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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.

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nicht mehr täuschen, mir aber auch zugleich das Zeug-
niß nicht versagen, daß ich Diejenigen, welche sich mir
vertrauend in die Arme warfen, zu glücklichern, weil
tugendhaften und gesittetern, Menschen machte, als
sie bis dahin waren."

-- "Und sollten diese Resultate," fragte Arnold,
als Smith jetzt schwieg, "nicht auf einem andern,
als dem von Jhnen eingeschlagenen Wege zu erzielen
gewesen seyn?"

-- "Das versuche ein Anderer, das versuchen
Sie, mein junger Freund," versetzte der Prophet
mit einer an ihm ungewohnten Lebhaftigkeit, "und
reüssiren Sie, so werde ich mit eigener Hand meinen
Mormontempel umreißen und mich zu Jhrem Schüler,
zu Jhrem Bewunderer machen."

Arnold war nicht überzeugt, aber auf dem Punkte
angelangt, wo er dem Propheten nichts mehr zu ant-
worten wußte.

-- "Lassen wir diese Erörterungen für jetzt ru-
hen," sagte Joe Smith nach einer Pause; "wir kön-
nen ja den Faden gelegentlich wieder aufnehmen und
Sie werden mich immer bereit finden, Jhnen Rede und
Antwort zu stehen, sowie Sie es der Mühe werth fin-
den sollten, Aufschlüsse über mich selbst und mein
Wirken zu verlangen. Das heute angeregte Thema
ist so groß, so wichtiger Natur, daß sich Viel darüber

nicht mehr täuſchen, mir aber auch zugleich das Zeug-
niß nicht verſagen, daß ich Diejenigen, welche ſich mir
vertrauend in die Arme warfen, zu glücklichern, weil
tugendhaften und geſittetern, Menſchen machte, als
ſie bis dahin waren.“

— „Und ſollten dieſe Reſultate,“ fragte Arnold,
als Smith jetzt ſchwieg, „nicht auf einem andern,
als dem von Jhnen eingeſchlagenen Wege zu erzielen
geweſen ſeyn?“

— „Das verſuche ein Anderer, das verſuchen
Sie, mein junger Freund,“ verſetzte der Prophet
mit einer an ihm ungewohnten Lebhaftigkeit, „und
reüſſiren Sie, ſo werde ich mit eigener Hand meinen
Mormontempel umreißen und mich zu Jhrem Schüler,
zu Jhrem Bewunderer machen.“

Arnold war nicht überzeugt, aber auf dem Punkte
angelangt, wo er dem Propheten nichts mehr zu ant-
worten wußte.

— „Laſſen wir dieſe Erörterungen für jetzt ru-
hen,“ ſagte Joe Smith nach einer Pauſe; „wir kön-
nen ja den Faden gelegentlich wieder aufnehmen und
Sie werden mich immer bereit finden, Jhnen Rede und
Antwort zu ſtehen, ſowie Sie es der Mühe werth fin-
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[94/0102] nicht mehr täuſchen, mir aber auch zugleich das Zeug- niß nicht verſagen, daß ich Diejenigen, welche ſich mir vertrauend in die Arme warfen, zu glücklichern, weil tugendhaften und geſittetern, Menſchen machte, als ſie bis dahin waren.“ — „Und ſollten dieſe Reſultate,“ fragte Arnold, als Smith jetzt ſchwieg, „nicht auf einem andern, als dem von Jhnen eingeſchlagenen Wege zu erzielen geweſen ſeyn?“ — „Das verſuche ein Anderer, das verſuchen Sie, mein junger Freund,“ verſetzte der Prophet mit einer an ihm ungewohnten Lebhaftigkeit, „und reüſſiren Sie, ſo werde ich mit eigener Hand meinen Mormontempel umreißen und mich zu Jhrem Schüler, zu Jhrem Bewunderer machen.“ Arnold war nicht überzeugt, aber auf dem Punkte angelangt, wo er dem Propheten nichts mehr zu ant- worten wußte. — „Laſſen wir dieſe Erörterungen für jetzt ru- hen,“ ſagte Joe Smith nach einer Pauſe; „wir kön- nen ja den Faden gelegentlich wieder aufnehmen und Sie werden mich immer bereit finden, Jhnen Rede und Antwort zu ſtehen, ſowie Sie es der Mühe werth fin- den ſollten, Aufſchlüſſe über mich ſelbſt und mein Wirken zu verlangen. Das heute angeregte Thema iſt ſo groß, ſo wichtiger Natur, daß ſich Viel darüber

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/102>, abgerufen am 04.05.2024.