Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.richtungen und neuen Anlagen, welche Max in den Wäldern gemacht, und mit Wärme von den Verdiensten, die er beim Ausbruch der Viehseuche im vorigen Herbst sich um die ganze Gegend erworben habe. Ich halte sonst nicht viel von gelehrten Oekonomen, sagte er, aber das Geld, Herr Brink, das Sie auf den wissenschaftlichen Unterricht des jungen Mannes da verwendet haben, trägt Ihnen und wird einst noch dem Lande gute Zinsen tragen. Für die drei Jahre, die er hier ist, hat er viel geleistet. Sehen Sie zu, Herr, wie Sie Ihren Vetter fest halten; denn ich habe große Lust, ihn Ihnen für den landesfürstlichen Dienst abwendig zu machen. -- Nun, wenn es zum Glücke meines Vetters ausschlügt, -- sagte ich; aber Max unterbrach mich mit einer Heftigkeit: Der Herr Oberförster scherzt nur; er weiß recht gut, wie ich in diesem Punkt denke. -- Ja, ja, ich weiß es, sagte der Alte lächelnd. Den macht man Ihnen nicht abwendig, Herr Brink! Er hat ein dankbares Gemüth und hat mir zu oft selbst gesagt, was er Ihnen schuldig ist. Damit verließ uns der Oberförster, und wir ritten tiefer ins Holz. Alles, was ich in dem Walde sah, bestätigte das rühmliche Zeugniß des Oberförsters. Die Pflanzungen hatten seit einem Jahre beträchtlich gewonnen, der Holzschlag war im besten Gange, und die neue Verbindung mit den Schleusen verdiente musterhaft genannt zu werden. Zugleich war das Nützliche überall mit dem Schönen verbunden; mein kleiner Forst hatte beinahe das Ansehen richtungen und neuen Anlagen, welche Max in den Wäldern gemacht, und mit Wärme von den Verdiensten, die er beim Ausbruch der Viehseuche im vorigen Herbst sich um die ganze Gegend erworben habe. Ich halte sonst nicht viel von gelehrten Oekonomen, sagte er, aber das Geld, Herr Brink, das Sie auf den wissenschaftlichen Unterricht des jungen Mannes da verwendet haben, trägt Ihnen und wird einst noch dem Lande gute Zinsen tragen. Für die drei Jahre, die er hier ist, hat er viel geleistet. Sehen Sie zu, Herr, wie Sie Ihren Vetter fest halten; denn ich habe große Lust, ihn Ihnen für den landesfürstlichen Dienst abwendig zu machen. — Nun, wenn es zum Glücke meines Vetters ausschlügt, — sagte ich; aber Max unterbrach mich mit einer Heftigkeit: Der Herr Oberförster scherzt nur; er weiß recht gut, wie ich in diesem Punkt denke. — Ja, ja, ich weiß es, sagte der Alte lächelnd. Den macht man Ihnen nicht abwendig, Herr Brink! Er hat ein dankbares Gemüth und hat mir zu oft selbst gesagt, was er Ihnen schuldig ist. Damit verließ uns der Oberförster, und wir ritten tiefer ins Holz. Alles, was ich in dem Walde sah, bestätigte das rühmliche Zeugniß des Oberförsters. Die Pflanzungen hatten seit einem Jahre beträchtlich gewonnen, der Holzschlag war im besten Gange, und die neue Verbindung mit den Schleusen verdiente musterhaft genannt zu werden. Zugleich war das Nützliche überall mit dem Schönen verbunden; mein kleiner Forst hatte beinahe das Ansehen <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="13"> <p><pb facs="#f0064"/> richtungen und neuen Anlagen, welche Max in den Wäldern gemacht, und mit Wärme von den Verdiensten, die er beim Ausbruch der Viehseuche im vorigen Herbst sich um die ganze Gegend erworben habe. Ich halte sonst nicht viel von gelehrten Oekonomen, sagte er, aber das Geld, Herr Brink, das Sie auf den wissenschaftlichen Unterricht des jungen Mannes da verwendet haben, trägt Ihnen und wird einst noch dem Lande gute Zinsen tragen. Für die drei Jahre, die er hier ist, hat er viel geleistet. Sehen Sie zu, Herr, wie Sie Ihren Vetter fest halten; denn ich habe große Lust, ihn Ihnen für den landesfürstlichen Dienst abwendig zu machen. — Nun, wenn es zum Glücke meines Vetters ausschlügt, — sagte ich; aber Max unterbrach mich mit einer Heftigkeit: Der Herr Oberförster scherzt nur; er weiß recht gut, wie ich in diesem Punkt denke. — Ja, ja, ich weiß es, sagte der Alte lächelnd. Den macht man Ihnen nicht abwendig, Herr Brink! Er hat ein dankbares Gemüth und hat mir zu oft selbst gesagt, was er Ihnen schuldig ist. Damit verließ uns der Oberförster, und wir ritten tiefer ins Holz.</p><lb/> <p>Alles, was ich in dem Walde sah, bestätigte das rühmliche Zeugniß des Oberförsters. Die Pflanzungen hatten seit einem Jahre beträchtlich gewonnen, der Holzschlag war im besten Gange, und die neue Verbindung mit den Schleusen verdiente musterhaft genannt zu werden. Zugleich war das Nützliche überall mit dem Schönen verbunden; mein kleiner Forst hatte beinahe das Ansehen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0064]
richtungen und neuen Anlagen, welche Max in den Wäldern gemacht, und mit Wärme von den Verdiensten, die er beim Ausbruch der Viehseuche im vorigen Herbst sich um die ganze Gegend erworben habe. Ich halte sonst nicht viel von gelehrten Oekonomen, sagte er, aber das Geld, Herr Brink, das Sie auf den wissenschaftlichen Unterricht des jungen Mannes da verwendet haben, trägt Ihnen und wird einst noch dem Lande gute Zinsen tragen. Für die drei Jahre, die er hier ist, hat er viel geleistet. Sehen Sie zu, Herr, wie Sie Ihren Vetter fest halten; denn ich habe große Lust, ihn Ihnen für den landesfürstlichen Dienst abwendig zu machen. — Nun, wenn es zum Glücke meines Vetters ausschlügt, — sagte ich; aber Max unterbrach mich mit einer Heftigkeit: Der Herr Oberförster scherzt nur; er weiß recht gut, wie ich in diesem Punkt denke. — Ja, ja, ich weiß es, sagte der Alte lächelnd. Den macht man Ihnen nicht abwendig, Herr Brink! Er hat ein dankbares Gemüth und hat mir zu oft selbst gesagt, was er Ihnen schuldig ist. Damit verließ uns der Oberförster, und wir ritten tiefer ins Holz.
Alles, was ich in dem Walde sah, bestätigte das rühmliche Zeugniß des Oberförsters. Die Pflanzungen hatten seit einem Jahre beträchtlich gewonnen, der Holzschlag war im besten Gange, und die neue Verbindung mit den Schleusen verdiente musterhaft genannt zu werden. Zugleich war das Nützliche überall mit dem Schönen verbunden; mein kleiner Forst hatte beinahe das Ansehen
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Zitationshilfe: | Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreyvogel_liebesgeschichte_1910/64>, abgerufen am 27.07.2024. |