Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

Wand eines Saales in dem jetzt zerstörten Pallast
von Whitehall mit allegorischen Darstellungen
schmücken, die jetzt leider nicht mehr sind. Sie
stellten die Triumphzüge des Reichthums und der
Armuth in zwei sehr großen Kompositionen dar,
voll allegorischer Personen, nach dem damals immer
mehr sich verbreitenden Geschmack. Auch malte er
in Öl mehrere große Darstellungen öffentlicher Ver-
handlungen, in welchen er die Porträte der merk-
würdigsten anwesenden Personen nach dem Leben
anbrachte, eine Art von Verewigung des Moments,
welcher die englische Nation noch in diesem Augen-
blick sehr zugethan ist.

Holbeins unermüdlicher Fleiß, besonders wenn
man die, bis in die kleinsten Einzelheiten aus-
geführte Vollendung seiner Gemälde betrachtet,
gränzte an das Unglaubliche, dazu malte er, wie
man behauptet, stets mit der linken Hand. Außer
seinen vielen Gemälden in Öl und in Wasser-
farben zeichnete er auch noch Vieles, selbst für
Goldschmiede, Formschneider und Kupferstecher. Er
erwarb sich auf diese Weise ein sehr bedeutendes

7 *

Wand eines Saales in dem jetzt zerſtörten Pallaſt
von Whitehall mit allegoriſchen Darſtellungen
ſchmücken, die jetzt leider nicht mehr ſind. Sie
ſtellten die Triumphzüge des Reichthums und der
Armuth in zwei ſehr großen Kompoſitionen dar,
voll allegoriſcher Perſonen, nach dem damals immer
mehr ſich verbreitenden Geſchmack. Auch malte er
in Öl mehrere große Darſtellungen öffentlicher Ver-
handlungen, in welchen er die Porträte der merk-
würdigſten anweſenden Perſonen nach dem Leben
anbrachte, eine Art von Verewigung des Moments,
welcher die engliſche Nation noch in dieſem Augen-
blick ſehr zugethan iſt.

Holbeins unermüdlicher Fleiß, beſonders wenn
man die, bis in die kleinſten Einzelheiten aus-
geführte Vollendung ſeiner Gemälde betrachtet,
gränzte an das Unglaubliche, dazu malte er, wie
man behauptet, ſtets mit der linken Hand. Außer
ſeinen vielen Gemälden in Öl und in Waſſer-
farben zeichnete er auch noch Vieles, ſelbſt für
Goldſchmiede, Formſchneider und Kupferſtecher. Er
erwarb ſich auf dieſe Weiſe ein ſehr bedeutendes

7 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0109" n="99"/>
Wand eines Saales in dem jetzt zer&#x017F;törten Palla&#x017F;t<lb/>
von Whitehall mit allegori&#x017F;chen Dar&#x017F;tellungen<lb/>
&#x017F;chmücken, die jetzt leider nicht mehr &#x017F;ind. Sie<lb/>
&#x017F;tellten die Triumphzüge des Reichthums und der<lb/>
Armuth in zwei &#x017F;ehr großen Kompo&#x017F;itionen dar,<lb/>
voll allegori&#x017F;cher Per&#x017F;onen, nach dem damals immer<lb/>
mehr &#x017F;ich verbreitenden Ge&#x017F;chmack. Auch malte er<lb/>
in Öl mehrere große Dar&#x017F;tellungen öffentlicher Ver-<lb/>
handlungen, in welchen er die Porträte der merk-<lb/>
würdig&#x017F;ten anwe&#x017F;enden Per&#x017F;onen nach dem Leben<lb/>
anbrachte, eine Art von Verewigung des Moments,<lb/>
welcher die engli&#x017F;che Nation noch in die&#x017F;em Augen-<lb/>
blick &#x017F;ehr zugethan i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Holbeins unermüdlicher Fleiß, be&#x017F;onders wenn<lb/>
man die, bis in die klein&#x017F;ten Einzelheiten aus-<lb/>
geführte Vollendung &#x017F;einer Gemälde betrachtet,<lb/>
gränzte an das Unglaubliche, dazu malte er, wie<lb/>
man behauptet, &#x017F;tets mit der linken Hand. Außer<lb/>
&#x017F;einen vielen Gemälden in Öl und in Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
farben zeichnete er auch noch Vieles, &#x017F;elb&#x017F;t für<lb/>
Gold&#x017F;chmiede, Form&#x017F;chneider und Kupfer&#x017F;techer. Er<lb/>
erwarb &#x017F;ich auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e ein &#x017F;ehr bedeutendes<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">7 *</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0109] Wand eines Saales in dem jetzt zerſtörten Pallaſt von Whitehall mit allegoriſchen Darſtellungen ſchmücken, die jetzt leider nicht mehr ſind. Sie ſtellten die Triumphzüge des Reichthums und der Armuth in zwei ſehr großen Kompoſitionen dar, voll allegoriſcher Perſonen, nach dem damals immer mehr ſich verbreitenden Geſchmack. Auch malte er in Öl mehrere große Darſtellungen öffentlicher Ver- handlungen, in welchen er die Porträte der merk- würdigſten anweſenden Perſonen nach dem Leben anbrachte, eine Art von Verewigung des Moments, welcher die engliſche Nation noch in dieſem Augen- blick ſehr zugethan iſt. Holbeins unermüdlicher Fleiß, beſonders wenn man die, bis in die kleinſten Einzelheiten aus- geführte Vollendung ſeiner Gemälde betrachtet, gränzte an das Unglaubliche, dazu malte er, wie man behauptet, ſtets mit der linken Hand. Außer ſeinen vielen Gemälden in Öl und in Waſſer- farben zeichnete er auch noch Vieles, ſelbſt für Goldſchmiede, Formſchneider und Kupferſtecher. Er erwarb ſich auf dieſe Weiſe ein ſehr bedeutendes 7 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/109
Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/109>, abgerufen am 22.11.2024.