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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846.

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in ihrer besten Kleidung, die Waffen glänzend, die
Haltung stolz und gebietend, die Mienen aber ernst und
streng. Dem Zuge voran ritt eine hohe, edle Jüng-
lingsgestalt, die man, ohne das geschwärzte Gesicht,
für schön hätte halten müssen. Hinter diesem Krie-
ger erblickte man etwa zwanzig andere, wovon jeder
ein beladenes Handpferd führte. Der Zug ging lang-
sam und in guter Ordnung bis zum Marktplatze, wo
er auf einen Wink des Führers still hielt und die
Reiter, bis auf jenen, absaßen und die Handpferde
schweigend ihrer Last entluden, die man mitten auf
dem Markte auf einen Haufen thürmte.

Aus den Häusern der Gassen, durch die der Zug
gekommen war, stürzten sämmtliche Bewohner dersel-
ben, von Neugierde getrieben, den Wilden nach und
bald erfüllte eine unübersehbare Menschenmenge den
Marktplatz. Man würde sich vor den Sioux gefürch-
tet haben, wenn der Prophet vor seiner Entfernung
von Nauvoo nicht das von ihm mit diesen Wilden
abgeschlossene Bündniß bekannt gemacht hätte; so aber
ließ man sich durch ihr in der That furchtbares An-
sehen nicht davon abschrecken, ihnen zu folgen und
die durch ihr Erscheinen erregte Neugierde zu befrie-
digen.

Als alle Handpferde ihrer Last entledigt waren,
ließ White-hawk -- denn er war der Führer -- die

in ihrer beſten Kleidung, die Waffen glänzend, die
Haltung ſtolz und gebietend, die Mienen aber ernſt und
ſtreng. Dem Zuge voran ritt eine hohe, edle Jüng-
lingsgeſtalt, die man, ohne das geſchwärzte Geſicht,
für ſchön hätte halten müſſen. Hinter dieſem Krie-
ger erblickte man etwa zwanzig andere, wovon jeder
ein beladenes Handpferd führte. Der Zug ging lang-
ſam und in guter Ordnung bis zum Marktplatze, wo
er auf einen Wink des Führers ſtill hielt und die
Reiter, bis auf jenen, abſaßen und die Handpferde
ſchweigend ihrer Laſt entluden, die man mitten auf
dem Markte auf einen Haufen thürmte.

Aus den Häuſern der Gaſſen, durch die der Zug
gekommen war, ſtürzten ſämmtliche Bewohner derſel-
ben, von Neugierde getrieben, den Wilden nach und
bald erfüllte eine unüberſehbare Menſchenmenge den
Marktplatz. Man würde ſich vor den Sioux gefürch-
tet haben, wenn der Prophet vor ſeiner Entfernung
von Nauvoo nicht das von ihm mit dieſen Wilden
abgeſchloſſene Bündniß bekannt gemacht hätte; ſo aber
ließ man ſich durch ihr in der That furchtbares An-
ſehen nicht davon abſchrecken, ihnen zu folgen und
die durch ihr Erſcheinen erregte Neugierde zu befrie-
digen.

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[110/0116] in ihrer beſten Kleidung, die Waffen glänzend, die Haltung ſtolz und gebietend, die Mienen aber ernſt und ſtreng. Dem Zuge voran ritt eine hohe, edle Jüng- lingsgeſtalt, die man, ohne das geſchwärzte Geſicht, für ſchön hätte halten müſſen. Hinter dieſem Krie- ger erblickte man etwa zwanzig andere, wovon jeder ein beladenes Handpferd führte. Der Zug ging lang- ſam und in guter Ordnung bis zum Marktplatze, wo er auf einen Wink des Führers ſtill hielt und die Reiter, bis auf jenen, abſaßen und die Handpferde ſchweigend ihrer Laſt entluden, die man mitten auf dem Markte auf einen Haufen thürmte. Aus den Häuſern der Gaſſen, durch die der Zug gekommen war, ſtürzten ſämmtliche Bewohner derſel- ben, von Neugierde getrieben, den Wilden nach und bald erfüllte eine unüberſehbare Menſchenmenge den Marktplatz. Man würde ſich vor den Sioux gefürch- tet haben, wenn der Prophet vor ſeiner Entfernung von Nauvoo nicht das von ihm mit dieſen Wilden abgeſchloſſene Bündniß bekannt gemacht hätte; ſo aber ließ man ſich durch ihr in der That furchtbares An- ſehen nicht davon abſchrecken, ihnen zu folgen und die durch ihr Erſcheinen erregte Neugierde zu befrie- digen. Als alle Handpferde ihrer Laſt entledigt waren, ließ White-hawk — denn er war der Führer — die

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/116>, abgerufen am 25.11.2024.