Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.die, welche ihr in einer solchen Dienerin dargeboten Eine der dunklen Locken Mariens wollte sich noch -- "Was ist Jhnen?" fragte sie jetzt Dina, die, -- "Du fragst noch?" antwortete ihr diese, -- "Jch fand Sie nie reizender, als eben heute," die, welche ihr in einer ſolchen Dienerin dargeboten Eine der dunklen Locken Mariens wollte ſich noch — „Was iſt Jhnen?“ fragte ſie jetzt Dina, die, — „Du fragſt noch?“ antwortete ihr dieſe, — „Jch fand Sie nie reizender, als eben heute,“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0147" n="139"/> die, welche ihr in einer ſolchen Dienerin dargeboten<lb/> wurde.</p><lb/> <p>Eine der dunklen Locken Mariens wollte ſich noch<lb/> immer nicht ihren Wünſchen fügen; ſie ſollte auf<lb/> den ſchönen Hals, auf die ſchneeweiße Bruſt nach-<lb/> läßig niederfallen und war und blieb widerſpenſtig,<lb/> obgleich das ſchöne eitle Kind ſie bald ſo, bald ſo<lb/> legte, bald aufrollte, indem ſie ſie um den Finger<lb/> wickelte, bald wieder herunter zog. Jhre Geduld war<lb/> jetzt zu Ende; ſie ſtampfte ungeduldig den Boden mit<lb/> ihrem kleinen Fuße und warf ſich, wie in Verzweiflung,<lb/> in den neben dem Spiegel ſtehenden Lehnſeſſel nieder.</p><lb/> <p>— „Was iſt Jhnen?“ fragte ſie jetzt Dina, die,<lb/> mit ganz andern Gedanken beſchäftigt, nicht bemerkt<lb/> hatte, welche Mühe ſich Marie mit der widerſpenſti-<lb/> gen Locke gegeben hatte.</p><lb/> <p>— „Du fragſt noch?“ antwortete ihr dieſe,<lb/> mit halb weinerlichem, halb aufgebrachtem Tone; „du<lb/> fragſt noch? Siehſt du denn nicht, daß ich ganz ab-<lb/> ſcheulich friſirt bin? Dir wird das freilich ſehr gleich-<lb/> gültig ſeyn,“ fügte ſie zornig hinzu.</p><lb/> <p>— „Jch fand Sie nie reizender, als eben heute,“<lb/> antwortete ihr die Dienerin, nachdem ſie einen prü-<lb/> fenden Blick auf die Unzufriedene geworfen hatte; „in<lb/> der That, Miß, Sie können gänzlich mit ſich zufrie-<lb/> den ſeyn!“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [139/0147]
die, welche ihr in einer ſolchen Dienerin dargeboten
wurde.
Eine der dunklen Locken Mariens wollte ſich noch
immer nicht ihren Wünſchen fügen; ſie ſollte auf
den ſchönen Hals, auf die ſchneeweiße Bruſt nach-
läßig niederfallen und war und blieb widerſpenſtig,
obgleich das ſchöne eitle Kind ſie bald ſo, bald ſo
legte, bald aufrollte, indem ſie ſie um den Finger
wickelte, bald wieder herunter zog. Jhre Geduld war
jetzt zu Ende; ſie ſtampfte ungeduldig den Boden mit
ihrem kleinen Fuße und warf ſich, wie in Verzweiflung,
in den neben dem Spiegel ſtehenden Lehnſeſſel nieder.
— „Was iſt Jhnen?“ fragte ſie jetzt Dina, die,
mit ganz andern Gedanken beſchäftigt, nicht bemerkt
hatte, welche Mühe ſich Marie mit der widerſpenſti-
gen Locke gegeben hatte.
— „Du fragſt noch?“ antwortete ihr dieſe,
mit halb weinerlichem, halb aufgebrachtem Tone; „du
fragſt noch? Siehſt du denn nicht, daß ich ganz ab-
ſcheulich friſirt bin? Dir wird das freilich ſehr gleich-
gültig ſeyn,“ fügte ſie zornig hinzu.
— „Jch fand Sie nie reizender, als eben heute,“
antwortete ihr die Dienerin, nachdem ſie einen prü-
fenden Blick auf die Unzufriedene geworfen hatte; „in
der That, Miß, Sie können gänzlich mit ſich zufrie-
den ſeyn!“
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