Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 3, Abt. 1. Leipzig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünfte Vorlesung.
was in der That besagt: für jedes u muss, wenn der Wert von f(u)
mit x bezeichnet wird, F(x) = 0 sein.

Wird in 6) für x durchweg der Name f(u) gebraucht, den die Vor-
aussetzung, Hypothesis, der Bedingungssatz der in [ ] stehenden Aussagen-
subsumtion dafür einführt, so erfüllt sich jene als eine Identität, erhält
mithin den Aussagenwert {f(u) = f(u)} = 1. Nach dem "spezifischen Prinzip"
des Aussagenkalkuls (1 A) = A, wie wir es in Bd. 2 genannt haben,
wird damit die Behauptung, Thesis, der Folgesatz ebendieser Aussagen-
subsumtion zu einer schlechthin gültigen, d. h. die Formel 6) zieht sich
zusammen in:
7) [Formel 1] ,
was nichts andres ist als die ausdrucksvoller geschriebene Formel 3) --
diese nämlich in Verbindung mit dem ihr oben beigefügten verbalen Zu-
satze zum Ausdruck gebracht.

Umgekehrt folgt aus 7), indem man für f(u) den Namen x einführt,
auch wiederum 6), sodass diese beiden Aussagen 6) und 7) [d. h. auch 5)
als allgemeingültige Formel verstanden] als äquivalent und äquipollent zu
erachten sind.

Weil nun aber in 6) das Prädikat der Aussagensubsumtion in
der eckigen Klammer [] unabhängig von, konstant in Hinsicht der
Produktationsvariabeln u ist, so lässt sich nach bekanntem Satze [näm-
lich gemäss Th. 3+) des Bd. 1] diese 6) äquipollent umschreiben in:
8) [Formel 2] .

Ist diese Forderung allein erfüllt, ohne die sogleich zu erwähnende
folgende, so werden wir sagen: x = f(u) stelle eine "partikulare" Lösung
der Gleichung F(x) = 0 vor, auch dann, wenn diese Lösung noch von
grosser Allgemeinheit ist und vielleicht unendlich viel verschiedene Wur-
zeln liefert.

Zweitens aber muss unser Ausdruck f(u) auch imstande sein, jede
Wurzel x unsrer Gleichung 1) zu liefern, d. h. wenn x irgendwie ein
gegebenes Relativ vorstellt, derart jedoch, dass es die Gleichung F(x) = 0
erfüllt, so muss es auch ein Relativ u geben, für welches unser f(u)
gerade gleich diesem x wird.

Diese Forderung drückt regelrecht der Ansatz aus:
9) [Formel 3] .

Den Nachweis bei einer bestimmten Funktion f(u), dass sie diese
Forderung 9) erfülle, nennen wir "die Probe 2" dafür, dass dieses f(u)
die allgemeine Lösung der Gleichung 1) vorstelle.

Die beiden Forderungen 8) und 9) besagend, dass der Ausdruck
f(u) nur Wurzeln aber auch jede Wurzel der Gleichung 1) "liefere"

Fünfte Vorlesung.
was in der That besagt: für jedes u muss, wenn der Wert von f(u)
mit x bezeichnet wird, F(x) = 0 sein.

Wird in 6) für x durchweg der Name f(u) gebraucht, den die Vor-
aussetzung, Hypothesis, der Bedingungssatz der in [ ] stehenden Aussagen-
subsumtion dafür einführt, so erfüllt sich jene als eine Identität, erhält
mithin den Aussagenwert {f(u) = f(u)} = 1. Nach dem „spezifischen Prinzip“
des Aussagenkalkuls (1 ⋹ A) = A, wie wir es in Bd. 2 genannt haben,
wird damit die Behauptung, Thesis, der Folgesatz ebendieser Aussagen-
subsumtion zu einer schlechthin gültigen, d. h. die Formel 6) zieht sich
zusammen in:
7) [Formel 1] ,
was nichts andres ist als die ausdrucksvoller geschriebene Formel 3) —
diese nämlich in Verbindung mit dem ihr oben beigefügten verbalen Zu-
satze zum Ausdruck gebracht.

Umgekehrt folgt aus 7), indem man für f(u) den Namen x einführt,
auch wiederum 6), sodass diese beiden Aussagen 6) und 7) [d. h. auch 5)
als allgemeingültige Formel verstanden] als äquivalent und äquipollent zu
erachten sind.

Weil nun aber in 6) das Prädikat der Aussagensubsumtion in
der eckigen Klammer [] unabhängig von, konstant in Hinsicht der
Produktationsvariabeln u ist, so lässt sich nach bekanntem Satze [näm-
lich gemäss Th. 3+) des Bd. 1] diese 6) äquipollent umschreiben in:
8) [Formel 2] .

