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Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858.

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des Kopfes, insoweit nämlich kein Bildungsfehler zum Grunde
liegt. Die Klemme fasst dann an den Seitenhaaren des Kopfes,
[Abbildung] Fig. 63.
die Schnure lässt man hinter dem Ohre herabgehen,
und die untere Befestigung muss dann entsprechend
an dem Seitentheile eines Unterkleides angebracht
sein. -- Die Anwendung dieses Kopfhalters ist
durchaus nicht umständlich und lästig. Es genügt,
wenn sie regelmässig eine gewisse Zeit hindurch
täglich nur 1--2 Stunden lang geschieht. Das Be-
wusstsein, dass der Kopf über einen gewissen Punkt
hinaus sich nicht neigen kann, wird bald so zur
Gewohnheitssache, dass die fehlerhafte Gewohnheit
darüber ganz vergessen wird. Die Gewohnheit einer
gewissen steifen Haltung des Kopfes wird zwar
manchmal einige Zeit zurückbleiben, doch diese ver-
liert sich bald ohne weiteres Zuthun von selbst.

Ferner wird durch die Haltungen beim Sitzen
die normale Entwickelung und Bildung des Körpers
ganz vorzüglich in dieser Altersperiode bedroht,
weil der Unterricht und die nunmehr beginnenden
ernsteren Beschäftigungen überhaupt ein viel anhal-
tenderes Sitzen bedingen, und zu vielfach nachthei-
ligen Gewohnheiten dabei Veranlassung geben.
Gegen die für die sitzende Stellung überhaupt gel-
tenden Gesundheitsregeln kommen bei Kindern dieses Alters
die einflussreichsten Verstösse in solcher Häufigkeit vor, dass
durchschnittlich unter zehn Kindern kaum eines zu finden ist,
welches in dieser Hinsicht tadelfrei wäre.

Am allermeisten vereinigt dasjenige Sitzen, wobei die
Hände auf der Tafel beschäftigt sind, wie beim Schreiben,
Zeichnen, Lesen u. s. w.,
alle die in der sitzenden Stellung
überhaupt vorkommenden gesundheitswidrigen Haltungen und
Gewohnheiten in ihrer Gesammtheit. Dieselben sind hierbei
auch, wegen des anhaltenden Verharrens in der einmal ange-
nommenen Situation, bei weitem am einflussreichsten. Das
Sitzen der Kinder während der Lernbeschäftigungen
muss also einer genaueren Prüfung unterworfen werden. Die

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des Kopfes, insoweit nämlich kein Bildungsfehler zum Grunde
liegt. Die Klemme fasst dann an den Seitenhaaren des Kopfes,
[Abbildung] Fig. 63.
die Schnure lässt man hinter dem Ohre herabgehen,
und die untere Befestigung muss dann entsprechend
an dem Seitentheile eines Unterkleides angebracht
sein. — Die Anwendung dieses Kopfhalters ist
durchaus nicht umständlich und lästig. Es genügt,
wenn sie regelmässig eine gewisse Zeit hindurch
täglich nur 1—2 Stunden lang geschieht. Das Be-
wusstsein, dass der Kopf über einen gewissen Punkt
hinaus sich nicht neigen kann, wird bald so zur
Gewohnheitssache, dass die fehlerhafte Gewohnheit
darüber ganz vergessen wird. Die Gewohnheit einer
gewissen steifen Haltung des Kopfes wird zwar
manchmal einige Zeit zurückbleiben, doch diese ver-
liert sich bald ohne weiteres Zuthun von selbst.

Ferner wird durch die Haltungen beim Sitzen
die normale Entwickelung und Bildung des Körpers
ganz vorzüglich in dieser Altersperiode bedroht,
weil der Unterricht und die nunmehr beginnenden
ernsteren Beschäftigungen überhaupt ein viel anhal-
tenderes Sitzen bedingen, und zu vielfach nachthei-
ligen Gewohnheiten dabei Veranlassung geben.
Gegen die für die sitzende Stellung überhaupt gel-
tenden Gesundheitsregeln kommen bei Kindern dieses Alters
die einflussreichsten Verstösse in solcher Häufigkeit vor, dass
durchschnittlich unter zehn Kindern kaum eines zu finden ist,
welches in dieser Hinsicht tadelfrei wäre.

Am allermeisten vereinigt dasjenige Sitzen, wobei die
Hände auf der Tafel beschäftigt sind, wie beim Schreiben,
Zeichnen, Lesen u. s. w.,
alle die in der sitzenden Stellung
überhaupt vorkommenden gesundheitswidrigen Haltungen und
Gewohnheiten in ihrer Gesammtheit. Dieselben sind hierbei
auch, wegen des anhaltenden Verharrens in der einmal ange-
nommenen Situation, bei weitem am einflussreichsten. Das
Sitzen der Kinder während der Lernbeschäftigungen
muss also einer genaueren Prüfung unterworfen werden. Die

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[199/0203] 8. — 16. JAHR. KÖRPERL. SEITE. KÖRPER-FORM, HALTUNGEN U. GEWOHNHEITEN. des Kopfes, insoweit nämlich kein Bildungsfehler zum Grunde liegt. Die Klemme fasst dann an den Seitenhaaren des Kopfes, [Abbildung Fig. 63.] die Schnure lässt man hinter dem Ohre herabgehen, und die untere Befestigung muss dann entsprechend an dem Seitentheile eines Unterkleides angebracht sein. — Die Anwendung dieses Kopfhalters ist durchaus nicht umständlich und lästig. Es genügt, wenn sie regelmässig eine gewisse Zeit hindurch täglich nur 1—2 Stunden lang geschieht. Das Be- wusstsein, dass der Kopf über einen gewissen Punkt hinaus sich nicht neigen kann, wird bald so zur Gewohnheitssache, dass die fehlerhafte Gewohnheit darüber ganz vergessen wird. Die Gewohnheit einer gewissen steifen Haltung des Kopfes wird zwar manchmal einige Zeit zurückbleiben, doch diese ver- liert sich bald ohne weiteres Zuthun von selbst. Ferner wird durch die Haltungen beim Sitzen die normale Entwickelung und Bildung des Körpers ganz vorzüglich in dieser Altersperiode bedroht, weil der Unterricht und die nunmehr beginnenden ernsteren Beschäftigungen überhaupt ein viel anhal- tenderes Sitzen bedingen, und zu vielfach nachthei- ligen Gewohnheiten dabei Veranlassung geben. Gegen die für die sitzende Stellung überhaupt gel- tenden Gesundheitsregeln kommen bei Kindern dieses Alters die einflussreichsten Verstösse in solcher Häufigkeit vor, dass durchschnittlich unter zehn Kindern kaum eines zu finden ist, welches in dieser Hinsicht tadelfrei wäre. Am allermeisten vereinigt dasjenige Sitzen, wobei die Hände auf der Tafel beschäftigt sind, wie beim Schreiben, Zeichnen, Lesen u. s. w., alle die in der sitzenden Stellung überhaupt vorkommenden gesundheitswidrigen Haltungen und Gewohnheiten in ihrer Gesammtheit. Dieselben sind hierbei auch, wegen des anhaltenden Verharrens in der einmal ange- nommenen Situation, bei weitem am einflussreichsten. Das Sitzen der Kinder während der Lernbeschäftigungen muss also einer genaueren Prüfung unterworfen werden. Die

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Zitationshilfe: Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreber_kallipaedie_1858/203>, abgerufen am 28.11.2024.