beliebige Zahlen ausgedehnt: a ist Teiler von b, sooft b/a eine ganze Zahl ist. Darnach sieht man leicht, dass die Figur ein Büschel wird von unend- lich vielen (voll ausgezogenen) diskreten Geraden (Doppelstrahlen), die vom Ursprunge ausgehen und sich der x-Axe asymptotisch nähern -- und zwar symmetrisch zu beiden Seiten der y-Axe, welche selbst zu dem Büschel gehört, wogegen die x-Axe frei bleibt. Es wäre nicht schwer auch "die Gleichung" dieser Geradenschar aufzustellen.
Im Anschluss an diese Betrachtungen müssen wir jetzt auch die Frage beantworten, als welche Figuren -- wenn die geometrische Re- präsentation der binären Relative a und b bekannt ist -- sich die Resultate der sechs Spezies: an, ab, a + b, a, a ; b, a j b nunmehr darstellen werden?
Es leuchtet sofort ein, dass die drei ersten von diesen Ausdrücken die aus dem identischen Kalkul bekannte Bedeutung haben.
Das Negat an von a hat ausschliesslich die Leerstellen von a mit Augen besetzt; seine geometrische Repräsentation wird erhalten, indem man in der Figur von a sozusagen schwarz und weiss vertauscht; die Figur von an ist die Aussenfigur derjenigen von a.
Das identische Produkt ab stellt sich geometrisch dar als der Schnitt (Dedekind's "Gemeinheit") der Figuren a und b; es ist der Inbegriff, die Gesamtheit der den Relativen a und b gemeinsamen Punkte oder Augen. Man lasse also behufs Bildung von ab alle die Punkte (Augen) weg, die blos dem einen oder blos dem andern der beiden Relative a, b angehören. Die Matrix von ab enthält ausschliesslich diejenigen Augen, welche dem Relativ a und dem Relativ b zugleich angehören -- in bekannter Analogie mit dem grössten gemeinschaftlichen Divisor zweier Zahlen, insofern ab das weiteste (umfassendste, ausgedehnteste, "grösste", augenreichste) Relativ sein wird, welches sowol in a als in b enthalten ist.
Die identische Summe a + b stellt sich geometrisch dar als die Figur, das Punktsystem, zu welchem die Figuren von a und von b einander gegenseitig ergänzen. Die Zeichnung zu dieser Figur wird erhalten, indem man beide Figuren -- die von a und die von b -- in die Ebene einträgt, die eine sozusagen über die andre hinweg druckend; die doppelt bedruckten Stellen werden dabei gleichwie die blos einfach bedruckten nur eben schlechtweg schwarz erscheinen. Die Matrix von a + b umfasst ausschliesslich diejenigen Augen, welche dem Relativ a oder dem Relativ b angehören.
Zweite Vorlesung.
beliebige Zahlen ausgedehnt: a ist Teiler von b, sooft b/a eine ganze Zahl ist. Darnach sieht man leicht, dass die Figur ein Büschel wird von unend- lich vielen (voll ausgezogenen) diskreten Geraden (Doppelstrahlen), die vom Ursprunge ausgehen und sich der x-Axe asymptotisch nähern — und zwar symmetrisch zu beiden Seiten der y-Axe, welche selbst zu dem Büschel gehört, wogegen die x-Axe frei bleibt. Es wäre nicht schwer auch „die Gleichung“ dieser Geradenschar aufzustellen.
Im Anschluss an diese Betrachtungen müssen wir jetzt auch die Frage beantworten, als welche Figuren — wenn die geometrische Re- präsentation der binären Relative a und b bekannt ist — sich die Resultate der sechs Spezies: ā, ab, a + b, ă, a ; b, a ɟ b nunmehr darstellen werden?
Es leuchtet sofort ein, dass die drei ersten von diesen Ausdrücken die aus dem identischen Kalkul bekannte Bedeutung haben.
Das Negat ā von a hat ausschliesslich die Leerstellen von a mit Augen besetzt; seine geometrische Repräsentation wird erhalten, indem man in der Figur von a sozusagen schwarz und weiss vertauscht; die Figur von ā ist die Aussenfigur derjenigen von a.
