Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

Eilfte Vorlesung.
p) x = a1 b + w (a1 + b)
auch darstellen lassen -- vergl. Th. 47), zweite Form; m. a. W. die Glei-
chung ist äquivalent dem Subsumtionenpaare:
a1 b x, x a1 + b.
Wegen a b = 0 haben wir aber, wie bereits gezeigt:
a1 b = b und a1 + b = a1,
also wieder
b x a1, q. e. d.

Ebenso sieht man dem Ausdruck x = b + u a1 augenblicklich an, dass
er zwischen b und b + a1 irgendwie gelegen, welches letztere sich aber da,
wo a b = 0 ist, in a1 selbst zusammenzieht.*)

r) Es erübrigt, dass wir uns noch vollends über die "Determina-
tion" des Auflösungsproblems orientiren, vor allem, dass wir uns über
die Frage klar werden, wann die Gleichung nur eine Wurzel besitzt,
wann dagegen mehrere; in welchen Fällen sie gar keine Wurzel hat,
wurde bereits festgestellt.

Wenn ein Gebiet x durch eine gegebene Gleichung
a x + b x1 = 0
ausschliesslich bestimmt ist, wenn an x keine andern Anforderungen
gestellt werden, als dass es eben diese Gleichung erfülle, m. a. W.
wenn x geradezu definirt erscheint als die Wurzel dieser Gleichung,
dann bleibt in unsrer Formel für die Auflösung:
x = a1 u + b u1,
das unbestimmte Gebiet u vollkommen beliebig oder arbiträr.

Die Wurzel x ist dann in der Regel nicht ein Gebiet, sondern --
kann man sagen -- eine ganze Klasse von Gebieten, die sich eben
aus unsrer Formel ergeben, indem man dem u alle möglichen Bedeu-
tungen (in der Mannigfaltigkeit der Gebiete) beilegt.

s) Je nachdem die Werte der gegebenen Koeffizienten a, b be-
schaffen sind, kann indess auch der Fall eintreten, dass alle Werte
dieser Klasse zusammenfallen, sich auf einen einzigen reduziren.

*) In den Formen b x a1 + b habe ich in meinem Operationskreis
die Lösung bei den Boole'schen Problemen jeweils mit Worten gedeutet, jedoch
dieses Schema selbst als eine "auf die Interpretation bezügliche Bemerkung" --
vergl. p. 24 -- dort nicht mitgeteilt, da ich mich in jener Schrift immer nur der
Gleichheitszeichen bediente. Ich wüsste demnach kaum zu sagen, wem nun das
Th. 49+) eigentlich zuzuschreiben wäre. Von spätern Schriftstellern kommt ihm
McColl am nächsten, indem er nach seiner in § 27 dargelegten Methode die
Lösung in Gestalt der beiden Subsumtionen: b x, a x1 gewinnen müsste. --

Eilfte Vorlesung.
π) x = a1 b + w (a1 + b)
auch darstellen lassen — vergl. Th. 47), zweite Form; m. a. W. die Glei-
chung ist äquivalent dem Subsumtionenpaare:
a1 bx, xa1 + b.
Wegen a b = 0 haben wir aber, wie bereits gezeigt:
a1 b = b und a1 + b = a1,
also wieder
bxa1, q. e. d.

Ebenso sieht man dem Ausdruck x = b + u a1 augenblicklich an, dass
er zwischen b und b + a1 irgendwie gelegen, welches letztere sich aber da,
wo a b = 0 ist, in a1 selbst zusammenzieht.*)

ϱ) Es erübrigt, dass wir uns noch vollends über die „Determina-
tion“ des Auflösungsproblems orientiren, vor allem, dass wir uns über
die Frage klar werden, wann die Gleichung nur eine Wurzel besitzt,
wann dagegen mehrere; in welchen Fällen sie gar keine Wurzel hat,
wurde bereits festgestellt.

Wenn ein Gebiet x durch eine gegebene Gleichung
a x + b x1 = 0
ausschliesslich bestimmt ist, wenn an x keine andern Anforderungen
gestellt werden, als dass es eben diese Gleichung erfülle, m. a. W.
wenn x geradezu definirt erscheint als die Wurzel dieser Gleichung,
dann bleibt in unsrer Formel für die Auflösung:
x = a1 u + b u1,
das unbestimmte Gebiet u vollkommen beliebig oder arbiträr.

Die Wurzel x ist dann in der Regel nicht ein Gebiet, sondern —
kann man sagen — eine ganze Klasse von Gebieten, die sich eben
aus unsrer Formel ergeben, indem man dem u alle möglichen Bedeu-
tungen (in der Mannigfaltigkeit der Gebiete) beilegt.

