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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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diejenigen gewählt worden, welchen sich, als den rein-
sten Organen, der höhere Einfluß am innigsten mitge-
theilt. Nicht den Herren sondern das getreue Organ
der höheren Natur, hat jene Zeit in ihren Königen ver-
ehrt, und wir sehen noch in der ältesten Geschichte ei-
niger Völker, den ehrwürdigen König selber, als Priester
dem Dienste der Natur vorstehen, sein graues Haupt
auf hoher Sternwarte der Kälte der Nacht Preiß ge-
ben, und das geweihte Auge für sein schlummerndes
Volk den alten Bund des Menschen mit der Natur be-
wahren. Von den Arbeiten der alten Könige, un-
sterblich wie diese Erde, und wie die ewigen Gestirne
selber, wird hierauf ein ernstes Wort zu reden ver-
gönnt seyn.

Von dem ursprünglichen Verhältniß des Menschen
zur Natur, von welchem wir, damit das eigentliche
Wesen der Naturwissenschaft, und das der Natur sel-
ber, in seiner ganzen Tiefe ergriffen werde, ausgehen,
sagt uns die älteste Geschichte nur dunkle Worte. In
den Mysterien und der heiligen Weihe jener Völker,
welche dem Urvolk der Welt noch am nächsten ver-
wandt gewesen, vernimmt die Seele einige halbver-
ständliche Töne, welche tief aus der Natur unsers
Wesens gekommen, dieses tief erschüttern, und wir
fühlen bald von den Klagetönen des ersten Menschen-
geschlechts und der Natur, unser Herz zerschnitten,
bald den Geist von einer hohen Naturandacht bewegt,
und von dem Wehen einer ewigen Begeisterung durch-

diejenigen gewaͤhlt worden, welchen ſich, als den rein-
ſten Organen, der hoͤhere Einfluß am innigſten mitge-
theilt. Nicht den Herren ſondern das getreue Organ
der hoͤheren Natur, hat jene Zeit in ihren Koͤnigen ver-
ehrt, und wir ſehen noch in der aͤlteſten Geſchichte ei-
niger Voͤlker, den ehrwuͤrdigen Koͤnig ſelber, als Prieſter
dem Dienſte der Natur vorſtehen, ſein graues Haupt
auf hoher Sternwarte der Kaͤlte der Nacht Preiß ge-
ben, und das geweihte Auge fuͤr ſein ſchlummerndes
Volk den alten Bund des Menſchen mit der Natur be-
wahren. Von den Arbeiten der alten Koͤnige, un-
ſterblich wie dieſe Erde, und wie die ewigen Geſtirne
ſelber, wird hierauf ein ernſtes Wort zu reden ver-
goͤnnt ſeyn.

Von dem urſpruͤnglichen Verhaͤltniß des Menſchen
zur Natur, von welchem wir, damit das eigentliche
Weſen der Naturwiſſenſchaft, und das der Natur ſel-
ber, in ſeiner ganzen Tiefe ergriffen werde, ausgehen,
ſagt uns die aͤlteſte Geſchichte nur dunkle Worte. In
den Myſterien und der heiligen Weihe jener Voͤlker,
welche dem Urvolk der Welt noch am naͤchſten ver-
wandt geweſen, vernimmt die Seele einige halbver-
ſtaͤndliche Toͤne, welche tief aus der Natur unſers
Weſens gekommen, dieſes tief erſchuͤttern, und wir
fuͤhlen bald von den Klagetoͤnen des erſten Menſchen-
geſchlechts und der Natur, unſer Herz zerſchnitten,
bald den Geiſt von einer hohen Naturandacht bewegt,
und von dem Wehen einer ewigen Begeiſterung durch-

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[5/0019] diejenigen gewaͤhlt worden, welchen ſich, als den rein- ſten Organen, der hoͤhere Einfluß am innigſten mitge- theilt. Nicht den Herren ſondern das getreue Organ der hoͤheren Natur, hat jene Zeit in ihren Koͤnigen ver- ehrt, und wir ſehen noch in der aͤlteſten Geſchichte ei- niger Voͤlker, den ehrwuͤrdigen Koͤnig ſelber, als Prieſter dem Dienſte der Natur vorſtehen, ſein graues Haupt auf hoher Sternwarte der Kaͤlte der Nacht Preiß ge- ben, und das geweihte Auge fuͤr ſein ſchlummerndes Volk den alten Bund des Menſchen mit der Natur be- wahren. Von den Arbeiten der alten Koͤnige, un- ſterblich wie dieſe Erde, und wie die ewigen Geſtirne ſelber, wird hierauf ein ernſtes Wort zu reden ver- goͤnnt ſeyn. Von dem urſpruͤnglichen Verhaͤltniß des Menſchen zur Natur, von welchem wir, damit das eigentliche Weſen der Naturwiſſenſchaft, und das der Natur ſel- ber, in ſeiner ganzen Tiefe ergriffen werde, ausgehen, ſagt uns die aͤlteſte Geſchichte nur dunkle Worte. In den Myſterien und der heiligen Weihe jener Voͤlker, welche dem Urvolk der Welt noch am naͤchſten ver- wandt geweſen, vernimmt die Seele einige halbver- ſtaͤndliche Toͤne, welche tief aus der Natur unſers Weſens gekommen, dieſes tief erſchuͤttern, und wir fuͤhlen bald von den Klagetoͤnen des erſten Menſchen- geſchlechts und der Natur, unſer Herz zerſchnitten, bald den Geiſt von einer hohen Naturandacht bewegt, und von dem Wehen einer ewigen Begeiſterung durch-

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/19>, abgerufen am 23.11.2024.