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Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858.

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1. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. NAHRUNG.
schaffenheit der Milch eine Wahrhaft befriedigende ist und
bleibt, was sich an dem Gedeihen des Kindes bald erkennbar
macht, zuweilen aber auch erst durch ärztliche Begutachtung
erörtert werden kann; denn entgegengesetzten Falles müsste
die Rolle der Ernährerin alsbald gewechselt werden. Diese
Säuglingsperiode erstreckt sich durchschnittlich auf die ersten
sechs Lebensmonate, bei schwächlichen Kindern bis gegen Ende
des ersten Jahres. In der Regel erscheinen um diese Zeit die
ersten Zähne, und hiermit deutet die Natur den Zeitpunkt an,
wo der kindliche Körper zu einem allmäligen Uebergange zu
anderer Nahrung reif ist.

Sobald also die 2 -- 4 ersten Zähne hervorgekommen sind,
ist die Entwöhnung des Kindes von der Brust an der Zeit.
Dieser Uebergang muss aber stets allmälig, innerhalb mehrerer
Wochen, geschehen, indem man von der gewöhnlichen Zahl
der Darreichungen der Brust innerhalb des 24stündigen Zeit-
raums immer je den zweiten oder dritten Tag eine solche aus-
fallen lässt und dafür das Bedürfniss des Kindes mit den nun-
mehr an die Reihe kommenden, sogleich näher anzugebenden
Nährstoffen befriedigt. Durch diese sanfte Allmäligkeit des
Ueberganges werden beiden Theilen die bei einem plötzlichen
Uebergange so gewöhnlichen und gefürchteten Störungen der
Entwöhnung vollständig erspart.

Die anderweite Nahrung nun, welche das Kind sowohl
während der Entwöhnung als nachher erhalten soll, muss
immer noch für längere Zeit (bis gegen das zweite Jahr hin)
von dünnflüssiger Beschaffenheit sein und besteht am ent-
sprechendsten abwechselnd aus guter Kuhmilch und gewürz-
loser Fleischbrühe, letztere mit ein wenig Milchzucker und gut
durchkochtem Gries versetzt. Die Kuhmilch kann nunmehr
hin und wieder in einer etwas kühleren Temperatur gereicht
werden.

Wo aber die Umstände das Aufziehen des Kindes ohne
Brust
unvermeidlich machen, da ist ein glücklicher Erfolg
dieses misslichen und schwierigen Verfahrens nur dann zu
erwarten, wenn folgende Hauptregeln mit strengster Gewissen-
haftigkeit durchgeführt werden. Die erste und hauptsächlichste

1. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. NAHRUNG.
schaffenheit der Milch eine Wahrhaft befriedigende ist und
bleibt, was sich an dem Gedeihen des Kindes bald erkennbar
macht, zuweilen aber auch erst durch ärztliche Begutachtung
erörtert werden kann; denn entgegengesetzten Falles müsste
die Rolle der Ernährerin alsbald gewechselt werden. Diese
Säuglingsperiode erstreckt sich durchschnittlich auf die ersten
sechs Lebensmonate, bei schwächlichen Kindern bis gegen Ende
des ersten Jahres. In der Regel erscheinen um diese Zeit die
ersten Zähne, und hiermit deutet die Natur den Zeitpunkt an,
wo der kindliche Körper zu einem allmäligen Uebergange zu
anderer Nahrung reif ist.

Sobald also die 2 — 4 ersten Zähne hervorgekommen sind,
ist die Entwöhnung des Kindes von der Brust an der Zeit.
Dieser Uebergang muss aber stets allmälig, innerhalb mehrerer
Wochen, geschehen, indem man von der gewöhnlichen Zahl
der Darreichungen der Brust innerhalb des 24stündigen Zeit-
raums immer je den zweiten oder dritten Tag eine solche aus-
fallen lässt und dafür das Bedürfniss des Kindes mit den nun-
mehr an die Reihe kommenden, sogleich näher anzugebenden
Nährstoffen befriedigt. Durch diese sanfte Allmäligkeit des
Ueberganges werden beiden Theilen die bei einem plötzlichen
Uebergange so gewöhnlichen und gefürchteten Störungen der
Entwöhnung vollständig erspart.

Die anderweite Nahrung nun, welche das Kind sowohl
während der Entwöhnung als nachher erhalten soll, muss
immer noch für längere Zeit (bis gegen das zweite Jahr hin)
von dünnflüssiger Beschaffenheit sein und besteht am ent-
sprechendsten abwechselnd aus guter Kuhmilch und gewürz-
loser Fleischbrühe, letztere mit ein wenig Milchzucker und gut
durchkochtem Gries versetzt. Die Kuhmilch kann nunmehr
hin und wieder in einer etwas kühleren Temperatur gereicht
werden.

Wo aber die Umstände das Aufziehen des Kindes ohne
Brust
unvermeidlich machen, da ist ein glücklicher Erfolg
dieses misslichen und schwierigen Verfahrens nur dann zu
erwarten, wenn folgende Hauptregeln mit strengster Gewissen-
haftigkeit durchgeführt werden. Die erste und hauptsächlichste

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[40/0044] 1. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. NAHRUNG. schaffenheit der Milch eine Wahrhaft befriedigende ist und bleibt, was sich an dem Gedeihen des Kindes bald erkennbar macht, zuweilen aber auch erst durch ärztliche Begutachtung erörtert werden kann; denn entgegengesetzten Falles müsste die Rolle der Ernährerin alsbald gewechselt werden. Diese Säuglingsperiode erstreckt sich durchschnittlich auf die ersten sechs Lebensmonate, bei schwächlichen Kindern bis gegen Ende des ersten Jahres. In der Regel erscheinen um diese Zeit die ersten Zähne, und hiermit deutet die Natur den Zeitpunkt an, wo der kindliche Körper zu einem allmäligen Uebergange zu anderer Nahrung reif ist. Sobald also die 2 — 4 ersten Zähne hervorgekommen sind, ist die Entwöhnung des Kindes von der Brust an der Zeit. Dieser Uebergang muss aber stets allmälig, innerhalb mehrerer Wochen, geschehen, indem man von der gewöhnlichen Zahl der Darreichungen der Brust innerhalb des 24stündigen Zeit- raums immer je den zweiten oder dritten Tag eine solche aus- fallen lässt und dafür das Bedürfniss des Kindes mit den nun- mehr an die Reihe kommenden, sogleich näher anzugebenden Nährstoffen befriedigt. Durch diese sanfte Allmäligkeit des Ueberganges werden beiden Theilen die bei einem plötzlichen Uebergange so gewöhnlichen und gefürchteten Störungen der Entwöhnung vollständig erspart. Die anderweite Nahrung nun, welche das Kind sowohl während der Entwöhnung als nachher erhalten soll, muss immer noch für längere Zeit (bis gegen das zweite Jahr hin) von dünnflüssiger Beschaffenheit sein und besteht am ent- sprechendsten abwechselnd aus guter Kuhmilch und gewürz- loser Fleischbrühe, letztere mit ein wenig Milchzucker und gut durchkochtem Gries versetzt. Die Kuhmilch kann nunmehr hin und wieder in einer etwas kühleren Temperatur gereicht werden. Wo aber die Umstände das Aufziehen des Kindes ohne Brust unvermeidlich machen, da ist ein glücklicher Erfolg dieses misslichen und schwierigen Verfahrens nur dann zu erwarten, wenn folgende Hauptregeln mit strengster Gewissen- haftigkeit durchgeführt werden. Die erste und hauptsächlichste

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Zitationshilfe: Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreber_kallipaedie_1858/44>, abgerufen am 27.11.2024.