schlafend zu finden," fuhr er fort, "durfte ich um so weniger glauben, da Sie sonst ein Frühaufsteher sind, einer von Denen, die durch Abkürzung des Schlafs ihre Lebenszeit auf's Doppelte bringen."
-- "Jch habe mich erst sehr spät zur Ruhe nie- dergelegt," antwortete ihm Arnold, der sich indeß erhoben und dem Propheten einen Stuhl angebo- ten hatte, "und aus dem Grunde die Zeit ver- schlafen."
-- "Mein Weg führte mich an Jhrer Wohnung vorüber," nahm Joe wieder das Wort, "und ich wollte nicht unterlassen, Jhnen einen guten Morgen zu sagen."
-- "Jch bin Jhnen unendlich für so viel Güte verbunden, Sir," erwiederte Arnold, "fühle mich aber zugleich beschämt, daß Sie mir zuvorkommen: es wäre meine Pflicht gewesen, Sie zuerst nach meiner Rückkehr zu besuchen und zu begrüßen."
-- "Marie wird Jhnen diese Höflichkeit nicht erlassen, Sir," antwortete ihm Smith; "unter Män- nern, und zumal unter Freunden, nimmt man es aber nicht so genau, und so habe ich keinen Anstand genommen, Sie zuerst aufzusuchen. Sie erzeigen uns doch die Ehre, zum Mittagsessen bei uns zu erschei- nen? Jch rechne um so fester darauf, da es noch eine Menge Sachen zwischen uns zu besprechen giebt,
ſchlafend zu finden,“ fuhr er fort, „durfte ich um ſo weniger glauben, da Sie ſonſt ein Frühaufſteher ſind, einer von Denen, die durch Abkürzung des Schlafs ihre Lebenszeit auf’s Doppelte bringen.“
— „Jch habe mich erſt ſehr ſpät zur Ruhe nie- dergelegt,“ antwortete ihm Arnold, der ſich indeß erhoben und dem Propheten einen Stuhl angebo- ten hatte, „und aus dem Grunde die Zeit ver- ſchlafen.“
— „Mein Weg führte mich an Jhrer Wohnung vorüber,“ nahm Joe wieder das Wort, „und ich wollte nicht unterlaſſen, Jhnen einen guten Morgen zu ſagen.“
— „Jch bin Jhnen unendlich für ſo viel Güte verbunden, Sir,“ erwiederte Arnold, „fühle mich aber zugleich beſchämt, daß Sie mir zuvorkommen: es wäre meine Pflicht geweſen, Sie zuerſt nach meiner Rückkehr zu beſuchen und zu begrüßen.“
— „Marie wird Jhnen dieſe Höflichkeit nicht erlaſſen, Sir,“ antwortete ihm Smith; „unter Män- nern, und zumal unter Freunden, nimmt man es aber nicht ſo genau, und ſo habe ich keinen Anſtand genommen, Sie zuerſt aufzuſuchen. Sie erzeigen uns doch die Ehre, zum Mittagseſſen bei uns zu erſchei- nen? Jch rechne um ſo feſter darauf, da es noch eine Menge Sachen zwiſchen uns zu beſprechen giebt,
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ſchlafend zu finden,“ fuhr er fort, „durfte ich um
ſo weniger glauben, da Sie ſonſt ein Frühaufſteher
ſind, einer von Denen, die durch Abkürzung des
Schlafs ihre Lebenszeit auf’s Doppelte bringen.“
— „Jch habe mich erſt ſehr ſpät zur Ruhe nie-
dergelegt,“ antwortete ihm Arnold, der ſich indeß
erhoben und dem Propheten einen Stuhl angebo-
ten hatte, „und aus dem Grunde die Zeit ver-
ſchlafen.“
— „Mein Weg führte mich an Jhrer Wohnung
vorüber,“ nahm Joe wieder das Wort, „und ich
wollte nicht unterlaſſen, Jhnen einen guten Morgen
zu ſagen.“
— „Jch bin Jhnen unendlich für ſo viel Güte
verbunden, Sir,“ erwiederte Arnold, „fühle mich
aber zugleich beſchämt, daß Sie mir zuvorkommen: es
wäre meine Pflicht geweſen, Sie zuerſt nach meiner
Rückkehr zu beſuchen und zu begrüßen.“
— „Marie wird Jhnen dieſe Höflichkeit nicht
erlaſſen, Sir,“ antwortete ihm Smith; „unter Män-
nern, und zumal unter Freunden, nimmt man es
aber nicht ſo genau, und ſo habe ich keinen Anſtand
genommen, Sie zuerſt aufzuſuchen. Sie erzeigen uns
doch die Ehre, zum Mittagseſſen bei uns zu erſchei-
nen? Jch rechne um ſo feſter darauf, da es noch
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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/77>, abgerufen am 16.02.2025.
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