Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.züge boten sich aber nicht auf den ersten Blick dar, Seine Kleidung paßte vollkommen zu der Jah- züge boten ſich aber nicht auf den erſten Blick dar, Seine Kleidung paßte vollkommen zu der Jah- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0015" n="7"/> züge boten ſich aber nicht auf den erſten Blick dar,<lb/> ſondern man mußte dieſes Geſicht erſt ſtudiren, um<lb/> jenen Ausdruck von geiſtiger Schönheit darin zu ent-<lb/> decken, der für Den, welcher ſich darauf verſteht, die<lb/> höchſte und im Grunde einzigſte iſt. Man hatte da-<lb/> her auch über Arnolds Aeußeres die verſchiedenartigſten<lb/> Urtheile, je nach der Jndividualität des Beurtheilers,<lb/> ausſprechen hören, indem Einige ihn für nichts weni-<lb/> ger als hübſch, ja wohl gar für häßlich, Andere da-<lb/> gegen für ſchön erklärten, und letzteres war er auch<lb/> in der That nur dann, wenn irgend ein großer oder<lb/> ſchöner Gedanke durch ſeine Seele ging oder eine leb-<lb/> haftere Empfindung ſeine in der Regel bleichen Wan-<lb/> gen colorirte und zugleich ſeinen dunklen Augen einen<lb/> beſondern Glanz verlieh. So wie er aber war, mußte<lb/> er den Frauen gefährlich werden; auch hatte er, ohne<lb/> es zu ahnen, ſchon oftmals Glück bei ihnen gemacht,<lb/> ſo daß es nur bei ihm geſtanden hätte, für einen<lb/> Löwen in der großen Welt angeſehen zu werden.</p><lb/> <p>Seine Kleidung paßte vollkommen zu der Jah-<lb/> reszeit und zu der Gegend, in der er lebte. Ein<lb/> leichter Strohhut bedeckte ſein Haupt; er trug einen<lb/> ſehr feinen, hellgrünen Palletot, dazu weiße Panta-<lb/> lons, leichte Halbſtiefel und den Hals, wie einen<lb/> Theil der Bruſt, völlig frei. Ein ſchneeweißer, vorn<lb/> offenſtehender Hemdkragen fiel nachläſſig auf den Pal-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [7/0015]
züge boten ſich aber nicht auf den erſten Blick dar,
ſondern man mußte dieſes Geſicht erſt ſtudiren, um
jenen Ausdruck von geiſtiger Schönheit darin zu ent-
decken, der für Den, welcher ſich darauf verſteht, die
höchſte und im Grunde einzigſte iſt. Man hatte da-
her auch über Arnolds Aeußeres die verſchiedenartigſten
Urtheile, je nach der Jndividualität des Beurtheilers,
ausſprechen hören, indem Einige ihn für nichts weni-
ger als hübſch, ja wohl gar für häßlich, Andere da-
gegen für ſchön erklärten, und letzteres war er auch
in der That nur dann, wenn irgend ein großer oder
ſchöner Gedanke durch ſeine Seele ging oder eine leb-
haftere Empfindung ſeine in der Regel bleichen Wan-
gen colorirte und zugleich ſeinen dunklen Augen einen
beſondern Glanz verlieh. So wie er aber war, mußte
er den Frauen gefährlich werden; auch hatte er, ohne
es zu ahnen, ſchon oftmals Glück bei ihnen gemacht,
ſo daß es nur bei ihm geſtanden hätte, für einen
Löwen in der großen Welt angeſehen zu werden.
Seine Kleidung paßte vollkommen zu der Jah-
reszeit und zu der Gegend, in der er lebte. Ein
leichter Strohhut bedeckte ſein Haupt; er trug einen
ſehr feinen, hellgrünen Palletot, dazu weiße Panta-
lons, leichte Halbſtiefel und den Hals, wie einen
Theil der Bruſt, völlig frei. Ein ſchneeweißer, vorn
offenſtehender Hemdkragen fiel nachläſſig auf den Pal-
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