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Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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führte sie die kühnen, oft mutwilligen Figuren und Wendungen aus, aber die Sittsamkeit schien jede ihrer Bewegungen und selbst den Faltenwurf ihrer Kleidung zu bewachen, indeß der kindlichste Frohsinn aus ihrem offenen Gesichte lachte. Ich war in den Anblick verzückt; ungern sah ich, daß Max mit ernstem Lächeln sie anhielt, indem er sagte: es ist zu viel! -- Gretchen kam, von der Bewegung und von Freude glühend, auf mich zu und hing sich an meinen Arm. Das Herz schlug mir mächtig; ich führte sie aus dem Gedränge, um mich und sie durch einige Züge frischer Luft in dem Garten zu erquicken.

Max war uns gefolgt. Er scherzte über Gretchens übertriebene Neigung zum Tanze, konnte aber, als wir uns der Musik wieder näherten, sich dennoch nicht enthalten, sie noch zu einem Walzer mit ihm aufzufordern. Lachend gab sie ihm die Hand und hüpfte in die Reihen. Nach wenig Augenblicken sah ich sie, von Max umschlungen, unter den Tanzenden dahin schweben. Sie schienen beide von der Musik getragen zu werden; Gretchens Auge hing an den Feuerblicken des kräftigen Jünglings, der, sich selbst und seine Umgebung vergessend, fünf bis sechs Mal die ganze Länge des Tanzbodens mit ihr durchflog.

Es ist genug, Kinder! rief ich ihnen zu, als sie an mir vorbei kamen; und, wie aus einem tiefen Traume geweckt, traten sie schnell und etwas betroffen aus dem Kreise. -- Es wird dunkel, fuhr ich fort; wir wollen

führte sie die kühnen, oft mutwilligen Figuren und Wendungen aus, aber die Sittsamkeit schien jede ihrer Bewegungen und selbst den Faltenwurf ihrer Kleidung zu bewachen, indeß der kindlichste Frohsinn aus ihrem offenen Gesichte lachte. Ich war in den Anblick verzückt; ungern sah ich, daß Max mit ernstem Lächeln sie anhielt, indem er sagte: es ist zu viel! — Gretchen kam, von der Bewegung und von Freude glühend, auf mich zu und hing sich an meinen Arm. Das Herz schlug mir mächtig; ich führte sie aus dem Gedränge, um mich und sie durch einige Züge frischer Luft in dem Garten zu erquicken.

Max war uns gefolgt. Er scherzte über Gretchens übertriebene Neigung zum Tanze, konnte aber, als wir uns der Musik wieder näherten, sich dennoch nicht enthalten, sie noch zu einem Walzer mit ihm aufzufordern. Lachend gab sie ihm die Hand und hüpfte in die Reihen. Nach wenig Augenblicken sah ich sie, von Max umschlungen, unter den Tanzenden dahin schweben. Sie schienen beide von der Musik getragen zu werden; Gretchens Auge hing an den Feuerblicken des kräftigen Jünglings, der, sich selbst und seine Umgebung vergessend, fünf bis sechs Mal die ganze Länge des Tanzbodens mit ihr durchflog.

Es ist genug, Kinder! rief ich ihnen zu, als sie an mir vorbei kamen; und, wie aus einem tiefen Traume geweckt, traten sie schnell und etwas betroffen aus dem Kreise. — Es wird dunkel, fuhr ich fort; wir wollen

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[0071] führte sie die kühnen, oft mutwilligen Figuren und Wendungen aus, aber die Sittsamkeit schien jede ihrer Bewegungen und selbst den Faltenwurf ihrer Kleidung zu bewachen, indeß der kindlichste Frohsinn aus ihrem offenen Gesichte lachte. Ich war in den Anblick verzückt; ungern sah ich, daß Max mit ernstem Lächeln sie anhielt, indem er sagte: es ist zu viel! — Gretchen kam, von der Bewegung und von Freude glühend, auf mich zu und hing sich an meinen Arm. Das Herz schlug mir mächtig; ich führte sie aus dem Gedränge, um mich und sie durch einige Züge frischer Luft in dem Garten zu erquicken. Max war uns gefolgt. Er scherzte über Gretchens übertriebene Neigung zum Tanze, konnte aber, als wir uns der Musik wieder näherten, sich dennoch nicht enthalten, sie noch zu einem Walzer mit ihm aufzufordern. Lachend gab sie ihm die Hand und hüpfte in die Reihen. Nach wenig Augenblicken sah ich sie, von Max umschlungen, unter den Tanzenden dahin schweben. Sie schienen beide von der Musik getragen zu werden; Gretchens Auge hing an den Feuerblicken des kräftigen Jünglings, der, sich selbst und seine Umgebung vergessend, fünf bis sechs Mal die ganze Länge des Tanzbodens mit ihr durchflog. Es ist genug, Kinder! rief ich ihnen zu, als sie an mir vorbei kamen; und, wie aus einem tiefen Traume geweckt, traten sie schnell und etwas betroffen aus dem Kreise. — Es wird dunkel, fuhr ich fort; wir wollen

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:30:04Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:30:04Z)

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Zitationshilfe: Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreyvogel_liebesgeschichte_1910/71>, abgerufen am 24.11.2024.