Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 3, Abt. 1. Leipzig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

§ 26. Identische Knüpfungen zwischen Elementepaaren.
nun aus der Behauptung der vorhin erwiesenen Aussagensubsumtion 28)
nicht auch umgekehrt deren Voraussetzung folgen, so müsste die Negation
von dieser, mithin die Hypothesis von 27) gelten. Dann hätten wir aber
(i : j)(h : k) = 0 im Widerspruch zu der Annahme, dass dies Produkt
= i : j (= z) somit 0 sei. Ebenso zeigt man apagogisch auch die rück-
wärtige Geltung der für 27) bereits bewiesnen Aussagensubsumtion.

Der letzte Teil des Satzes 28) ergibt sich durch Vergleichung seines
ersten Teils mit der Kontraposition von 27).

Als einen partikularen Fall von 27) haben wir insbesondre für k j:
29) (i : j)(i : k) = 0
und gibt derselbe Veranlassung zu einer sehr wichtigen Bemerkung.

Derselbe thut nämlich meines Erachtens unwiderleglich dar, dass
es für die Widerspruchsfreiheit, Konsistenz unsrer Theorie ganz un-
erlässlich ist, die Denkbereiche der verschiednen Ordnungen -- wie
von mir betont -- scharf von einander zu unterscheiden. Dies etwa
in folgender Weise.

Es seien die Elementepaare i : j und i : k -- alle beide -- Glieder
eines Relativs a = amans = "Liebender von-". Wenn dann nach
Peirce2 p. 12 sq., 5 p. 44, 6 p. 5 sq. (konnotativ) i : j den i "als Lieben-
den von j
", ebenso i : k den i "als Liebenden von k" bedeutet, mithin
beide Elementepaare das Relat, den i, bezeichnen, so muss notwendig
im Widerspruch zu 29) das identische Produkt:
29) (i : j)(i : k) = i
selbst sein; und dieses ist es in der That, sobald man vor der Multi-
plikation der Elementepaare an ihnen den Prozess ausführt, den ich
ihre "Zurückdeutung" in den Denkbereich 11 nannte -- ein Prozess, der
(wie wir später sehen werden) die Wirkung hat zu verwandeln: das
Elementepaar i : j in (i : j) ; 1 = ij ; 1 = i ; 1 · j ; 1 = i · 1 = i und ebenso
das i : k in i.

Eine ähnliche Bemerkung würde sich auch an die Operation des Negi-
rens anknüpfen lassen, wo es einen grossen Unterschied macht, ob man
ein binäres Relativ a erst negirt, und dann (das Negat an) in den Denk-
bereich 11 zurückdeutet (womit an ; 1 entsteht), oder ob man umgekehrt a
erst zurückdeutet (was a ; 1 liefert) und dann negirt (womit a1 = an j 0
entsteht).

Solange Peirce's Theorie fortgesetzt nur mit einem einzigen
völlig offenen Denkbereiche wirtschaftet(e), in welchen es jederzeit frei-
steht, die Objekte unsrer verschiednen Denkbereiche mit gleichem
Rechte einzubeziehen, kann dieselbe wie mir scheint von einem innern
Widerspruche, einer Inkonsistenz nicht wohl ganz freigesprochen
werden.


§ 26. Identische Knüpfungen zwischen Elementepaaren.
nun aus der Behauptung der vorhin erwiesenen Aussagensubsumtion 28)
nicht auch umgekehrt deren Voraussetzung folgen, so müsste die Negation
von dieser, mithin die Hypothesis von 27) gelten. Dann hätten wir aber
(i : j)(h : k) = 0 im Widerspruch zu der Annahme, dass dies Produkt
= i : j (= z) somit ≠ 0 sei. Ebenso zeigt man apagogisch auch die rück-
wärtige Geltung der für 27) bereits bewiesnen Aussagensubsumtion.

Der letzte Teil des Satzes 28) ergibt sich durch Vergleichung seines
ersten Teils mit der Kontraposition von 27).

