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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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der Hölle und Höllischen Zustandes.
Leute/ von Christschuldigster Befoderung der Justitz/ der
Billigkeit und des Gemeinwesens trefliche nachdenkli-
che Rede und Erwehnung thate/ und die schuldige Ge-
bühr der Obrigkeit gegen arme und reiche vorstellete/
und wie keine Person anzusehen etc. Als sich nun ein an-
wesender/ solcher guten Veranlassung wolte so fort
glimpflich bedienen/ und eine angelegene Sache/ wor-
unter eine gantze Gemeine/ auch Kirchen und Schuldie-
ner unbillig/ ungerechter massen/ und durch Gewalt wur-
den nicht wenig getrükket/ diesem vornehmen Manne re-
commendi
rte/ als der solche ungerechte Händel mit
stiften/ auch sonst darunter/ wan er gewolt/ wol könte
helffen; war die Antwort mit schulterziehen/ er könte in
dieser Sache nichts thun. Als aber weiter die sonder-
bare Unbilligkeit/ und Mittel zu helffen/ wolten von an-
deren dabei erwehnet werden/ da sagte er mit etwas ent-
rüstung; Jhr Herrn/ es ist eine Staat Sache/ und
lauffet in meines Herrn Staat Wesen/ so mir lieber/ als
mein Augapffel/ dawider thue ich das geringste nicht/
man sage mir davon weiter nicht. Es erfolgte auch kei-
ne Erleichterung oder Hülffe/ sonderen vielmehr härter
Zugriff. Diesem Staats Manne aber ist bei seinem
schweren Absterben/ solche seine gewissenlose Staats-
freundschaft
zur bitteren Reu geworden.

Die jenigen Atheos, welche GOtt verleugnen/
meinet man eben hier nicht/ dan die werden mit Feur of-
fentlich abgestraffet: Die jenigen Atheisten aber/ wel-
che es nicht sein wollen/ aber ihre vermeinte gesetzte
Staatsgründe und Regierungsschlüsse unfehlba-
rer/ untrieglicher/ und genauer halten/ glauben und ach-
ten/ als den Grund und die Schlüsse des Göttlichen
und weltlichen Rechtes; daher auch rühret/ daß alles
unrechtes hartes Wesen/ es mag in lauter Mord und

Brand/
O iij

der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
Leute/ von Chriſtſchuldigſter Befoderung der Juſtitz/ der
Billigkeit und des Gemeinweſens trefliche nachdenkli-
che Rede und Erwehnung thate/ und die ſchuldige Ge-
buͤhr der Obrigkeit gegen arme und reiche vorſtellete/
und wie keine Perſon anzuſehen ꝛc. Als ſich nun ein an-
weſender/ ſolcher guten Veranlaſſung wolte ſo fort
glimpflich bedienen/ und eine angelegene Sache/ wor-
unter eine gantze Gemeine/ auch Kirchen und Schuldie-
ner unbillig/ ungerechter maſſen/ und durch Gewalt wur-
den nicht wenig getruͤkket/ dieſem voꝛnehmen Manne re-
commendi
rte/ als der ſolche ungerechte Haͤndel mit
ſtiften/ auch ſonſt darunter/ wan er gewolt/ wol koͤnte
helffen; war die Antwort mit ſchulterziehen/ er koͤnte in
dieſer Sache nichts thun. Als aber weiter die ſonder-
bare Unbilligkeit/ und Mittel zu helffen/ wolten von an-
deren dabei erwehnet werden/ da ſagte er mit etwas ent-
ruͤſtung; Jhr Herꝛn/ es iſt eine Staat Sache/ und
lauffet in meines Herꝛn Staat Weſen/ ſo mir lieber/ als
mein Augapffel/ dawider thue ich das geringſte nicht/
man ſage mir davon weiter nicht. Es erfolgte auch kei-
ne Erleichterung oder Huͤlffe/ ſonderen vielmehr haͤrter
Zugriff. Dieſem Staats Manne aber iſt bei ſeinem
ſchweren Abſterben/ ſolche ſeine gewiſſenloſe Staats-
freundſchaft
zur bitteren Reu geworden.

Die jenigen Atheos, welche GOtt verleugnen/
meinet man eben hier nicht/ dan die werden mit Feur of-
fentlich abgeſtraffet: Die jenigen Atheiſten aber/ wel-
che es nicht ſein wollen/ aber ihre vermeinte geſetzte
Staatsgruͤnde und Regierungsſchluͤſſe unfehlba-
rer/ untrieglicher/ und genauer halten/ glauben und ach-
ten/ als den Grund und die Schluͤſſe des Goͤttlichen
und weltlichen Rechtes; daher auch ruͤhret/ daß alles
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[213/0281] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. Leute/ von Chriſtſchuldigſter Befoderung der Juſtitz/ der Billigkeit und des Gemeinweſens trefliche nachdenkli- che Rede und Erwehnung thate/ und die ſchuldige Ge- buͤhr der Obrigkeit gegen arme und reiche vorſtellete/ und wie keine Perſon anzuſehen ꝛc. Als ſich nun ein an- weſender/ ſolcher guten Veranlaſſung wolte ſo fort glimpflich bedienen/ und eine angelegene Sache/ wor- unter eine gantze Gemeine/ auch Kirchen und Schuldie- ner unbillig/ ungerechter maſſen/ und durch Gewalt wur- den nicht wenig getruͤkket/ dieſem voꝛnehmen Manne re- commendirte/ als der ſolche ungerechte Haͤndel mit ſtiften/ auch ſonſt darunter/ wan er gewolt/ wol koͤnte helffen; war die Antwort mit ſchulterziehen/ er koͤnte in dieſer Sache nichts thun. Als aber weiter die ſonder- bare Unbilligkeit/ und Mittel zu helffen/ wolten von an- deren dabei erwehnet werden/ da ſagte er mit etwas ent- ruͤſtung; Jhr Herꝛn/ es iſt eine Staat Sache/ und lauffet in meines Herꝛn Staat Weſen/ ſo mir lieber/ als mein Augapffel/ dawider thue ich das geringſte nicht/ man ſage mir davon weiter nicht. Es erfolgte auch kei- ne Erleichterung oder Huͤlffe/ ſonderen vielmehr haͤrter Zugriff. Dieſem Staats Manne aber iſt bei ſeinem ſchweren Abſterben/ ſolche ſeine gewiſſenloſe Staats- freundſchaft zur bitteren Reu geworden. Die jenigen Atheos, welche GOtt verleugnen/ meinet man eben hier nicht/ dan die werden mit Feur of- fentlich abgeſtraffet: Die jenigen Atheiſten aber/ wel- che es nicht ſein wollen/ aber ihre vermeinte geſetzte Staatsgruͤnde und Regierungsſchluͤſſe unfehlba- rer/ untrieglicher/ und genauer halten/ glauben und ach- ten/ als den Grund und die Schluͤſſe des Goͤttlichen und weltlichen Rechtes; daher auch ruͤhret/ daß alles unrechtes hartes Weſen/ es mag in lauter Mord und Brand/ O iij

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/281>, abgerufen am 25.11.2024.