σ) Je nachdem die Werte der gegebenen Koeffizienten a, b be-
schaffen sind, kann indess auch der Fall eintreten, dass alle Werte
dieser Klasse zusammenfallen, sich auf einen einzigen reduziren.

*) In den Formen bxa1 + b habe ich in meinem Operationskreis
die Lösung bei den Boole'schen Problemen jeweils mit Worten gedeutet, jedoch
dieses Schema selbst als eine „auf die Interpretation bezügliche Bemerkung“ —
vergl. p. 24 — dort nicht mitgeteilt, da ich mich in jener Schrift immer nur der
Gleichheitszeichen bediente. Ich wüsste demnach kaum zu sagen, wem nun das
Th. 49+) eigentlich zuzuschreiben wäre. Von spätern Schriftstellern kommt ihm
McColl am nächsten, indem er nach seiner in § 27 dargelegten Methode die
Lösung in Gestalt der beiden Subsumtionen: bx, ax1 gewinnen müsste. —
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0482" n="462"/><fw place="top" type="header">Eilfte Vorlesung.</fw><lb/><hi rendition="#i">&#x03C0;</hi>) <hi rendition="#et"><hi rendition="#i">x</hi> = <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">b</hi> + <hi rendition="#i">w</hi> (<hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">b</hi>)</hi><lb/>
auch darstellen lassen &#x2014; vergl. Th. 47), zweite Form; m. a. W. die Glei-<lb/>
chung ist äquivalent dem Subsumtionenpaare:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi><hi rendition="#i">b</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">x</hi>, <hi rendition="#i">x</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">b</hi>.</hi><lb/>
Wegen <hi rendition="#i">a b</hi> = 0 haben wir aber, wie bereits gezeigt:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi><hi rendition="#i">b</hi> = <hi rendition="#i">b</hi> und <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">b</hi> = <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi>,</hi><lb/>
also wieder<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">b</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">x</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi>, q. e. d.</hi></p><lb/>
          <p>Ebenso sieht man dem Ausdruck <hi rendition="#i">x</hi> = <hi rendition="#i">b</hi> + <hi rendition="#i">u a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> augenblicklich an, dass<lb/>
er zwischen <hi rendition="#i">b</hi> und <hi rendition="#i">b</hi> + <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> irgendwie gelegen, welches letztere sich aber da,<lb/>
wo <hi rendition="#i">a b</hi> = 0 ist, in <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> selbst zusammenzieht.<note place="foot" n="*)">In den Formen <hi rendition="#i">b</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">x</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#i">b</hi> habe ich in meinem Operationskreis<lb/>
die Lösung bei den <hi rendition="#g">Boole</hi>'schen Problemen jeweils mit Worten gedeutet, jedoch<lb/>
dieses Schema selbst als eine &#x201E;auf die Interpretation bezügliche Bemerkung&#x201C; &#x2014;<lb/>
vergl. p. 24 &#x2014; dort nicht mitgeteilt, da ich mich in jener Schrift immer nur der<lb/>
Gleichheitszeichen bediente. Ich wüsste demnach kaum zu sagen, wem nun das<lb/>
Th. 49<hi rendition="#sub">+</hi>) eigentlich zuzuschreiben wäre. Von spätern Schriftstellern kommt ihm<lb/><hi rendition="#g">McColl</hi> am nächsten, indem er nach seiner in § 27 dargelegten Methode die<lb/>
Lösung in Gestalt der beiden Subsumtionen: <hi rendition="#i">b</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">x</hi>, <hi rendition="#i">a</hi> &#x22F9; <hi rendition="#i">x</hi><hi rendition="#sub">1</hi> gewinnen müsste. &#x2014;</note></p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">&#x03F1;</hi>) Es erübrigt, dass wir uns noch vollends über die &#x201E;Determina-<lb/>
tion&#x201C; des Auflösungsproblems orientiren, vor allem, dass wir uns über<lb/>
die Frage klar werden, wann die Gleichung nur <hi rendition="#i">eine</hi> Wurzel besitzt,<lb/>
wann dagegen mehrere; in welchen Fällen sie gar keine Wurzel hat,<lb/>
wurde bereits festgestellt.</p><lb/>
