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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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der Hölle und Höllischen Zustandes.
Straffe/ daß man sie des Landes verweisen/ oder gar am
Leben straffen soll.

Wan aber solche Leute/ redet hiervon ein vorneh-
mer Cantzler in weltbekanter Schrift pag. 271. man al-
so verbannen und zum Tode verurtheilen solte/ wormit
wolte man der gewaltigen und der grossen ihren Staats-
Krigs-Raht und Parlamenta/ die das unterste oben/
und das oberste unten kehren/ besetzen? Darum muß
das Unkraut in der Welt mit hin wachsen biß zur Ernd-
tezeit/ dan wird der Feurofen wol verhanden sein.

Wan Staatsgründe müssen den Grund Gött-
licher Lehre überwegen/ da sind die Pfäle gestossen/ und
die Ekksteine geleget zum wahren Atheismo, man mag
auch den darauf folgenden prächtigen Bau herauß
schmükken/ und heraus rühmen/ und mit dem ansehnlich-
sten Weltscheine herausstreichen/ wie man wil: Es mag
auch Glükk und Hochwesen dabei erfolgen/ wie es wil;
es mag auch verbieten und Gewalt dabey durchdringen/
und die Warheit dabei eine zeitlang verstummen müs-
sen wie es wil/ so ist und bleibet es dennoch eine verdam-
te Eitelkeit/ und ein lauter Spott GOttes: Da
dan zu gerechter Zeit dennoch die Warheit/ und die stren-
ge Hand GOttes aufwachet/ und hinten daher striechet/
wie ein unabwendlicher Donnerkeil; welcher/ so fern er
nicht annoch zeitlich alles Glükk/ Ehr und Wolstand
zertrümmert/ dennoch ewig in dem Höllischen Feur die
verdiente Straffe durch die Marter Qwaal Angstqwaal
und Reuqwaal wol wird vertausendfachen/ wofern Got-
tes Wort und Drowung wahr bleibet/ welches doch die
Warheit selbst ist/ und ewig bleibet/ und bleiben muß.

Was für eine witz-dolle herrschende Art des
Naturalismi, sich numehr unter den Larven/ und mit der
Gleisse des Christianismi in der Welt/ unter den Chri-
sten hervor thut/ ist einem ehrliebenden gewissenhaften

Her-
N iij

der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
Straffe/ daß man ſie des Landes verweiſen/ oder gar am
Leben ſtraffen ſoll.

Wan aber ſolche Leute/ redet hiervon ein vorneh-
mer Cantzler in weltbekanter Schrift pag. 271. man al-
ſo verbannen und zum Tode verurtheilen ſolte/ wormit
wolte man der gewaltigen uñ der groſſen ihren Staats-
Krigs-Raht und Parlamenta/ die das unterſte oben/
und das oberſte unten kehren/ beſetzen? Darum muß
das Unkraut in der Welt mit hin wachſen biß zur Ernd-
tezeit/ dan wird der Feurofen wol verhanden ſein.

Wan Staatsgruͤnde muͤſſen den Grund Goͤtt-
licher Lehre uͤberwegen/ da ſind die Pfaͤle geſtoſſen/ und
die Ekkſteine geleget zum wahren Atheiſmo, man mag
auch den darauf folgenden praͤchtigen Bau herauß
ſchmuͤkken/ und heraus ruͤhmen/ und mit dem anſehnlich-
ſten Weltſcheine herausſtreichen/ wie man wil: Es mag
auch Gluͤkk und Hochweſen dabei erfolgen/ wie es wil;
es mag auch verbieten und Gewalt dabey durchdringen/
und die Warheit dabei eine zeitlang verſtummen muͤſ-
ſen wie es wil/ ſo iſt und bleibet es dennoch eine verdam-
te Eitelkeit/ und ein lauter Spott GOttes: Da
dan zu gerechter Zeit dennoch die Warheit/ und die ſtren-
ge Hand GOttes aufwachet/ und hinten daher ſtriechet/
wie ein unabwendlicher Donnerkeil; welcher/ ſo fern er
nicht annoch zeitlich alles Gluͤkk/ Ehr und Wolſtand
zertruͤmmert/ dennoch ewig in dem Hoͤlliſchen Feur die
verdiente Straffe durch die Marter Qwaal Angſtqwaal
und Reuqwaal wol wird vertauſendfachen/ wofern Got-
tes Wort und Drowung wahr bleibet/ welches doch die
Warheit ſelbſt iſt/ und ewig bleibet/ und bleiben muß.

Was fuͤr eine witz-dolle herꝛſchende Art des
Naturaliſmi, ſich numehr unter den Larven/ und mit der
Gleiſſe des Chriſtianiſmi in der Welt/ unter den Chri-
ſten hervor thut/ iſt einem ehrliebenden gewiſſenhaften

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[197/0265] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. Straffe/ daß man ſie des Landes verweiſen/ oder gar am Leben ſtraffen ſoll. Wan aber ſolche Leute/ redet hiervon ein vorneh- mer Cantzler in weltbekanter Schrift pag. 271. man al- ſo verbannen und zum Tode verurtheilen ſolte/ wormit wolte man der gewaltigen uñ der groſſen ihren Staats- Krigs-Raht und Parlamenta/ die das unterſte oben/ und das oberſte unten kehren/ beſetzen? Darum muß das Unkraut in der Welt mit hin wachſen biß zur Ernd- tezeit/ dan wird der Feurofen wol verhanden ſein. Wan Staatsgruͤnde muͤſſen den Grund Goͤtt- licher Lehre uͤberwegen/ da ſind die Pfaͤle geſtoſſen/ und die Ekkſteine geleget zum wahren Atheiſmo, man mag auch den darauf folgenden praͤchtigen Bau herauß ſchmuͤkken/ und heraus ruͤhmen/ und mit dem anſehnlich- ſten Weltſcheine herausſtreichen/ wie man wil: Es mag auch Gluͤkk und Hochweſen dabei erfolgen/ wie es wil; es mag auch verbieten und Gewalt dabey durchdringen/ und die Warheit dabei eine zeitlang verſtummen muͤſ- ſen wie es wil/ ſo iſt und bleibet es dennoch eine verdam- te Eitelkeit/ und ein lauter Spott GOttes: Da dan zu gerechter Zeit dennoch die Warheit/ und die ſtren- ge Hand GOttes aufwachet/ und hinten daher ſtriechet/ wie ein unabwendlicher Donnerkeil; welcher/ ſo fern er nicht annoch zeitlich alles Gluͤkk/ Ehr und Wolſtand zertruͤmmert/ dennoch ewig in dem Hoͤlliſchen Feur die verdiente Straffe durch die Marter Qwaal Angſtqwaal und Reuqwaal wol wird vertauſendfachen/ wofern Got- tes Wort und Drowung wahr bleibet/ welches doch die Warheit ſelbſt iſt/ und ewig bleibet/ und bleiben muß. Was fuͤr eine witz-dolle herꝛſchende Art des Naturaliſmi, ſich numehr unter den Larven/ und mit der Gleiſſe des Chriſtianiſmi in der Welt/ unter den Chri- ſten hervor thut/ iſt einem ehrliebenden gewiſſenhaften Her- N iij

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/265>, abgerufen am 28.11.2024.