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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

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Stadt führten, stürzte Alles, Jung und Alt, aus
den Häusern hervor, um zu erfahren, was es gäbe.

-- "Wir hatten Auftrag, diesen Menschen ein-
zufangen und zum Propheten zu bringen," war
die Antwort; "wir haben unsre Pflicht gethan und
wissen selbst weiter nichts. Wahrscheinlich hat er
aber irgend ein großes Verbrechen begangen und
seine Strafe wird demselben angemessen seyn."

-- "Er war es ohne Zweifel, der dem heili-
gen Manne 'was zu Vandalia einbrockte!" riefen
einige Stimmen.

-- "Nieder mit dem Hund! Nieder mit dem
Verräther!" riefen Andere und griffen nach Stei-
nen, um den Gefangenen damit zu werfen.

-- "Freunde," rief Joram ihnen zu, "greift
der Rache des Propheten nicht vor! Wir hatten be-
stimmte Ordre, Jhn lebendig hieher zu bringen,
folglich ist unserm Herrn und Gebieter auch daran
gelegen, Jhn lebend in seine Gewalt zu bekommen.
Vielleicht will er Geständnisse von ihm erpressen;
vielleicht hofft er durch ihn zu erfahren, was seine
Feinde mit ihm im Sinne haben; ehrt daher sei-
nen Willen und laßt diesen Verräther von Dem
seine Strafe empfangen, den er beleidigt hat."

Diese Rede verfehlte ihre Wirkung nicht und
es gelang den Beiden, Arnold lebend in's Arsenal

Stadt führten, ſtürzte Alles, Jung und Alt, aus
den Häuſern hervor, um zu erfahren, was es gäbe.

— „Wir hatten Auftrag, dieſen Menſchen ein-
zufangen und zum Propheten zu bringen,“ war
die Antwort; „wir haben unſre Pflicht gethan und
wiſſen ſelbſt weiter nichts. Wahrſcheinlich hat er
aber irgend ein großes Verbrechen begangen und
ſeine Strafe wird demſelben angemeſſen ſeyn.“

— „Er war es ohne Zweifel, der dem heili-
gen Manne ’was zu Vandalia einbrockte!“ riefen
einige Stimmen.

— „Nieder mit dem Hund! Nieder mit dem
Verräther!“ riefen Andere und griffen nach Stei-
nen, um den Gefangenen damit zu werfen.

— „Freunde,“ rief Joram ihnen zu, „greift
der Rache des Propheten nicht vor! Wir hatten be-
ſtimmte Ordre, Jhn lebendig hieher zu bringen,
folglich iſt unſerm Herrn und Gebieter auch daran
gelegen, Jhn lebend in ſeine Gewalt zu bekommen.
Vielleicht will er Geſtändniſſe von ihm erpreſſen;
vielleicht hofft er durch ihn zu erfahren, was ſeine
Feinde mit ihm im Sinne haben; ehrt daher ſei-
nen Willen und laßt dieſen Verräther von Dem
ſeine Strafe empfangen, den er beleidigt hat.“

Dieſe Rede verfehlte ihre Wirkung nicht und
es gelang den Beiden, Arnold lebend in’s Arſenal

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[84/0090] Stadt führten, ſtürzte Alles, Jung und Alt, aus den Häuſern hervor, um zu erfahren, was es gäbe. — „Wir hatten Auftrag, dieſen Menſchen ein- zufangen und zum Propheten zu bringen,“ war die Antwort; „wir haben unſre Pflicht gethan und wiſſen ſelbſt weiter nichts. Wahrſcheinlich hat er aber irgend ein großes Verbrechen begangen und ſeine Strafe wird demſelben angemeſſen ſeyn.“ — „Er war es ohne Zweifel, der dem heili- gen Manne ’was zu Vandalia einbrockte!“ riefen einige Stimmen. — „Nieder mit dem Hund! Nieder mit dem Verräther!“ riefen Andere und griffen nach Stei- nen, um den Gefangenen damit zu werfen. — „Freunde,“ rief Joram ihnen zu, „greift der Rache des Propheten nicht vor! Wir hatten be- ſtimmte Ordre, Jhn lebendig hieher zu bringen, folglich iſt unſerm Herrn und Gebieter auch daran gelegen, Jhn lebend in ſeine Gewalt zu bekommen. Vielleicht will er Geſtändniſſe von ihm erpreſſen; vielleicht hofft er durch ihn zu erfahren, was ſeine Feinde mit ihm im Sinne haben; ehrt daher ſei- nen Willen und laßt dieſen Verräther von Dem ſeine Strafe empfangen, den er beleidigt hat.“ Dieſe Rede verfehlte ihre Wirkung nicht und es gelang den Beiden, Arnold lebend in’s Arſenal

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/90>, abgerufen am 28.04.2024.