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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

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tiefsten Unglück, als alle seine Getreuen sich von ihm
abwendeten, nimmer verlies.

Jedermann kennt das traurige Geschick jenes
unglückseligen Fürsten. Als Johann Friedrich nach
der Schlacht bei Mühlberg im Jahr 1547 gefan-
gen war, und Kaiser Karl nun Wittenberg belagerte,
verlangte Lukas Kranach vor diesen geführt zu
werden. Karl der fünfte ließ den Maler, den er
wohl kannte, in sein Zelt bringen, unterhielt sich
eine Zeit lang sehr gnädig mit ihm, indem er sich
zugleich erinnerte, als achtjähriges Kind in den
Niederlanden von ihm gemalt worden zu seyn, und
forderte ihn zuletzt auf, sich eine Gnade von ihm
zu erbitten.

Da fiel der ehrwürdige fünf und siebzigjährige
Greis, der wohl noch nie anders als vor Gott ge-
knieet hatte, vor dem Kaiser hin, und bat mit
heißen Thränen um die Freiheit seines gefangenen
Fürsten. -- Du sollst erfahren, daß ich deinem
Herrn Gnade widerfahren lessen werde, erwiederte
Karl der fünfte sehr gleichmüthig, und wandte
sich ab.

tiefſten Unglück, als alle ſeine Getreuen ſich von ihm
abwendeten, nimmer verlies.

Jedermann kennt das traurige Geſchick jenes
unglückſeligen Fürſten. Als Johann Friedrich nach
der Schlacht bei Mühlberg im Jahr 1547 gefan-
gen war, und Kaiſer Karl nun Wittenberg belagerte,
verlangte Lukas Kranach vor dieſen geführt zu
werden. Karl der fünfte ließ den Maler, den er
wohl kannte, in ſein Zelt bringen, unterhielt ſich
eine Zeit lang ſehr gnädig mit ihm, indem er ſich
zugleich erinnerte, als achtjähriges Kind in den
Niederlanden von ihm gemalt worden zu ſeyn, und
forderte ihn zuletzt auf, ſich eine Gnade von ihm
zu erbitten.

Da fiel der ehrwürdige fünf und ſiebzigjährige
Greis, der wohl noch nie anders als vor Gott ge-
knieet hatte, vor dem Kaiſer hin, und bat mit
heißen Thränen um die Freiheit ſeines gefangenen
Fürſten. — Du ſollſt erfahren, daß ich deinem
Herrn Gnade widerfahren leſſen werde, erwiederte
Karl der fünfte ſehr gleichmüthig, und wandte
ſich ab.

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[117/0127] tiefſten Unglück, als alle ſeine Getreuen ſich von ihm abwendeten, nimmer verlies. Jedermann kennt das traurige Geſchick jenes unglückſeligen Fürſten. Als Johann Friedrich nach der Schlacht bei Mühlberg im Jahr 1547 gefan- gen war, und Kaiſer Karl nun Wittenberg belagerte, verlangte Lukas Kranach vor dieſen geführt zu werden. Karl der fünfte ließ den Maler, den er wohl kannte, in ſein Zelt bringen, unterhielt ſich eine Zeit lang ſehr gnädig mit ihm, indem er ſich zugleich erinnerte, als achtjähriges Kind in den Niederlanden von ihm gemalt worden zu ſeyn, und forderte ihn zuletzt auf, ſich eine Gnade von ihm zu erbitten. Da fiel der ehrwürdige fünf und ſiebzigjährige Greis, der wohl noch nie anders als vor Gott ge- knieet hatte, vor dem Kaiſer hin, und bat mit heißen Thränen um die Freiheit ſeines gefangenen Fürſten. — Du ſollſt erfahren, daß ich deinem Herrn Gnade widerfahren leſſen werde, erwiederte Karl der fünfte ſehr gleichmüthig, und wandte ſich ab.

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/127>, abgerufen am 22.11.2024.