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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

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Unglücklichen um jeglichen Preis entledigen zu wollen;
"vielleicht ein hübsches Sioux-Mädchen," fügte er
nachläßig hinzu. "Man sagt, daß es, trotz ihrer ro-
then Haut, sehr schöne, verführerische Mädchen unter
diesen Wilden geben soll."

-- "Du glaubst, daß Arnold .....?"

-- "Ein junger Mann ist und Sinne hat, wie
andre junge Männer," versetzte der Prophet. "We-
nigstens kann ich mir auf keine andere Weise seine
häufigen Entfernungen und sein längeres Verweilen
unter diesen Wilden erklären."

-- "Aber warum?" ..... Sie stockte und
weinte heftiger.

-- "Was wolltest du sagen, Marie?" fragte
sie Smith mit dem Tone der innigsten Theinahme;
"hättest du selbst jetzt noch, wo Alles schon zwischen
uns zur Sprache gekommen ist, Geheimnisse vor dei-
nem besten Freunde? vor dem Manne, der keinen
Wunsch mehr hat, als wenigstens dich ganz glücklich
zu sehen, da er selbst es, seit dem Verluste deiner
Liebe, nicht mehr seyn kann? Rede offen, ganz offen,
zu deinem Vater, Marie, denn als solchen betrachtete
ich mich von dem Augenblick an, wo du mich zum
Vertrauten deiner neuen Liebe machtest."

-- "Warum verschmähte er denn meine Liebe?"
schluchzte sie; "durfte er doch nicht länger daran zwei-

Unglücklichen um jeglichen Preis entledigen zu wollen;
„vielleicht ein hübſches Sioux-Mädchen,“ fügte er
nachläßig hinzu. „Man ſagt, daß es, trotz ihrer ro-
then Haut, ſehr ſchöne, verführeriſche Mädchen unter
dieſen Wilden geben ſoll.“

— „Du glaubſt, daß Arnold .....?“

— „Ein junger Mann iſt und Sinne hat, wie
andre junge Männer,“ verſetzte der Prophet. „We-
nigſtens kann ich mir auf keine andere Weiſe ſeine
häufigen Entfernungen und ſein längeres Verweilen
unter dieſen Wilden erklären.“

— „Aber warum?“ ..... Sie ſtockte und
weinte heftiger.

— „Was wollteſt du ſagen, Marie?“ fragte
ſie Smith mit dem Tone der innigſten Theinahme;
„hätteſt du ſelbſt jetzt noch, wo Alles ſchon zwiſchen
uns zur Sprache gekommen iſt, Geheimniſſe vor dei-
nem beſten Freunde? vor dem Manne, der keinen
Wunſch mehr hat, als wenigſtens dich ganz glücklich
zu ſehen, da er ſelbſt es, ſeit dem Verluſte deiner
Liebe, nicht mehr ſeyn kann? Rede offen, ganz offen,
zu deinem Vater, Marie, denn als ſolchen betrachtete
ich mich von dem Augenblick an, wo du mich zum
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[173/0179] Unglücklichen um jeglichen Preis entledigen zu wollen; „vielleicht ein hübſches Sioux-Mädchen,“ fügte er nachläßig hinzu. „Man ſagt, daß es, trotz ihrer ro- then Haut, ſehr ſchöne, verführeriſche Mädchen unter dieſen Wilden geben ſoll.“ — „Du glaubſt, daß Arnold .....?“ — „Ein junger Mann iſt und Sinne hat, wie andre junge Männer,“ verſetzte der Prophet. „We- nigſtens kann ich mir auf keine andere Weiſe ſeine häufigen Entfernungen und ſein längeres Verweilen unter dieſen Wilden erklären.“ — „Aber warum?“ ..... Sie ſtockte und weinte heftiger. — „Was wollteſt du ſagen, Marie?“ fragte ſie Smith mit dem Tone der innigſten Theinahme; „hätteſt du ſelbſt jetzt noch, wo Alles ſchon zwiſchen uns zur Sprache gekommen iſt, Geheimniſſe vor dei- nem beſten Freunde? vor dem Manne, der keinen Wunſch mehr hat, als wenigſtens dich ganz glücklich zu ſehen, da er ſelbſt es, ſeit dem Verluſte deiner Liebe, nicht mehr ſeyn kann? Rede offen, ganz offen, zu deinem Vater, Marie, denn als ſolchen betrachtete ich mich von dem Augenblick an, wo du mich zum Vertrauten deiner neuen Liebe machteſt.“ — „Warum verſchmähte er denn meine Liebe?“ ſchluchzte ſie; „durfte er doch nicht länger daran zwei-

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/179>, abgerufen am 18.05.2024.