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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

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-- "Du wirst einen schon gepackten Mantelsack
von Mr. Arnolds Zimmer holen, sein Pferd satteln,
den Mantelsack darauf befestigen und es -- wohin
wollen Sie es geführt haben Sir?" -- wendete sich
der Prophet, der die vorhergehenden Befehle an Joram
gerichtet hatte, an seinen Begleiter.

-- "Vor das Südthor," antwortete dieser.

-- "Gut, du wirst es vor das Südthor führen,
Joram," sagte Smith.

-- "Wohin wir indeß vorausgehen," nahm
Arnold das Wort. "Jst Jhnen gefällig, Sir, mir
Jhren Arm zu geben?"

-- "Mit Vergnügen!"

Beide gingen Arm in Arm, anscheinend im
freundlichsten Gespräche, mit einander durch die lan-
gen Gassen der Stadt. Alle ihnen Begegnenden grüß-
ten ehrerbietig, besonders thaten sie dies bei dem Pro-
pheten, und Keiner hatte eine Ahnung davon, daß
dieser gleichsam der Gefangene seines Begleiters war.
Bruno heftete sich auf einen Wink seines Gebieters
an Smiths Fersen und verließ diesen nicht mit den
Augen.

Außerhalb des Thores angelangt, nahmen Beide
neben einander unter einem großen Ahornbaume Platz
und Bruno lagerte sich dicht neben ihnen. Sie rede-
ten jetzt, wo sie von Niemanden mehr gesehen wur-

— „Du wirſt einen ſchon gepackten Mantelſack
von Mr. Arnolds Zimmer holen, ſein Pferd ſatteln,
den Mantelſack darauf befeſtigen und es — wohin
wollen Sie es geführt haben Sir?“ — wendete ſich
der Prophet, der die vorhergehenden Befehle an Joram
gerichtet hatte, an ſeinen Begleiter.

— „Vor das Südthor,“ antwortete dieſer.

— „Gut, du wirſt es vor das Südthor führen,
Joram,“ ſagte Smith.

— „Wohin wir indeß vorausgehen,“ nahm
Arnold das Wort. „Jſt Jhnen gefällig, Sir, mir
Jhren Arm zu geben?“

— „Mit Vergnügen!“

Beide gingen Arm in Arm, anſcheinend im
freundlichſten Geſpräche, mit einander durch die lan-
gen Gaſſen der Stadt. Alle ihnen Begegnenden grüß-
ten ehrerbietig, beſonders thaten ſie dies bei dem Pro-
pheten, und Keiner hatte eine Ahnung davon, daß
dieſer gleichſam der Gefangene ſeines Begleiters war.
Bruno heftete ſich auf einen Wink ſeines Gebieters
an Smiths Ferſen und verließ dieſen nicht mit den
Augen.

Außerhalb des Thores angelangt, nahmen Beide
neben einander unter einem großen Ahornbaume Platz
und Bruno lagerte ſich dicht neben ihnen. Sie rede-
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[168/0174] — „Du wirſt einen ſchon gepackten Mantelſack von Mr. Arnolds Zimmer holen, ſein Pferd ſatteln, den Mantelſack darauf befeſtigen und es — wohin wollen Sie es geführt haben Sir?“ — wendete ſich der Prophet, der die vorhergehenden Befehle an Joram gerichtet hatte, an ſeinen Begleiter. — „Vor das Südthor,“ antwortete dieſer. — „Gut, du wirſt es vor das Südthor führen, Joram,“ ſagte Smith. — „Wohin wir indeß vorausgehen,“ nahm Arnold das Wort. „Jſt Jhnen gefällig, Sir, mir Jhren Arm zu geben?“ — „Mit Vergnügen!“ Beide gingen Arm in Arm, anſcheinend im freundlichſten Geſpräche, mit einander durch die lan- gen Gaſſen der Stadt. Alle ihnen Begegnenden grüß- ten ehrerbietig, beſonders thaten ſie dies bei dem Pro- pheten, und Keiner hatte eine Ahnung davon, daß dieſer gleichſam der Gefangene ſeines Begleiters war. Bruno heftete ſich auf einen Wink ſeines Gebieters an Smiths Ferſen und verließ dieſen nicht mit den Augen. Außerhalb des Thores angelangt, nahmen Beide neben einander unter einem großen Ahornbaume Platz und Bruno lagerte ſich dicht neben ihnen. Sie rede- ten jetzt, wo ſie von Niemanden mehr geſehen wur-

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/174>, abgerufen am 17.05.2024.