aus Mu- ſcheln von der Art beſtehen, wie ſie noch jetzt jene Meere hervorbringen, und oͤfters eine Lage von Sand, von einer Dicke von 30 Fuß uͤber ſich haben. So iſt Preußen, wie an dem Bernſtein erkannt wird, welcher oft gegen 20 Meilen von der Kuͤſte entfernt gegraben wird, groͤßtentheils neu aus dem Meer hervorgegan- gen (das Meer ſoll nach einer allgemeinen Sage bis Culm gereicht haben) und Schweden, von welchem nach alten Sagen vor Zeiten nur der hoͤchſte Ruͤcken des Hochlandes aus dem Meer hervorſtund, zeigt uns noch jetzt Staͤdte auf, welche nun faſt in der Mitte des Landes gelegen, vor wenig Jahrhunderten an der Kuͤſte ſtunden. Es ſollen dahin alle die Staͤdte gehoͤ- ren, die den Beynahmen Sund fuͤhren, welchen ſie nur von ihrer Lage am Ufer erhalten konnten. Paͤſſe in den Scheeren, welche kaum vor einem Menſchenalter große Schiffe hindurch ließen, ſind kaum noch Boten gangbar, und jene Gegend von Fellbaka die zu der naͤmlichen Zeit noch Meerbuſen war, iſt jetzt fruchtbare Wieſe. Ehemalige Buchten an einigen lapplaͤndiſchen Staͤdtchen, liegen jetzt tief im Meer, anderwaͤrts ſte- hen Eiſenhaͤmmer wo ſonſt Meeresgrund war. Der ehe- malige Hafen zu Aiguemortes in dem ſich Ludwig der Heilige einſchiffte, liegt jetzt eine Stunde vom Meer, und ſelbſt das tiefer gelegne Pſalnodie lag ehehin an der Kuͤſte. Der arabiſche Meerbuſen hat ſeit einigen Jahrhunderten an Ausdehnung ungemein viel verloh-

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/199>, abgerufen am 24.11.2024.