lange auf seine Rückkehr; als er dann noch immer sich nicht zeigte, fing die tiefe Einsamkeit und Stille um sie her sie einigermaßen zu ängstigen an und sie zürnte ihrem Begleiter, daß er sie so lange allein las- sen konnte. Erst als eine Stunde und darüber seit ihrem Erwachen verflossen war und furchtbare Raub- vögel, die ihre Nester auf dem Gipfel des hohen Ge- birges haben mochten, sie umkreisten und sie durch ihren gewaltigen Flügelschlag und ihr Geschrei er- schreckten, denn sie mochten die fast unbeweglich Da- liegende für eine Leiche halten und sie zu ihrer Beute ausersehen haben, erst da befiel sie eine unaussprech- liche Angst zugleich mit der Ahnung ihres Unglücks, und theils um die geflügelten Raubthiere zu schrecken, die sie in immer nähern Kreisen umflogen, theils um sich davon zu überzeugen, ob ihre Furcht begründet sei, ließ sie ihre Stimme erschallen und erhob sich zu gleicher Zeit, um ihren verrätherischen Begleiter zu suchen. Vergebens! er war weder zu erblicken, noch zu errufen!
Trotz dem konnte sie noch lange ihr Unglück nicht fassen und erst als die Sonne ihr im Scheitelpunkte stand, und Hieram noch immer nicht da war, über- ließ sie sich der Verzweiflung, indem sie jetzt nicht länger an dem an ihr begangenen Verrath zweifeln konnte. Zu Anfang warf sie sich auf den Boden nie-
lange auf ſeine Rückkehr; als er dann noch immer ſich nicht zeigte, fing die tiefe Einſamkeit und Stille um ſie her ſie einigermaßen zu ängſtigen an und ſie zürnte ihrem Begleiter, daß er ſie ſo lange allein laſ- ſen konnte. Erſt als eine Stunde und darüber ſeit ihrem Erwachen verfloſſen war und furchtbare Raub- vögel, die ihre Neſter auf dem Gipfel des hohen Ge- birges haben mochten, ſie umkreiſten und ſie durch ihren gewaltigen Flügelſchlag und ihr Geſchrei er- ſchreckten, denn ſie mochten die faſt unbeweglich Da- liegende für eine Leiche halten und ſie zu ihrer Beute auserſehen haben, erſt da befiel ſie eine unausſprech- liche Angſt zugleich mit der Ahnung ihres Unglücks, und theils um die geflügelten Raubthiere zu ſchrecken, die ſie in immer nähern Kreiſen umflogen, theils um ſich davon zu überzeugen, ob ihre Furcht begründet ſei, ließ ſie ihre Stimme erſchallen und erhob ſich zu gleicher Zeit, um ihren verrätheriſchen Begleiter zu ſuchen. Vergebens! er war weder zu erblicken, noch zu errufen!
Trotz dem konnte ſie noch lange ihr Unglück nicht faſſen und erſt als die Sonne ihr im Scheitelpunkte ſtand, und Hieram noch immer nicht da war, über- ließ ſie ſich der Verzweiflung, indem ſie jetzt nicht länger an dem an ihr begangenen Verrath zweifeln konnte. Zu Anfang warf ſie ſich auf den Boden nie-
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lange auf ſeine Rückkehr; als er dann noch immer
ſich nicht zeigte, fing die tiefe Einſamkeit und Stille
um ſie her ſie einigermaßen zu ängſtigen an und ſie
zürnte ihrem Begleiter, daß er ſie ſo lange allein laſ-
ſen konnte. Erſt als eine Stunde und darüber ſeit
ihrem Erwachen verfloſſen war und furchtbare Raub-
vögel, die ihre Neſter auf dem Gipfel des hohen Ge-
birges haben mochten, ſie umkreiſten und ſie durch
ihren gewaltigen Flügelſchlag und ihr Geſchrei er-
ſchreckten, denn ſie mochten die faſt unbeweglich Da-
liegende für eine Leiche halten und ſie zu ihrer Beute
auserſehen haben, erſt da befiel ſie eine unausſprech-
liche Angſt zugleich mit der Ahnung ihres Unglücks,
und theils um die geflügelten Raubthiere zu ſchrecken,
die ſie in immer nähern Kreiſen umflogen, theils um
ſich davon zu überzeugen, ob ihre Furcht begründet
ſei, ließ ſie ihre Stimme erſchallen und erhob ſich zu
gleicher Zeit, um ihren verrätheriſchen Begleiter zu
ſuchen. Vergebens! er war weder zu erblicken, noch
zu errufen!
Trotz dem konnte ſie noch lange ihr Unglück nicht
faſſen und erſt als die Sonne ihr im Scheitelpunkte
ſtand, und Hieram noch immer nicht da war, über-
ließ ſie ſich der Verzweiflung, indem ſie jetzt nicht
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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/195>, abgerufen am 24.06.2024.
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