des, welche Thales von den egyptischen Priestern, in deren Geheimnisse er eingeweihet war, mitbrachte, vermochten sich doch auf griechischem Boden nicht lange zu erhalten und schon seine nächsten Nachfolger und Schüler (besonders Araximenes *)) erlaubten sich wieder die Natur auf ihre Weise zu dichten.
Ueberhaupt hat man mit Recht anerkannt, daß die Astronomie der Griechen blos aus den verschiedenen Meynungen ihrer Philosophen bestehe.
So waren, während bey andren älteren Völkern die Kenntniß von der Umlaufszeit der Weltkörper, der Perioden, der wahren Gestalt und andrer Verhältnis- se derselben, ein allgemeines Eigenthum gewesen, die Griechen Jahrhunderte lang vergeblich bemüht, nur die eigentliche Dauer des Jahres aufzufinden, und über die Geschichte des Weltgebäudes, die jenen allge- mein nach ihren Grundzügen bekannt war, erlaubten sich diese nach Willkühr, jetzt diese dann jene Meynung zu hegen.
Eine nicht geringere Ungewißheit in der Einthei- lung der Zeit, herrschte bey den alten italiänischen Völkern, bis Numa hierin einige Abänderung traf.
*) Er lehrte wieder, die Erde sey platt, das Himmelsge- wölbe fest, nachdem Thales schon die wahren Ansichten vorgetragen.
des, welche Thales von den egyptiſchen Prieſtern, in deren Geheimniſſe er eingeweihet war, mitbrachte, vermochten ſich doch auf griechiſchem Boden nicht lange zu erhalten und ſchon ſeine naͤchſten Nachfolger und Schuͤler (beſonders Araximenes *)) erlaubten ſich wieder die Natur auf ihre Weiſe zu dichten.
Ueberhaupt hat man mit Recht anerkannt, daß die Aſtronomie der Griechen blos aus den verſchiedenen Meynungen ihrer Philoſophen beſtehe.
So waren, waͤhrend bey andren aͤlteren Voͤlkern die Kenntniß von der Umlaufszeit der Weltkoͤrper, der Perioden, der wahren Geſtalt und andrer Verhaͤltniſ- ſe derſelben, ein allgemeines Eigenthum geweſen, die Griechen Jahrhunderte lang vergeblich bemuͤht, nur die eigentliche Dauer des Jahres aufzufinden, und uͤber die Geſchichte des Weltgebaͤudes, die jenen allge- mein nach ihren Grundzuͤgen bekannt war, erlaubten ſich dieſe nach Willkuͤhr, jetzt dieſe dann jene Meynung zu hegen.
Eine nicht geringere Ungewißheit in der Einthei- lung der Zeit, herrſchte bey den alten italiaͤniſchen Voͤlkern, bis Numa hierin einige Abaͤnderung traf.
*) Er lehrte wieder, die Erde ſey platt, das Himmelsge- woͤlbe feſt, nachdem Thales ſchon die wahren Anſichten vorgetragen.
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des, welche Thales von den egyptiſchen Prieſtern, in
deren Geheimniſſe er eingeweihet war, mitbrachte,
vermochten ſich doch auf griechiſchem Boden nicht lange
zu erhalten und ſchon ſeine naͤchſten Nachfolger und
Schuͤler (beſonders Araximenes *)) erlaubten ſich wieder
die Natur auf ihre Weiſe zu dichten.
Ueberhaupt hat man mit Recht anerkannt, daß
die Aſtronomie der Griechen blos aus den verſchiedenen
Meynungen ihrer Philoſophen beſtehe.
So waren, waͤhrend bey andren aͤlteren Voͤlkern
die Kenntniß von der Umlaufszeit der Weltkoͤrper, der
Perioden, der wahren Geſtalt und andrer Verhaͤltniſ-
ſe derſelben, ein allgemeines Eigenthum geweſen, die
Griechen Jahrhunderte lang vergeblich bemuͤht, nur
die eigentliche Dauer des Jahres aufzufinden, und
uͤber die Geſchichte des Weltgebaͤudes, die jenen allge-
mein nach ihren Grundzuͤgen bekannt war, erlaubten
ſich dieſe nach Willkuͤhr, jetzt dieſe dann jene Meynung
zu hegen.
Eine nicht geringere Ungewißheit in der Einthei-
lung der Zeit, herrſchte bey den alten italiaͤniſchen
Voͤlkern, bis Numa hierin einige Abaͤnderung traf.
*) Er lehrte wieder, die Erde ſey platt, das Himmelsge-
woͤlbe feſt, nachdem Thales ſchon die wahren Anſichten
vorgetragen.
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/102>, abgerufen am 23.11.2024.
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