Die auf diese Weise Getadelte antwortete Ma- rien nicht.
-- "Sie sollten sich in der That mehr schonen, Miß," nahm Arnold das Wort, den dieses Schwei- gen der Dienerin peinigte. "Ein wenig Ruhe und Schonung würden Sie gewiß bald völlig wieder her- stellen."
-- "O ja, gewiß!" antwortete sie ihm mit ei- nem schmerzlichen Lächeln; "Ruhe wird mich völlig wiederherstellen; von ihr allein kann ich Genesung hoffen."
-- "Und weshalb gönnst du sie dir nicht schon jetzt, Dina?" fragte sie Joe Smith mit sanftem Tone; "bitte ich dich nicht fast täglich darum, sie dir zu gönnen, armes Kind?"
-- "Jch werde ihrer schon theilhaft werden, wenn mein Tagewerk vollendet ist," war die Ant- wort; "sie nicht früher zu suchen, habe ich mir aber gelobt."
-- "Da haben Sie den Eigensinn!" wandte sich der Prophet an seinen Gast. "Sagte ich Jhnen nicht, daß mit dem Trotzkopfe nichts anzufangen sei?"
Dina, die ihr Geschäft beendigt hatte, entfernte sich wieder aus dem Zimmer. Einen Augenblick herrschte eine peinliche Stille zwischen den Zurückgebliebenen; bald aber nahm Joe Smith die Unterhaltung wieder
Die auf dieſe Weiſe Getadelte antwortete Ma- rien nicht.
— „Sie ſollten ſich in der That mehr ſchonen, Miß,“ nahm Arnold das Wort, den dieſes Schwei- gen der Dienerin peinigte. „Ein wenig Ruhe und Schonung würden Sie gewiß bald völlig wieder her- ſtellen.“
— „O ja, gewiß!“ antwortete ſie ihm mit ei- nem ſchmerzlichen Lächeln; „Ruhe wird mich völlig wiederherſtellen; von ihr allein kann ich Geneſung hoffen.“
— „Und weshalb gönnſt du ſie dir nicht ſchon jetzt, Dina?“ fragte ſie Joe Smith mit ſanftem Tone; „bitte ich dich nicht faſt täglich darum, ſie dir zu gönnen, armes Kind?“
— „Jch werde ihrer ſchon theilhaft werden, wenn mein Tagewerk vollendet iſt,“ war die Ant- wort; „ſie nicht früher zu ſuchen, habe ich mir aber gelobt.“
— „Da haben Sie den Eigenſinn!“ wandte ſich der Prophet an ſeinen Gaſt. „Sagte ich Jhnen nicht, daß mit dem Trotzkopfe nichts anzufangen ſei?“
Dina, die ihr Geſchäft beendigt hatte, entfernte ſich wieder aus dem Zimmer. Einen Augenblick herrſchte eine peinliche Stille zwiſchen den Zurückgebliebenen; bald aber nahm Joe Smith die Unterhaltung wieder
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0126"n="118"/><p>Die auf dieſe Weiſe Getadelte antwortete Ma-<lb/>
rien nicht.</p><lb/><p>—„Sie ſollten ſich in der That mehr ſchonen,<lb/>
Miß,“ nahm Arnold das Wort, den dieſes Schwei-<lb/>
gen der Dienerin peinigte. „Ein wenig Ruhe und<lb/>
Schonung würden Sie gewiß bald völlig wieder her-<lb/>ſtellen.“</p><lb/><p>—„O ja, gewiß!“ antwortete ſie ihm mit ei-<lb/>
nem ſchmerzlichen Lächeln; „Ruhe wird mich völlig<lb/>
wiederherſtellen; von ihr allein kann ich Geneſung<lb/>
hoffen.“</p><lb/><p>—„Und weshalb gönnſt du ſie dir nicht ſchon<lb/>
jetzt, Dina?“ fragte ſie Joe Smith mit ſanftem<lb/>
Tone; „bitte ich dich nicht faſt täglich darum, ſie<lb/>
dir zu gönnen, armes Kind?“</p><lb/><p>—„Jch werde ihrer ſchon theilhaft werden,<lb/>
wenn mein Tagewerk vollendet iſt,“ war die Ant-<lb/>
wort; „ſie nicht früher zu ſuchen, habe ich mir aber<lb/>
gelobt.“</p><lb/><p>—„Da haben Sie den Eigenſinn!“ wandte ſich<lb/>
der Prophet an ſeinen Gaſt. „Sagte ich Jhnen nicht,<lb/>
daß mit dem Trotzkopfe nichts anzufangen ſei?“</p><lb/><p>Dina, die ihr Geſchäft beendigt hatte, entfernte<lb/>ſich wieder aus dem Zimmer. Einen Augenblick herrſchte<lb/>
eine peinliche Stille zwiſchen den Zurückgebliebenen;<lb/>
bald aber nahm Joe Smith die Unterhaltung wieder<lb/></p></div></body></text></TEI>
[118/0126]
Die auf dieſe Weiſe Getadelte antwortete Ma-
rien nicht.
— „Sie ſollten ſich in der That mehr ſchonen,
Miß,“ nahm Arnold das Wort, den dieſes Schwei-
gen der Dienerin peinigte. „Ein wenig Ruhe und
Schonung würden Sie gewiß bald völlig wieder her-
ſtellen.“
— „O ja, gewiß!“ antwortete ſie ihm mit ei-
nem ſchmerzlichen Lächeln; „Ruhe wird mich völlig
wiederherſtellen; von ihr allein kann ich Geneſung
hoffen.“
— „Und weshalb gönnſt du ſie dir nicht ſchon
jetzt, Dina?“ fragte ſie Joe Smith mit ſanftem
Tone; „bitte ich dich nicht faſt täglich darum, ſie
dir zu gönnen, armes Kind?“
— „Jch werde ihrer ſchon theilhaft werden,
wenn mein Tagewerk vollendet iſt,“ war die Ant-
wort; „ſie nicht früher zu ſuchen, habe ich mir aber
gelobt.“
— „Da haben Sie den Eigenſinn!“ wandte ſich
der Prophet an ſeinen Gaſt. „Sagte ich Jhnen nicht,
daß mit dem Trotzkopfe nichts anzufangen ſei?“
Dina, die ihr Geſchäft beendigt hatte, entfernte
ſich wieder aus dem Zimmer. Einen Augenblick herrſchte
eine peinliche Stille zwiſchen den Zurückgebliebenen;
bald aber nahm Joe Smith die Unterhaltung wieder
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/126>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.