Als einen partikularen Fall von 27) haben wir insbesondre für kj:
29) (i : j)(i : k) = 0
und gibt derselbe Veranlassung zu einer sehr wichtigen Bemerkung.

Derselbe thut nämlich meines Erachtens unwiderleglich dar, dass
es für die Widerspruchsfreiheit, Konsistenz unsrer Theorie ganz un-
erlässlich ist, die Denkbereiche der verschiednen Ordnungen — wie
von mir betont — scharf von einander zu unterscheiden. Dies etwa
in folgender Weise.

Es seien die Elementepaare i : j und i : k — alle beide — Glieder
eines Relativs a = amans = „Liebender von-“. Wenn dann nach
Peirce2 p. 12 sq., 5 p. 44, 6 p. 5 sq. (konnotativ) i : j den ials Lieben-
den von j
“, ebenso i : k den i „als Liebenden von kbedeutet, mithin
beide Elementepaare das Relat, den i, bezeichnen, so muss notwendig
im Widerspruch zu 29) das identische Produkt:
29̅) (i : j)(i : k) = i
selbst sein; und dieses ist es in der That, sobald man vor der Multi-
plikation der Elementepaare an ihnen den Prozess ausführt, den ich
ihre „Zurückdeutung“ in den Denkbereich 11 nannte — ein Prozess, der
(wie wir später sehen werden) die Wirkung hat zu verwandeln: das
Elementepaar i : j in (i : j) ; 1 = ij̆ ; 1 = i ; 1 · ; 1 = i · 1 = i und ebenso
das i : k in i.

Eine ähnliche Bemerkung würde sich auch an die Operation des Negi-
rens anknüpfen lassen, wo es einen grossen Unterschied macht, ob man
ein binäres Relativ a erst negirt, und dann (das Negat ) in den Denk-
bereich 11 zurückdeutet (womit ; 1 entsteht), oder ob man umgekehrt a
erst zurückdeutet (was a ; 1 liefert) und dann negirt (womit a1 = ɟ 0
entsteht).

