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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

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Während man ihn in das Haus trug, halfen
die auf die Schüsse herbeigeeilten Diener Arnolden,
den Mörder in das Haus zu ziehen.

-- "Ha! du bist es, Elender?" rief Arnold,
als er beim Lichte Joram Adams erkannt hatte.
"Wie," höhnte er ihn, "du hattest zwei Schüsse in
deiner Büchse, ein Ziel so deutlich und nahe gestellt
als möglich, und doch fehltest du? Du mußt deinen
Exerziermeister zu Nauvoo verklagen, er hat dich
schlecht eingeübt."

Der Meuchelmörder antwortete ihm nicht, sah
ihn aber mit frechen und giftigen Blicken an.

Der Gouverneur befahl, Joram zu fesseln und
in's Gefängniß zu werfen; die Diener wollten ihn,
aufgebracht über die Verwundung ihres Gebieters,
mißhandeln, aber Sir John litt es nicht.

-- "Seine Bestrafung kommt den Gerichten zu,
nicht euch," sagte der Gouverneur mit strengem Tone,
"und ich werde Den bestrafen, der sich an ihm ver-
greift."

Flora zeigte sich jetzt. Die Schüsse hatten sie, die
in ihren gewohnten Träumereien versunken gewesen war,
nicht eben sehr erschreckt, wohl aber waren sie ihr auf-
gefallen, weshalb sie, als sie Geräusch auf dem Vor-
saal hörte, herausgetreten war, um sich nach der Ur-
sache desselben zu erkundigen. Man trug eben Sir

Während man ihn in das Haus trug, halfen
die auf die Schüſſe herbeigeeilten Diener Arnolden,
den Mörder in das Haus zu ziehen.

— „Ha! du biſt es, Elender?“ rief Arnold,
als er beim Lichte Joram Adams erkannt hatte.
„Wie,“ höhnte er ihn, „du hatteſt zwei Schüſſe in
deiner Büchſe, ein Ziel ſo deutlich und nahe geſtellt
als möglich, und doch fehlteſt du? Du mußt deinen
Exerziermeiſter zu Nauvoo verklagen, er hat dich
ſchlecht eingeübt.“

Der Meuchelmörder antwortete ihm nicht, ſah
ihn aber mit frechen und giftigen Blicken an.

Der Gouverneur befahl, Joram zu feſſeln und
in’s Gefängniß zu werfen; die Diener wollten ihn,
aufgebracht über die Verwundung ihres Gebieters,
mißhandeln, aber Sir John litt es nicht.

— „Seine Beſtrafung kommt den Gerichten zu,
nicht euch,“ ſagte der Gouverneur mit ſtrengem Tone,
„und ich werde Den beſtrafen, der ſich an ihm ver-
greift.“

Flora zeigte ſich jetzt. Die Schüſſe hatten ſie, die
in ihren gewohnten Träumereien verſunken geweſen war,
nicht eben ſehr erſchreckt, wohl aber waren ſie ihr auf-
gefallen, weshalb ſie, als ſie Geräuſch auf dem Vor-
ſaal hörte, herausgetreten war, um ſich nach der Ur-
ſache deſſelben zu erkundigen. Man trug eben Sir

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[46/0052] Während man ihn in das Haus trug, halfen die auf die Schüſſe herbeigeeilten Diener Arnolden, den Mörder in das Haus zu ziehen. — „Ha! du biſt es, Elender?“ rief Arnold, als er beim Lichte Joram Adams erkannt hatte. „Wie,“ höhnte er ihn, „du hatteſt zwei Schüſſe in deiner Büchſe, ein Ziel ſo deutlich und nahe geſtellt als möglich, und doch fehlteſt du? Du mußt deinen Exerziermeiſter zu Nauvoo verklagen, er hat dich ſchlecht eingeübt.“ Der Meuchelmörder antwortete ihm nicht, ſah ihn aber mit frechen und giftigen Blicken an. Der Gouverneur befahl, Joram zu feſſeln und in’s Gefängniß zu werfen; die Diener wollten ihn, aufgebracht über die Verwundung ihres Gebieters, mißhandeln, aber Sir John litt es nicht. — „Seine Beſtrafung kommt den Gerichten zu, nicht euch,“ ſagte der Gouverneur mit ſtrengem Tone, „und ich werde Den beſtrafen, der ſich an ihm ver- greift.“ Flora zeigte ſich jetzt. Die Schüſſe hatten ſie, die in ihren gewohnten Träumereien verſunken geweſen war, nicht eben ſehr erſchreckt, wohl aber waren ſie ihr auf- gefallen, weshalb ſie, als ſie Geräuſch auf dem Vor- ſaal hörte, herausgetreten war, um ſich nach der Ur- ſache deſſelben zu erkundigen. Man trug eben Sir

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/52>, abgerufen am 24.11.2024.