Das identische Produkt ab stellt sich geometrisch dar als der Schnitt (Dedekind’s „Gemeinheit“) der Figuren a und b; es ist der Inbegriff, die Gesamtheit der den Relativen a und b gemeinsamen Punkte oder Augen. Man lasse also behufs Bildung von ab alle die Punkte (Augen) weg, die blos dem einen oder blos dem andern der beiden Relative a, b angehören. Die Matrix von ab enthält ausschliesslich diejenigen Augen, welche dem Relativ a und dem Relativ b zugleich angehören — in bekannter Analogie mit dem grössten gemeinschaftlichen Divisor zweier Zahlen, insofern ab das weiteste (umfassendste, ausgedehnteste, „grösste“, augenreichste) Relativ sein wird, welches sowol in a als in b enthalten ist.
Die identische Summe a + b stellt sich geometrisch dar als die Figur, das Punktsystem, zu welchem die Figuren von a und von b einander gegenseitig ergänzen. Die Zeichnung zu dieser Figur wird erhalten, indem man beide Figuren — die von a und die von b — in die Ebene einträgt, die eine sozusagen über die andre hinweg druckend; die doppelt bedruckten Stellen werden dabei gleichwie die blos einfach bedruckten nur eben schlechtweg schwarz erscheinen. Die Matrix von a + b umfasst ausschliesslich diejenigen Augen, welche dem Relativ a oder dem Relativ b angehören.
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Zweite Vorlesung.
beliebige Zahlen ausgedehnt: a ist Teiler von b, sooft b/a eine ganze Zahl
ist. Darnach sieht man leicht, dass die Figur ein Büschel wird von unend-
lich vielen (voll ausgezogenen) diskreten Geraden (Doppelstrahlen), die vom
Ursprunge ausgehen und sich der x-Axe asymptotisch nähern — und zwar
symmetrisch zu beiden Seiten der y-Axe, welche selbst zu dem Büschel
gehört, wogegen die x-Axe frei bleibt. Es wäre nicht schwer auch „die
Gleichung“ dieser Geradenschar aufzustellen.
Im Anschluss an diese Betrachtungen müssen wir jetzt auch die
Frage beantworten, als welche Figuren — wenn die geometrische Re-
präsentation der binären Relative a und b bekannt ist — sich die
Resultate der sechs Spezies:
ā, ab, a + b, ă, a ; b, a ɟ b
nunmehr darstellen werden?
Es leuchtet sofort ein, dass die drei ersten von diesen Ausdrücken
die aus dem identischen Kalkul bekannte Bedeutung haben.
Das Negat ā von a hat ausschliesslich die Leerstellen von a mit
Augen besetzt; seine geometrische Repräsentation wird erhalten, indem
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Figur von ā ist die Aussenfigur derjenigen von a.
Das identische Produkt ab stellt sich geometrisch dar als der
Schnitt (Dedekind’s „Gemeinheit“) der Figuren a und b; es ist der
Inbegriff, die Gesamtheit der den Relativen a und b gemeinsamen Punkte
oder Augen. Man lasse also behufs Bildung von ab alle die Punkte
(Augen) weg, die blos dem einen oder blos dem andern der beiden
Relative a, b angehören. Die Matrix von ab enthält ausschliesslich
diejenigen Augen, welche dem Relativ a und dem Relativ b zugleich
angehören
— in bekannter Analogie mit dem grössten gemeinschaftlichen Divisor zweier
Zahlen, insofern ab das weiteste (umfassendste, ausgedehnteste, „grösste“,
augenreichste) Relativ sein wird, welches sowol in a als in b enthalten ist.
Die identische Summe a + b stellt sich geometrisch dar als die
Figur, das Punktsystem, zu welchem die Figuren von a und von b
einander gegenseitig ergänzen. Die Zeichnung zu dieser Figur wird
erhalten, indem man beide Figuren — die von a und die von b — in
die Ebene einträgt, die eine sozusagen über die andre hinweg druckend;
die doppelt bedruckten Stellen werden dabei gleichwie die blos einfach
bedruckten nur eben schlechtweg schwarz erscheinen. Die Matrix von
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oder dem Relativ b angehören.
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Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 3, Abt. 1. Leipzig, 1895, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik03_1895/68>, abgerufen am 04.12.2024.
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