Ist diese Forderung allein erfüllt, ohne die sogleich zu erwähnende
folgende, so werden wir sagen: x = f(u) stelle einepartikulareLösung
der Gleichung F(x) = 0 vor, auch dann, wenn diese Lösung noch von
grosser Allgemeinheit ist und vielleicht unendlich viel verschiedene Wur-
zeln liefert.

Zweitens aber muss unser Ausdruck f(u) auch imstande sein, jede
Wurzel x unsrer Gleichung 1) zu liefern, d. h. wenn x irgendwie ein
gegebenes Relativ vorstellt, derart jedoch, dass es die Gleichung F(x) = 0
erfüllt, so muss es auch ein Relativ u geben, für welches unser f(u)
gerade gleich diesem x wird.

Diese Forderung drückt regelrecht der Ansatz aus:
9) [Formel 3] .

Den Nachweis bei einer bestimmten Funktion f(u), dass sie diese
Forderung 9) erfülle, nennen wir „die Probe 2“ dafür, dass dieses f(u)
die allgemeine Lösung der Gleichung 1) vorstelle.

Die beiden Forderungen 8) und 9) besagend, dass der Ausdruck
f(u) nur Wurzeln aber auch jede Wurzel der Gleichung 1) „liefere“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0178" n="164"/><fw place="top" type="header">Fünfte Vorlesung.</fw><lb/>
was in der That besagt: für jedes <hi rendition="#i">u</hi> muss, wenn der Wert von <hi rendition="#i">f</hi>(<hi rendition="#i">u</hi>)<lb/>
mit <hi rendition="#i">x</hi> bezeichnet wird, <hi rendition="#i">F</hi>(<hi rendition="#i">x</hi>) = 0 sein.</p><lb/>
          <p>Wird in 6) für <hi rendition="#i">x</hi> durchweg der Name <hi rendition="#i">f</hi>(<hi rendition="#i">u</hi>) gebraucht, den die Vor-<lb/>
aussetzung, Hypothesis, der Bedingungssatz der in [ ] stehenden Aussagen-<lb/>
subsumtion dafür einführt, so erfüllt sich jene als eine Identität, erhält<lb/>
mithin den Aussagenwert {<hi rendition="#i">f</hi>(<hi rendition="#i">u</hi>) = <hi rendition="#i">f</hi>(<hi rendition="#i">u</hi>)} = 1. Nach dem &#x201E;spezifischen Prinzip&#x201C;<lb/>
des Aussagenkalkuls (1 &#x22F9; <hi rendition="#i">A</hi>) = <hi rendition="#i">A</hi>, wie wir es in Bd. 2 genannt haben,<lb/>
wird damit die Behauptung, Thesis, der Folgesatz ebendieser Aussagen-<lb/>
subsumtion zu einer schlechthin gültigen, d. h. die Formel 6) zieht sich<lb/>
zusammen in:<lb/>
7) <hi rendition="#et"><formula/>,</hi><lb/>
was nichts andres ist als die ausdrucksvoller geschriebene Formel 3) &#x2014;<lb/>
diese nämlich in Verbindung mit dem ihr oben beigefügten verbalen Zu-<lb/>
satze zum Ausdruck gebracht.</p><lb/>
          <p>Umgekehrt folgt aus 7), indem man für <hi rendition="#i">f</hi>(<hi rendition="#i">u</hi>) den Namen <hi rendition="#i">x</hi> einführt,<lb/>
auch wiederum 6), sodass diese beiden Aussagen 6) und 7) [d. h. auch 5)<lb/>
als allgemeingültige Formel verstanden] als äquivalent und äquipollent zu<lb/>
erachten sind.</p><lb/>
          <p>Weil nun aber in 6) das Prädikat der Aussagensubsumtion in<lb/>
der eckigen Klammer [] unabhängig von, konstant in Hinsicht der<lb/>
Produktationsvariabeln <hi rendition="#i">u</hi> ist, so lässt sich nach bekanntem Satze [näm-<lb/>
lich gemäss Th. 3<hi rendition="#sub">+</hi>) des Bd. 1] diese 6) äquipollent <hi rendition="#i">um</hi>schreiben in:<lb/>
8) <hi rendition="#et"><formula/>.</hi></p><lb/>
          <p>Ist diese Forderung allein erfüllt, ohne die sogleich zu erwähnende<lb/>
folgende, so werden wir sagen: <hi rendition="#i">x</hi> = <hi rendition="#i">f</hi>(<hi rendition="#i">u</hi>) stelle <hi rendition="#i">eine</hi> &#x201E;<hi rendition="#i">partikulare</hi>&#x201C; <hi rendition="#i">Lösung</hi><lb/>
der Gleichung <hi rendition="#i">F</hi>(<hi rendition="#i">x</hi>) = 0 vor, auch dann, wenn diese Lösung noch von<lb/>
grosser Allgemeinheit ist und vielleicht unendlich viel verschiedene Wur-<lb/>
zeln liefert.</p><lb/>
          <p>Zweitens aber muss unser Ausdruck <hi rendition="#i">f</hi>(<hi rendition="#i">u</hi>) auch imstande sein, <hi rendition="#i">jede</hi><lb/>
