Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.Da sich diese Erscheinung mehre Male wiederholte, Bei einem äußerst schwachen Mondlicht -- der -- "Hieram!" rief der Gefangene überrascht -- "Er selbst!" antwortete dieser mit so leiser -- "Wie kommst Du hieher?" -- "Gleichviel! Laßt einen Strick, irgend ein Da ſich dieſe Erſcheinung mehre Male wiederholte, Bei einem äußerſt ſchwachen Mondlicht — der — „Hieram!“ rief der Gefangene überraſcht — „Er ſelbſt!“ antwortete dieſer mit ſo leiſer — „Wie kommſt Du hieher?“ — „Gleichviel! Laßt einen Strick, irgend ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0172" n="166"/> Da ſich dieſe Erſcheinung mehre Male wiederholte,<lb/> ſtand er leiſe vom Lager auf, um den in der Nähe<lb/> ſeines Gefängniſſes ſchlafenden Wächter nicht aufzu-<lb/> wecken, trat an das ſtark vergitterte Fenſter und<lb/> öffnete es, um auf die Gaſſe hinabzuſchauen.</p><lb/> <p>Bei einem äußerſt ſchwachen Mondlicht — der<lb/> Himmel war mit Regenwolken bedeckt — ſah er in<lb/> der Gaſſe zwei Geſtalten ſtehen, deren Kleidung und<lb/> Geſichtszüge er aber nicht zu unterſcheiden vermochte,<lb/> weil der Mond ſich eben gänzlich hinter den Wolken<lb/> verkrochen hatte. Kaum aber hatte er das Fenſter<lb/> geöffnet, was mit einigem Geräuſche geſchah, da es<lb/> von der Feuchtigkeit ſtark verquollen war, ſo wurde<lb/> von einer der unten ſtehenden Geſtalten ein Wort<lb/> ausgeſprochen, das allein ihm verſtändlich und ein Er-<lb/> kennungswort war.</p><lb/> <p>— „Hieram!“ rief der Gefangene überraſcht<lb/> aus, denn kein Anderer, als dieſer konnte es ſeyn,<lb/> weil er allein das Looſungswort kannte.</p><lb/> <p>— „Er ſelbſt!“ antwortete dieſer mit ſo leiſer<lb/> Stimme, daß die Worte nur von den lauſchenden<lb/> Ohren des Propheten gehört werden konnten.</p><lb/> <p>— „Wie kommſt Du hieher?“</p><lb/> <p>— „Gleichviel! Laßt einen Strick, irgend ein<lb/> Band, herunter und Jhr ſollt Alles erfahren,“ war<lb/> die Antwort.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [166/0172]
Da ſich dieſe Erſcheinung mehre Male wiederholte,
ſtand er leiſe vom Lager auf, um den in der Nähe
ſeines Gefängniſſes ſchlafenden Wächter nicht aufzu-
wecken, trat an das ſtark vergitterte Fenſter und
öffnete es, um auf die Gaſſe hinabzuſchauen.
Bei einem äußerſt ſchwachen Mondlicht — der
Himmel war mit Regenwolken bedeckt — ſah er in
der Gaſſe zwei Geſtalten ſtehen, deren Kleidung und
Geſichtszüge er aber nicht zu unterſcheiden vermochte,
weil der Mond ſich eben gänzlich hinter den Wolken
verkrochen hatte. Kaum aber hatte er das Fenſter
geöffnet, was mit einigem Geräuſche geſchah, da es
von der Feuchtigkeit ſtark verquollen war, ſo wurde
von einer der unten ſtehenden Geſtalten ein Wort
ausgeſprochen, das allein ihm verſtändlich und ein Er-
kennungswort war.
— „Hieram!“ rief der Gefangene überraſcht
aus, denn kein Anderer, als dieſer konnte es ſeyn,
weil er allein das Looſungswort kannte.
— „Er ſelbſt!“ antwortete dieſer mit ſo leiſer
Stimme, daß die Worte nur von den lauſchenden
Ohren des Propheten gehört werden konnten.
— „Wie kommſt Du hieher?“
— „Gleichviel! Laßt einen Strick, irgend ein
Band, herunter und Jhr ſollt Alles erfahren,“ war
die Antwort.
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