Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.-- "Deshalb haben Sie allein sich selbst anzu- Der junge Deutsche hatte jetzt Muße, die in die- Mit fast vor Begierde zitternder Hand griff er — „Deshalb haben Sie allein ſich ſelbſt anzu- Der junge Deutſche hatte jetzt Muße, die in die- Mit faſt vor Begierde zitternder Hand griff er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0112" n="104"/> <p>— „Deshalb haben Sie allein ſich ſelbſt anzu-<lb/> klagen,“ antwortete ihm Smith: „auf einen nur<lb/> leiſe von Jhnen geäußerten Wunſch hätten Jhnen dieſe<lb/> Bücher ſämmtlich zu Gebote geſtanden. Sehen Sie<lb/> ſich einige Augenblicke hier um,“ fügte er hinzu,<lb/> „und erlauben mir, während des meine Tochter auf<lb/> einen lieben Gaſt vorzubereiten, denn Sie müſſen für<lb/> heute der unſrige ſeyn,“ und ohne Arnolds Antwort<lb/> abzuwarten, entfernte er ſich aus dem Zimmer, als<lb/> fürchte er, die Arnolden angebotene Gaſtfreundſchaft<lb/> abgelehnt zu ſehen.</p><lb/> <p>Der junge Deutſche hatte jetzt Muße, die in die-<lb/> ſem Gemache aufgeſtellten Bücherſchätze in Augenſchein<lb/> zu nehmen und erſtaunte nicht wenig, als er faſt alle<lb/> claſſiſchen deutſchen Werke, und ſowohl ſchönwiſſen-<lb/> ſchaftliche als gelehrte, in faſt allen Wiſſenſchaften<lb/> fand. Er hatte bis dahin nicht einmal gewußt, daß<lb/> Joe Smith deutſch zu ſprechen verſtand, denn, wie<lb/> es in Nordamerika Sitte iſt, hatte er nur engliſch<lb/> mit ihm geredet; dieſe Maſſe von deutſchen Werken<lb/> bewies ihm aber, daß der Prophet ein Freund und<lb/> Bewunderer ſeiner vaterländiſchen Literatur ſeyn müſſe;<lb/> denn zu welchem ſonſtigen Zwecke hätte er ſich damit<lb/> umringen ſollen, als um ſie zu leſen?</p><lb/> <p>Mit faſt vor Begierde zitternder Hand griff er<lb/> nach einem Bande, der den „<hi rendition="#g">Fauſt</hi>“ enthielt und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [104/0112]
— „Deshalb haben Sie allein ſich ſelbſt anzu-
klagen,“ antwortete ihm Smith: „auf einen nur
leiſe von Jhnen geäußerten Wunſch hätten Jhnen dieſe
Bücher ſämmtlich zu Gebote geſtanden. Sehen Sie
ſich einige Augenblicke hier um,“ fügte er hinzu,
„und erlauben mir, während des meine Tochter auf
einen lieben Gaſt vorzubereiten, denn Sie müſſen für
heute der unſrige ſeyn,“ und ohne Arnolds Antwort
abzuwarten, entfernte er ſich aus dem Zimmer, als
fürchte er, die Arnolden angebotene Gaſtfreundſchaft
abgelehnt zu ſehen.
Der junge Deutſche hatte jetzt Muße, die in die-
ſem Gemache aufgeſtellten Bücherſchätze in Augenſchein
zu nehmen und erſtaunte nicht wenig, als er faſt alle
claſſiſchen deutſchen Werke, und ſowohl ſchönwiſſen-
ſchaftliche als gelehrte, in faſt allen Wiſſenſchaften
fand. Er hatte bis dahin nicht einmal gewußt, daß
Joe Smith deutſch zu ſprechen verſtand, denn, wie
es in Nordamerika Sitte iſt, hatte er nur engliſch
mit ihm geredet; dieſe Maſſe von deutſchen Werken
bewies ihm aber, daß der Prophet ein Freund und
Bewunderer ſeiner vaterländiſchen Literatur ſeyn müſſe;
denn zu welchem ſonſtigen Zwecke hätte er ſich damit
umringen ſollen, als um ſie zu leſen?
Mit faſt vor Begierde zitternder Hand griff er
nach einem Bande, der den „Fauſt“ enthielt und
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