Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

Joe, der begriff, daß er es mit einem entschlos-
senen Gegner zu thun habe, änderte plötzlich den Ton,
und die Hand an den Degen legend, sagte er mit
gebietender Stimme:

-- "Die Papiere, die dort auf dem Tische lie-
gen, sind von Jhnen geraubt worden, sind mein
Eigenthum, und ich fordre sie von Jhnen zurück. Sie
werden sich später darüber zu verantworten haben,
auf welche Weise Sie dazu gelangten."

-- "Auf die rechtmäßigste von der Welt," ant-
wortete Arnold mit einer Ruhe und Furchtlosigkeit,
die Jenem imponirte, denn er war ein Mann, der
solche Eigenschaften zu schätzen verstand.

-- "Sie wollen sie also nicht herausgeben?"
fragte der Prophet, den Degen halb aus der Scheide
ziehend und ihn zugleich mit einem drohenden Blick
ansehend.

-- "Lassen Sie den Degen stecken, Sir," ant-
wortete ihm Arnold, indem er sich mit einer raschen
Bewegung zweier hinter ihm auf dem Büreau liegen-
den Pistolen bemächtigte, deren Mündung er ihm ent-
gegenhielt. "Lassen Sie Jhren Degen stecken," wie-
derholte er mit gebieterischem Tone, "oder es fließt
Blut!"

-- "Führen wir hier wirklich Komödie auf,
Sir?" fragte Smith mit kleinlautem Tone, indem

11 *

Joe, der begriff, daß er es mit einem entſchloſ-
ſenen Gegner zu thun habe, änderte plötzlich den Ton,
und die Hand an den Degen legend, ſagte er mit
gebietender Stimme:

— „Die Papiere, die dort auf dem Tiſche lie-
gen, ſind von Jhnen geraubt worden, ſind mein
Eigenthum, und ich fordre ſie von Jhnen zurück. Sie
werden ſich ſpäter darüber zu verantworten haben,
auf welche Weiſe Sie dazu gelangten.“

— „Auf die rechtmäßigſte von der Welt,“ ant-
wortete Arnold mit einer Ruhe und Furchtloſigkeit,
die Jenem imponirte, denn er war ein Mann, der
ſolche Eigenſchaften zu ſchätzen verſtand.

— „Sie wollen ſie alſo nicht herausgeben?“
fragte der Prophet, den Degen halb aus der Scheide
ziehend und ihn zugleich mit einem drohenden Blick
anſehend.

— „Laſſen Sie den Degen ſtecken, Sir,“ ant-
wortete ihm Arnold, indem er ſich mit einer raſchen
Bewegung zweier hinter ihm auf dem Büreau liegen-
den Piſtolen bemächtigte, deren Mündung er ihm ent-
gegenhielt. „Laſſen Sie Jhren Degen ſtecken,“ wie-
derholte er mit gebieteriſchem Tone, „oder es fließt
Blut!“

— „Führen wir hier wirklich Komödie auf,
Sir?“ fragte Smith mit kleinlautem Tone, indem

11 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0169" n="163"/>
        <p>Joe, der begriff, daß er es mit einem ent&#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;enen Gegner zu thun habe, änderte plötzlich den Ton,<lb/>
und die Hand an den Degen legend, &#x017F;agte er mit<lb/>
gebietender Stimme:</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Die Papiere, die dort auf dem Ti&#x017F;che lie-<lb/>
gen, &#x017F;ind von Jhnen geraubt worden, &#x017F;ind <hi rendition="#g">mein</hi><lb/>
Eigenthum, und ich fordre &#x017F;ie von Jhnen zurück. Sie<lb/>
werden &#x017F;ich &#x017F;päter darüber zu verantworten haben,<lb/>
auf welche Wei&#x017F;e Sie dazu gelangten.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Auf die rechtmäßig&#x017F;te von der Welt,&#x201C; ant-<lb/>
wortete Arnold mit einer Ruhe und Furchtlo&#x017F;igkeit,<lb/>
die Jenem imponirte, denn er war ein Mann, der<lb/>
&#x017F;olche Eigen&#x017F;chaften zu &#x017F;chätzen ver&#x017F;tand.</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Sie wollen &#x017F;ie al&#x017F;o nicht herausgeben?&#x201C;<lb/>
fragte der Prophet, den Degen halb aus der Scheide<lb/>
ziehend und ihn zugleich mit einem drohenden Blick<lb/>
an&#x017F;ehend.</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;La&#x017F;&#x017F;en Sie den Degen &#x017F;tecken, Sir,&#x201C; ant-<lb/>
wortete ihm Arnold, indem er &#x017F;ich mit einer ra&#x017F;chen<lb/>
Bewegung zweier hinter ihm auf dem Büreau liegen-<lb/>
den Pi&#x017F;tolen bemächtigte, deren Mündung er ihm ent-<lb/>
gegenhielt. &#x201E;La&#x017F;&#x017F;en Sie Jhren Degen &#x017F;tecken,&#x201C; wie-<lb/>
derholte er mit gebieteri&#x017F;chem Tone, &#x201E;oder es fließt<lb/>
Blut!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Führen wir hier wirklich Komödie auf,<lb/>
Sir?&#x201C; fragte Smith mit kleinlautem Tone, indem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">11 *</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0169] Joe, der begriff, daß er es mit einem entſchloſ- ſenen Gegner zu thun habe, änderte plötzlich den Ton, und die Hand an den Degen legend, ſagte er mit gebietender Stimme: — „Die Papiere, die dort auf dem Tiſche lie- gen, ſind von Jhnen geraubt worden, ſind mein Eigenthum, und ich fordre ſie von Jhnen zurück. Sie werden ſich ſpäter darüber zu verantworten haben, auf welche Weiſe Sie dazu gelangten.“ — „Auf die rechtmäßigſte von der Welt,“ ant- wortete Arnold mit einer Ruhe und Furchtloſigkeit, die Jenem imponirte, denn er war ein Mann, der ſolche Eigenſchaften zu ſchätzen verſtand. — „Sie wollen ſie alſo nicht herausgeben?“ fragte der Prophet, den Degen halb aus der Scheide ziehend und ihn zugleich mit einem drohenden Blick anſehend. — „Laſſen Sie den Degen ſtecken, Sir,“ ant- wortete ihm Arnold, indem er ſich mit einer raſchen Bewegung zweier hinter ihm auf dem Büreau liegen- den Piſtolen bemächtigte, deren Mündung er ihm ent- gegenhielt. „Laſſen Sie Jhren Degen ſtecken,“ wie- derholte er mit gebieteriſchem Tone, „oder es fließt Blut!“ — „Führen wir hier wirklich Komödie auf, Sir?“ fragte Smith mit kleinlautem Tone, indem 11 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/169
Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/169>, abgerufen am 17.05.2024.