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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

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dem er bei ihrer ersten Bekanntschaft im Präsidio
zu Vandalia zu ihr geredet hatte, und blieb ihm in
ihrer Verwirrung über diese unerwartete Erscheinung
die Antwort schuldig.

-- "Jch hoffe," fuhr Joe nach einer Pause
fort, während welcher er auf ihre Antwort gewartet
zu haben schien, "daß man meinen Befehlen streng
nachgekommen ist und Jhnen, schöne Lady, nicht die
mindeste Veranlassung zur Unzufriedenheit gegeben
hat?"

-- "Eine solche Frage richten Sie an Jhre Ge-
fangene, Sir?" antwortete ihm Flora, die sich jetzt
wieder gefaßt hatte, mit einem Tone, worin sich deut-
lich zugleich Unwillen und Erstaunen kund thaten.

-- "Wenn ich von dem Rechte des Siegers
Jhnen gegenüber Gebrauch machte," war seine Ant-
wort, "so übte ich nur das Vergeltungsrecht; denn
Sie, schöne Flora, legten mir durch die Gewalt Jh-
rer Reize Fesseln an, bereiteten mir Schmerzen, die
weit schwerer zu ertragen waren, als das kleine Un-
gemach, dem ich Sie unterwerfen mußte, um des
Glücks theilhaftig werden zu können, Sie zu sehen
und Jhnen meine Huldigungen zu Füßen zu legen."

-- "Jch verstehe Sie nicht, Sir, ich verstehe
von allem Diesen nichts," sagte Flora mit einiger
Heftigkeit, "und kann mir die von Jhnen vernom-

dem er bei ihrer erſten Bekanntſchaft im Präſidio
zu Vandalia zu ihr geredet hatte, und blieb ihm in
ihrer Verwirrung über dieſe unerwartete Erſcheinung
die Antwort ſchuldig.

— „Jch hoffe,“ fuhr Joe nach einer Pauſe
fort, während welcher er auf ihre Antwort gewartet
zu haben ſchien, „daß man meinen Befehlen ſtreng
nachgekommen iſt und Jhnen, ſchöne Lady, nicht die
mindeſte Veranlaſſung zur Unzufriedenheit gegeben
hat?“

— „Eine ſolche Frage richten Sie an Jhre Ge-
fangene, Sir?“ antwortete ihm Flora, die ſich jetzt
wieder gefaßt hatte, mit einem Tone, worin ſich deut-
lich zugleich Unwillen und Erſtaunen kund thaten.

— „Wenn ich von dem Rechte des Siegers
Jhnen gegenüber Gebrauch machte,“ war ſeine Ant-
wort, „ſo übte ich nur das Vergeltungsrecht; denn
Sie, ſchöne Flora, legten mir durch die Gewalt Jh-
rer Reize Feſſeln an, bereiteten mir Schmerzen, die
weit ſchwerer zu ertragen waren, als das kleine Un-
gemach, dem ich Sie unterwerfen mußte, um des
Glücks theilhaftig werden zu können, Sie zu ſehen
und Jhnen meine Huldigungen zu Füßen zu legen.“

— „Jch verſtehe Sie nicht, Sir, ich verſtehe
von allem Dieſen nichts,“ ſagte Flora mit einiger
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[141/0147] dem er bei ihrer erſten Bekanntſchaft im Präſidio zu Vandalia zu ihr geredet hatte, und blieb ihm in ihrer Verwirrung über dieſe unerwartete Erſcheinung die Antwort ſchuldig. — „Jch hoffe,“ fuhr Joe nach einer Pauſe fort, während welcher er auf ihre Antwort gewartet zu haben ſchien, „daß man meinen Befehlen ſtreng nachgekommen iſt und Jhnen, ſchöne Lady, nicht die mindeſte Veranlaſſung zur Unzufriedenheit gegeben hat?“ — „Eine ſolche Frage richten Sie an Jhre Ge- fangene, Sir?“ antwortete ihm Flora, die ſich jetzt wieder gefaßt hatte, mit einem Tone, worin ſich deut- lich zugleich Unwillen und Erſtaunen kund thaten. — „Wenn ich von dem Rechte des Siegers Jhnen gegenüber Gebrauch machte,“ war ſeine Ant- wort, „ſo übte ich nur das Vergeltungsrecht; denn Sie, ſchöne Flora, legten mir durch die Gewalt Jh- rer Reize Feſſeln an, bereiteten mir Schmerzen, die weit ſchwerer zu ertragen waren, als das kleine Un- gemach, dem ich Sie unterwerfen mußte, um des Glücks theilhaftig werden zu können, Sie zu ſehen und Jhnen meine Huldigungen zu Füßen zu legen.“ — „Jch verſtehe Sie nicht, Sir, ich verſtehe von allem Dieſen nichts,“ ſagte Flora mit einiger Heftigkeit, „und kann mir die von Jhnen vernom-

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/147>, abgerufen am 28.11.2024.