Wurzel <hi rendition="#i">x</hi> unsrer Gleichung 1) zu liefern, d. h. wenn <hi rendition="#i">x</hi> irgendwie ein<lb/><hi rendition="#i">gegebenes</hi> Relativ vorstellt, derart jedoch, dass es die Gleichung <hi rendition="#i">F</hi>(<hi rendition="#i">x</hi>) = 0<lb/>
erfüllt, so muss es auch ein Relativ <hi rendition="#i">u geben</hi>, für welches unser <hi rendition="#i">f</hi>(<hi rendition="#i">u</hi>)<lb/>
gerade gleich diesem <hi rendition="#i">x</hi> wird.</p><lb/>
          <p>Diese Forderung drückt regelrecht der Ansatz aus:<lb/>
9) <hi rendition="#et"><formula/>.</hi></p><lb/>
          <p>Den Nachweis bei einer bestimmten Funktion <hi rendition="#i">f</hi>(<hi rendition="#i">u</hi>), dass sie diese<lb/>
Forderung 9) erfülle, nennen wir &#x201E;<hi rendition="#i">die Probe</hi> 2&#x201C; dafür, dass dieses <hi rendition="#i">f</hi>(<hi rendition="#i">u</hi>)<lb/>
die allgemeine Lösung der Gleichung 1) vorstelle.</p><lb/>
          <p>Die beiden Forderungen 8) und 9) besagend, dass der Ausdruck<lb/><hi rendition="#i">f</hi>(<hi rendition="#i">u</hi>) <hi rendition="#i">nur</hi> Wurzeln aber auch <hi rendition="#i">jede</hi> Wurzel der Gleichung 1) &#x201E;liefere&#x201C;<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0178] Fünfte Vorlesung. was in der That besagt: für jedes u muss, wenn der Wert von f(u) mit x bezeichnet wird, F(x) = 0 sein. Wird in 6) für x durchweg der Name f(u) gebraucht, den die Vor- aussetzung, Hypothesis, der Bedingungssatz der in [ ] stehenden Aussagen- subsumtion dafür einführt, so erfüllt sich jene als eine Identität, erhält mithin den Aussagenwert {f(u) = f(u)} = 1. Nach dem „spezifischen Prinzip“ des Aussagenkalkuls (1 ⋹ A) = A, wie wir es in Bd. 2 genannt haben, wird damit die Behauptung, Thesis, der Folgesatz ebendieser Aussagen- subsumtion zu einer schlechthin gültigen, d. h. die Formel 6) zieht sich zusammen in: 7) [FORMEL], was nichts andres ist als die ausdrucksvoller geschriebene Formel 3) — diese nämlich in Verbindung mit dem ihr oben beigefügten verbalen Zu- satze zum Ausdruck gebracht. Umgekehrt folgt aus 7), indem man für f(u) den Namen x einführt, auch wiederum 6), sodass diese beiden Aussagen 6) und 7) [d. h. auch 5) als allgemeingültige Formel verstanden] als äquivalent und äquipollent zu erachten sind. Weil nun aber in 6) das Prädikat der Aussagensubsumtion in der eckigen Klammer [] unabhängig von, konstant in Hinsicht der Produktationsvariabeln u ist, so lässt sich nach bekanntem Satze [näm- lich gemäss Th. 3+) des Bd. 1] diese 6) äquipollent umschreiben in: 8) [FORMEL]. Ist diese Forderung allein erfüllt, ohne die sogleich zu erwähnende folgende, so werden wir sagen: x = f(u) stelle eine „partikulare“ Lösung der Gleichung F(x) = 0 vor, auch dann, wenn diese Lösung noch von grosser Allgemeinheit ist und vielleicht unendlich viel verschiedene Wur- zeln liefert. Zweitens aber muss unser Ausdruck f(u) auch imstande sein, jede Wurzel x unsrer Gleichung 1) zu liefern, d. h. wenn x irgendwie ein gegebenes Relativ vorstellt, derart jedoch, dass es die Gleichung F(x) = 0 erfüllt, so muss es auch ein Relativ u geben, für welches unser f(u) gerade gleich diesem x wird. Diese Forderung drückt regelrecht der Ansatz aus: 9) [FORMEL]. Den Nachweis bei einer bestimmten Funktion f(u), dass sie diese Forderung 9) erfülle, nennen wir „die Probe 2“ dafür, dass dieses f(u) die allgemeine Lösung der Gleichung 1) vorstelle. Die beiden Forderungen 8) und 9) besagend, dass der Ausdruck f(u) nur Wurzeln aber auch jede Wurzel der Gleichung 1) „liefere“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik03_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik03_1895/178
Zitationshilfe: Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 3, Abt. 1. Leipzig, 1895, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik03_1895/178>, abgerufen am 24.11.2024.