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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

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welches ihn an frühere Zeiten so lebhaft erinnerte,
an seine über Alles geliebte Mutter, der er es oft
hatte spielen und singen müssen, hatte einen Sturm
von Empfindungen in ihm aufgeregt und sein Auge
schwamm in Thränen, die er vor Floren zu verber-
gen wünschte, weil er als Mann sich ihrer schämte.

Wie es uns oft ergeht, daß ein Ton, eine Me-
lodie, der Blick eines Auges, ein Sonnenblick, eine
Blume, plötzlich eine längst versunkene Zeit wieder in
unsere Erinnerung zurückruft, so war es auch Arnol-
den mit diesem griechischen Liede ergangen. Seine
schöne, glückliche Kindheit, die theure Heimath, das
Bild der Mutter, das hübsche, von Reben umkränzte
Haus, in dem er aufgewachsen war; die Stube, so
golden am Morgen von der Sonne beschienen, so
duftig durch die vielen darin blühenden Blumen, alles
Das stand, wie durch den Schlag einer Zauberruthe
hervorgerufen, wieder vor ihm da und erfüllte sein
Herz mit unaussprechlichen Gefühlen. Er blieb lange
am Fenster stehen, bemüht, die in seiner Seele em-
portauchenden Bilder festzuhalten, und Flora störte,
unterbrach ihn nicht; sie lag auf ihrem Divan und
schien ihn, ja die ganze Welt vergessen zu haben.

Der Eintritt des Gouverneurs unterbrach diese
stumme Scene. Sein Auge flog von Floren zu Ar-
nolden und es entging ihm nicht, daß Beide geweint

welches ihn an frühere Zeiten ſo lebhaft erinnerte,
an ſeine über Alles geliebte Mutter, der er es oft
hatte ſpielen und ſingen müſſen, hatte einen Sturm
von Empfindungen in ihm aufgeregt und ſein Auge
ſchwamm in Thränen, die er vor Floren zu verber-
gen wünſchte, weil er als Mann ſich ihrer ſchämte.

Wie es uns oft ergeht, daß ein Ton, eine Me-
lodie, der Blick eines Auges, ein Sonnenblick, eine
Blume, plötzlich eine längſt verſunkene Zeit wieder in
unſere Erinnerung zurückruft, ſo war es auch Arnol-
den mit dieſem griechiſchen Liede ergangen. Seine
ſchöne, glückliche Kindheit, die theure Heimath, das
Bild der Mutter, das hübſche, von Reben umkränzte
Haus, in dem er aufgewachſen war; die Stube, ſo
golden am Morgen von der Sonne beſchienen, ſo
duftig durch die vielen darin blühenden Blumen, alles
Das ſtand, wie durch den Schlag einer Zauberruthe
hervorgerufen, wieder vor ihm da und erfüllte ſein
Herz mit unausſprechlichen Gefühlen. Er blieb lange
am Fenſter ſtehen, bemüht, die in ſeiner Seele em-
portauchenden Bilder feſtzuhalten, und Flora ſtörte,
unterbrach ihn nicht; ſie lag auf ihrem Divan und
ſchien ihn, ja die ganze Welt vergeſſen zu haben.

Der Eintritt des Gouverneurs unterbrach dieſe
ſtumme Scene. Sein Auge flog von Floren zu Ar-
nolden und es entging ihm nicht, daß Beide geweint

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[29/0035] welches ihn an frühere Zeiten ſo lebhaft erinnerte, an ſeine über Alles geliebte Mutter, der er es oft hatte ſpielen und ſingen müſſen, hatte einen Sturm von Empfindungen in ihm aufgeregt und ſein Auge ſchwamm in Thränen, die er vor Floren zu verber- gen wünſchte, weil er als Mann ſich ihrer ſchämte. Wie es uns oft ergeht, daß ein Ton, eine Me- lodie, der Blick eines Auges, ein Sonnenblick, eine Blume, plötzlich eine längſt verſunkene Zeit wieder in unſere Erinnerung zurückruft, ſo war es auch Arnol- den mit dieſem griechiſchen Liede ergangen. Seine ſchöne, glückliche Kindheit, die theure Heimath, das Bild der Mutter, das hübſche, von Reben umkränzte Haus, in dem er aufgewachſen war; die Stube, ſo golden am Morgen von der Sonne beſchienen, ſo duftig durch die vielen darin blühenden Blumen, alles Das ſtand, wie durch den Schlag einer Zauberruthe hervorgerufen, wieder vor ihm da und erfüllte ſein Herz mit unausſprechlichen Gefühlen. Er blieb lange am Fenſter ſtehen, bemüht, die in ſeiner Seele em- portauchenden Bilder feſtzuhalten, und Flora ſtörte, unterbrach ihn nicht; ſie lag auf ihrem Divan und ſchien ihn, ja die ganze Welt vergeſſen zu haben. Der Eintritt des Gouverneurs unterbrach dieſe ſtumme Scene. Sein Auge flog von Floren zu Ar- nolden und es entging ihm nicht, daß Beide geweint

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/35>, abgerufen am 28.11.2024.