          <p>Wenn ein Gebiet <hi rendition="#i">x</hi> durch eine gegebene Gleichung<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">a x</hi> + <hi rendition="#i">b x</hi><hi rendition="#sub">1</hi> = 0</hi><lb/>
ausschliesslich bestimmt ist, wenn an <hi rendition="#i">x</hi> keine andern Anforderungen<lb/>
gestellt werden, als dass es eben diese Gleichung erfülle, m. a. W.<lb/>
wenn <hi rendition="#i">x</hi> geradezu definirt erscheint als die Wurzel dieser Gleichung,<lb/>
dann bleibt in unsrer Formel für die Auflösung:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">x</hi> = <hi rendition="#i">a</hi><hi rendition="#sub">1</hi> <hi rendition="#i">u</hi> + <hi rendition="#i">b u</hi><hi rendition="#sub">1</hi>,</hi><lb/>
das unbestimmte Gebiet <hi rendition="#i">u</hi> vollkommen beliebig oder <hi rendition="#i">arbiträr</hi>.</p><lb/>
          <p>Die Wurzel <hi rendition="#i">x</hi> ist dann in der Regel nicht <hi rendition="#i">ein</hi> Gebiet, sondern &#x2014;<lb/>
kann man sagen &#x2014; eine ganze <hi rendition="#i">Klasse</hi> von Gebieten, die sich eben<lb/>
aus unsrer Formel ergeben, indem man dem <hi rendition="#i">u</hi> alle möglichen Bedeu-<lb/>
tungen (in der Mannigfaltigkeit der Gebiete) beilegt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">&#x03C3;</hi>) Je nachdem die Werte der gegebenen Koeffizienten <hi rendition="#i">a</hi>, <hi rendition="#i">b</hi> be-<lb/>
schaffen sind, kann indess auch der Fall eintreten, dass alle Werte<lb/>
dieser Klasse zusammenfallen, sich auf einen einzigen reduziren.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[462/0482] Eilfte Vorlesung. π) x = a1 b + w (a1 + b) auch darstellen lassen — vergl. Th. 47), zweite Form; m. a. W. die Glei- chung ist äquivalent dem Subsumtionenpaare: a1 b ⋹ x, x ⋹ a1 + b. Wegen a b = 0 haben wir aber, wie bereits gezeigt: a1 b = b und a1 + b = a1, also wieder b ⋹ x ⋹ a1, q. e. d. Ebenso sieht man dem Ausdruck x = b + u a1 augenblicklich an, dass er zwischen b und b + a1 irgendwie gelegen, welches letztere sich aber da, wo a b = 0 ist, in a1 selbst zusammenzieht. *) ϱ) Es erübrigt, dass wir uns noch vollends über die „Determina- tion“ des Auflösungsproblems orientiren, vor allem, dass wir uns über die Frage klar werden, wann die Gleichung nur eine Wurzel besitzt, wann dagegen mehrere; in welchen Fällen sie gar keine Wurzel hat, wurde bereits festgestellt. Wenn ein Gebiet x durch eine gegebene Gleichung a x + b x1 = 0 ausschliesslich bestimmt ist, wenn an x keine andern Anforderungen gestellt werden, als dass es eben diese Gleichung erfülle, m. a. W. wenn x geradezu definirt erscheint als die Wurzel dieser Gleichung, dann bleibt in unsrer Formel für die Auflösung: x = a1 u + b u1, das unbestimmte Gebiet u vollkommen beliebig oder arbiträr. Die Wurzel x ist dann in der Regel nicht ein Gebiet, sondern — kann man sagen — eine ganze Klasse von Gebieten, die sich eben aus unsrer Formel ergeben, indem man dem u alle möglichen Bedeu- tungen (in der Mannigfaltigkeit der Gebiete) beilegt. σ) Je nachdem die Werte der gegebenen Koeffizienten a, b be- schaffen sind, kann indess auch der Fall eintreten, dass alle Werte dieser Klasse zusammenfallen, sich auf einen einzigen reduziren. *) In den Formen b ⋹ x ⋹ a1 + b habe ich in meinem Operationskreis die Lösung bei den Boole'schen Problemen jeweils mit Worten gedeutet, jedoch dieses Schema selbst als eine „auf die Interpretation bezügliche Bemerkung“ — vergl. p. 24 — dort nicht mitgeteilt, da ich mich in jener Schrift immer nur der Gleichheitszeichen bediente. Ich wüsste demnach kaum zu sagen, wem nun das Th. 49+) eigentlich zuzuschreiben wäre. Von spätern Schriftstellern kommt ihm McColl am nächsten, indem er nach seiner in § 27 dargelegten Methode die Lösung in Gestalt der beiden Subsumtionen: b ⋹ x, a ⋹ x1 gewinnen müsste. —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890/482
Zitationshilfe: Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 1. Leipzig, 1890, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schroeder_logik01_1890/482>, abgerufen am 22.11.2024.