Solange Peirce’s Theorie fortgesetzt nur mit einem einzigen
völlig offenen Denkbereiche wirtschaftet(e), in welchen es jederzeit frei-
steht, die Objekte unsrer verschiednen Denkbereiche mit gleichem
Rechte einzubeziehen, kann dieselbe wie mir scheint von einem innern
Widerspruche, einer Inkonsistenz nicht wohl ganz freigesprochen
werden.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0453" n="439"/><fw place="top" type="header">§ 26. Identische Knüpfungen zwischen Elementepaaren.</fw><lb/>
nun aus der Behauptung der vorhin erwiesenen Aussagensubsumtion 28)<lb/>
nicht auch umgekehrt deren Voraussetzung folgen, so müsste die Negation<lb/>
von dieser, mithin die Hypothesis von 27) gelten. Dann hätten wir aber<lb/>
(<hi rendition="#i">i</hi> : <hi rendition="#i">j</hi>)(<hi rendition="#i">h</hi> : <hi rendition="#i">k</hi>) = 0 im Widerspruch zu der Annahme, dass dies Produkt<lb/>
= <hi rendition="#i">i</hi> : <hi rendition="#i">j</hi> (= <hi rendition="#i">z</hi>) somit &#x2260; 0 sei. Ebenso zeigt man apagogisch auch die rück-<lb/>
wärtige Geltung der für 27) bereits bewiesnen Aussagensubsumtion.</p><lb/>
          <p>Der letzte Teil des Satzes 28) ergibt sich durch Vergleichung seines<lb/>
ersten Teils mit der Kontraposition von 27).</p><lb/>
          <p>Als einen partikularen Fall von 27) haben wir insbesondre für <hi rendition="#i">k</hi> &#x2260; <hi rendition="#i">j</hi>:<lb/>
29) <hi rendition="#et">(<hi rendition="#i">i</hi> : <hi rendition="#i">j</hi>)(<hi rendition="#i">i</hi> : <hi rendition="#i">k</hi>) = 0</hi><lb/>
und gibt derselbe Veranlassung zu einer sehr wichtigen <hi rendition="#g">Bemerkung</hi>.</p><lb/>
          <p>Derselbe thut nämlich meines Erachtens unwiderleglich dar, dass<lb/>
es für die Widerspruchsfreiheit, Konsistenz unsrer Theorie ganz un-<lb/>
erlässlich ist, die Denkbereiche der verschiednen Ordnungen &#x2014; wie<lb/>
von mir betont &#x2014; scharf von einander zu unterscheiden. Dies etwa<lb/>
in folgender Weise.</p><lb/>
          <p>Es seien die Elementepaare <hi rendition="#i">i</hi> : <hi rendition="#i">j</hi> und <hi rendition="#i">i</hi> : <hi rendition="#i">k</hi> &#x2014; alle beide &#x2014; Glieder<lb/>
eines Relativs <hi rendition="#i">a</hi> = amans = &#x201E;Liebender von-&#x201C;. Wenn dann <hi rendition="#i">nach</hi><lb/><hi rendition="#g">Peirce</hi><hi rendition="#sup">2</hi> p. 12 sq., <hi rendition="#sup">5</hi> p. 44, <hi rendition="#sup">6</hi> p. 5 sq. (konnotativ) <hi rendition="#i">i</hi> : <hi rendition="#i">j</hi> den <hi rendition="#i">i</hi> &#x201E;<hi rendition="#i">als Lieben-<lb/>
den von j</hi>&#x201C;, ebenso <hi rendition="#i">i</hi> : <hi rendition="#i">k</hi> den <hi rendition="#i">i</hi> &#x201E;als Liebenden von <hi rendition="#i">k</hi>&#x201C; <hi rendition="#i">bedeutet</hi>, mithin<lb/>
beide Elementepaare <hi rendition="#i">das Relat</hi>, den <hi rendition="#i">i</hi>, <hi rendition="#i">bezeichnen</hi>, so muss notwendig<lb/>
im Widerspruch zu 29) das identische Produkt:<lb/>
29&#x0305;) <hi rendition="#et">(<hi rendition="#i">i</hi> : <hi rendition="#i">j</hi>)(<hi rendition="#i">i</hi> : <hi rendition="#i">k</hi>) = <hi rendition="#i">i</hi></hi><lb/>
selbst sein; und dieses ist es in der That, sobald man vor der Multi-<lb/>
plikation der Elementepaare an ihnen den Prozess ausführt, den ich<lb/>
ihre &#x201E;<hi rendition="#i">Zurückdeutung</hi>&#x201C; in den Denkbereich 1<hi rendition="#sup">1</hi> nannte &#x2014; ein Prozess, der<lb/>
(wie wir später sehen werden) die Wirkung hat zu verwandeln: das<lb/>
Elementepaar <hi rendition="#i">i</hi> : <hi rendition="#i">j</hi> in (<hi rendition="#i">i</hi> : <hi rendition="#i">j</hi>) ; 1 = <hi rendition="#i">ij&#x0306;</hi> ; 1 = <hi rendition="#i">i</hi> ; 1 · <hi rendition="#i">j&#x0306;</hi> ; 1 = <hi rendition="#i">i</hi> · 1 = <hi rendition="#i">i</hi> und ebenso<lb/>
das <hi rendition="#i">i</hi> : <hi rendition="#i">k</hi> in <hi rendition="#i">i</hi>.</p><lb/>
