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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

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Laute: "Jn Amerika!" die sie mit der letzten An-
strengung ihrer Kräfte noch hervorgehaucht hatte,
und die ihn in den fremden Welttheil getrieben,
alles Dieses trat jetzt wieder vor seine Erinnerung
und klärte ihn, in Verbindung mit dem, was er
aus Dinas hinterlassenen Papieren erfahren und so
eben von dem Verstorbenen vernommen, über die
frühern Verhältnisse seiner unglücklichen Mutter und
seine eigenen auf.

Auch das Walten der Nemesis konnte er in
Dem, was sich zugetragen hatte, nicht verkennen:
die letzten Worte der sterbenden Mutter hatten ihn
nach Amerika, ihn in die Nähe seines Vaters, ihres
Mörders, getrieben und ihn, ohne daß er es ahnete,
zu ihrem Rächer geweiht. Daß der Geschiedene ihm,
und allein ihm vor allen Andern, eine besondere, an
diesem Lieblosen doppelt auffallende, Zuneigung ge-
weiht, war ihm nicht verborgen geblieben, denn so
Etwas läßt sich nicht verkennen, und wie hatte er
ihm diese Liebe vergolten, mit welchem Abscheu sich
von ihm abgewandt, wie unverhohlen seinen Haß
und seine Verachtung gegen ihn ausgesprochen! So
war Der, welcher in seiner zerstörenden Selbstsucht
die ihm geweihte Liebe edler, heiliger Herzen verrathen

Laute: „Jn Amerika!“ die ſie mit der letzten An-
ſtrengung ihrer Kräfte noch hervorgehaucht hatte,
und die ihn in den fremden Welttheil getrieben,
alles Dieſes trat jetzt wieder vor ſeine Erinnerung
und klärte ihn, in Verbindung mit dem, was er
aus Dinas hinterlaſſenen Papieren erfahren und ſo
eben von dem Verſtorbenen vernommen, über die
frühern Verhältniſſe ſeiner unglücklichen Mutter und
ſeine eigenen auf.

Auch das Walten der Nemeſis konnte er in
Dem, was ſich zugetragen hatte, nicht verkennen:
die letzten Worte der ſterbenden Mutter hatten ihn
nach Amerika, ihn in die Nähe ſeines Vaters, ihres
Mörders, getrieben und ihn, ohne daß er es ahnete,
zu ihrem Rächer geweiht. Daß der Geſchiedene ihm,
und allein ihm vor allen Andern, eine beſondere, an
dieſem Liebloſen doppelt auffallende, Zuneigung ge-
weiht, war ihm nicht verborgen geblieben, denn ſo
Etwas läßt ſich nicht verkennen, und wie hatte er
ihm dieſe Liebe vergolten, mit welchem Abſcheu ſich
von ihm abgewandt, wie unverhohlen ſeinen Haß
und ſeine Verachtung gegen ihn ausgeſprochen! So
war Der, welcher in ſeiner zerſtörenden Selbſtſucht
die ihm geweihte Liebe edler, heiliger Herzen verrathen

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[183/0189] Laute: „Jn Amerika!“ die ſie mit der letzten An- ſtrengung ihrer Kräfte noch hervorgehaucht hatte, und die ihn in den fremden Welttheil getrieben, alles Dieſes trat jetzt wieder vor ſeine Erinnerung und klärte ihn, in Verbindung mit dem, was er aus Dinas hinterlaſſenen Papieren erfahren und ſo eben von dem Verſtorbenen vernommen, über die frühern Verhältniſſe ſeiner unglücklichen Mutter und ſeine eigenen auf. Auch das Walten der Nemeſis konnte er in Dem, was ſich zugetragen hatte, nicht verkennen: die letzten Worte der ſterbenden Mutter hatten ihn nach Amerika, ihn in die Nähe ſeines Vaters, ihres Mörders, getrieben und ihn, ohne daß er es ahnete, zu ihrem Rächer geweiht. Daß der Geſchiedene ihm, und allein ihm vor allen Andern, eine beſondere, an dieſem Liebloſen doppelt auffallende, Zuneigung ge- weiht, war ihm nicht verborgen geblieben, denn ſo Etwas läßt ſich nicht verkennen, und wie hatte er ihm dieſe Liebe vergolten, mit welchem Abſcheu ſich von ihm abgewandt, wie unverhohlen ſeinen Haß und ſeine Verachtung gegen ihn ausgeſprochen! So war Der, welcher in ſeiner zerſtörenden Selbſtſucht die ihm geweihte Liebe edler, heiliger Herzen verrathen

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/189>, abgerufen am 07.05.2024.