          <p>Eine ähnliche Bemerkung würde sich auch an die Operation des Negi-<lb/>
rens anknüpfen lassen, wo es einen grossen Unterschied macht, ob man<lb/>
ein binäres Relativ <hi rendition="#i">a</hi> erst negirt, und dann (das Negat <hi rendition="#i">a&#x0304;</hi>) in den Denk-<lb/>
bereich 1<hi rendition="#sup">1</hi> zurückdeutet (womit <hi rendition="#i">a&#x0304;</hi> ; 1 entsteht), oder ob man umgekehrt <hi rendition="#i">a</hi><lb/>
erst zurückdeutet (was <hi rendition="#i">a</hi> ; 1 liefert) und dann negirt (womit <hi rendition="#i">a<hi rendition="#sub">1</hi></hi> = <hi rendition="#i">a&#x0304;</hi> &#x025F; 0<lb/>
entsteht).</p><lb/>
          <p>Solange <hi rendition="#g">Peirce&#x2019;</hi>s Theorie fortgesetzt nur mit einem einzigen<lb/>
völlig offenen Denkbereiche wirtschaftet(e), in welchen es jederzeit frei-<lb/>
steht, die Objekte unsrer verschiednen Denkbereiche mit gleichem<lb/>
Rechte einzubeziehen, kann dieselbe wie mir scheint von einem innern<lb/>
Widerspruche, einer Inkonsistenz nicht wohl ganz freigesprochen<lb/>
werden.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[439/0453] § 26. Identische Knüpfungen zwischen Elementepaaren. nun aus der Behauptung der vorhin erwiesenen Aussagensubsumtion 28) nicht auch umgekehrt deren Voraussetzung folgen, so müsste die Negation von dieser, mithin die Hypothesis von 27) gelten. Dann hätten wir aber (i : j)(h : k) = 0 im Widerspruch zu der Annahme, dass dies Produkt = i : j (= z) somit ≠ 0 sei. Ebenso zeigt man apagogisch auch die rück- wärtige Geltung der für 27) bereits bewiesnen Aussagensubsumtion. Der letzte Teil des Satzes 28) ergibt sich durch Vergleichung seines ersten Teils mit der Kontraposition von 27). Als einen partikularen Fall von 27) haben wir insbesondre für k ≠ j: 29) (i : j)(i : k) = 0 und gibt derselbe Veranlassung zu einer sehr wichtigen Bemerkung. Derselbe thut nämlich meines Erachtens unwiderleglich dar, dass es für die Widerspruchsfreiheit, Konsistenz unsrer Theorie ganz un- erlässlich ist, die Denkbereiche der verschiednen Ordnungen — wie von mir betont — scharf von einander zu unterscheiden. Dies etwa in folgender Weise. Es seien die Elementepaare i : j und i : k — alle beide — Glieder eines Relativs a = amans = „Liebender von-“. Wenn dann nach Peirce2 p. 12 sq., 5 p. 44, 6 p. 5 sq. (konnotativ) i : j den i „als Lieben- den von j“, ebenso i : k den i „als Liebenden von k“ bedeutet, mithin beide Elementepaare das Relat, den i, bezeichnen, so muss notwendig im Widerspruch zu 29) das identische Produkt: 29̅) (i : j)(i : k) = i selbst sein; und dieses ist es in der That, sobald man vor der Multi- plikation der Elementepaare an ihnen den Prozess ausführt, den ich ihre „Zurückdeutung“ in den Denkbereich 11 nannte — ein Prozess, der (wie wir später sehen werden) die Wirkung hat zu verwandeln: das Elementepaar i : j in (i : j) ; 1 = ij̆ ; 1 = i ; 1 · j̆ ; 1 = i · 1 = i und ebenso das i : k in i. Eine ähnliche Bemerkung würde sich auch an die Operation des Negi- rens anknüpfen lassen, wo es einen grossen Unterschied macht, ob man ein binäres Relativ a erst negirt, und dann (das Negat ā) in den Denk- bereich 11 zurückdeutet (womit ā ; 1 entsteht), oder ob man umgekehrt a erst zurückdeutet (was a ; 1 liefert) und dann negirt (womit a1 = ā ɟ 0 entsteht). Solange Peirce’s Theorie fortgesetzt nur mit einem einzigen völlig offenen Denkbereiche wirtschaftet(e), in welchen es jederzeit frei- steht, die Objekte unsrer verschiednen Denkbereiche mit gleichem Rechte einzubeziehen, kann dieselbe wie mir scheint von einem innern Widerspruche, einer Inkonsistenz nicht wohl ganz freigesprochen werden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik03_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik03_1895/453
Zitationshilfe: Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 3, Abt. 1. Leipzig, 1895, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik03_1895/453>, abgerufen am 17.05.2024.