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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

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Philipp der zweite verwendete sich selbst bei dem
großen Tizian für ihn, der ihm von Venedig aus
eine sehr kostbare, aus den ungarischen Gebirgen
kommende Azurfarbe schickte. Wahrscheinlich war
es Ultramarin, dessen jener Meister sich bekannt-
lich sehr häufig bediente. Karl von Mander erzählt
als etwas merkwürdiges, daß Michael Coxies
allein zu dem Mantel der heiligen Jungfrau für
zwei und dreißig Dukaten von dieser Farbe ver-
braucht habe. Die Kopie ward endlich nach unsäg-
licher Arbeit glücklich vollendet und nach Spanien
gesandt, nur hatte der Meister es sich herausge-
nommen, einiges darin zu verändern, zum Beispiel
die Stellung der heiligen Cäcilie, die zu sehr von
hinten gesehen, ihm nicht zierlich genug dünkte.
Jn unsern Zeiten ist diese Arbeit Michael Coxies,
wahrscheinlich als Beute irgend eines französischen
Generals, wieder nach den Niederlanden gekom-
men, denn ein gelehrter Kunstfreund aus, jenem
Lande, Herr von Keverberg der ältere, versichert,
sie im Jahre 1817 in Brüssel gesehen zu haben,
wo sie vielleicht noch in diesem Augenblick sich befindet.


Philipp der zweite verwendete ſich ſelbſt bei dem
großen Tizian für ihn, der ihm von Venedig aus
eine ſehr koſtbare, aus den ungariſchen Gebirgen
kommende Azurfarbe ſchickte. Wahrſcheinlich war
es Ultramarin, deſſen jener Meiſter ſich bekannt-
lich ſehr häufig bediente. Karl von Mander erzählt
als etwas merkwürdiges, daß Michael Coxies
allein zu dem Mantel der heiligen Jungfrau für
zwei und dreißig Dukaten von dieſer Farbe ver-
braucht habe. Die Kopie ward endlich nach unſäg-
licher Arbeit glücklich vollendet und nach Spanien
geſandt, nur hatte der Meiſter es ſich herausge-
nommen, einiges darin zu verändern, zum Beiſpiel
die Stellung der heiligen Cäcilie, die zu ſehr von
hinten geſehen, ihm nicht zierlich genug dünkte.
Jn unſern Zeiten iſt dieſe Arbeit Michael Coxies,
wahrſcheinlich als Beute irgend eines franzöſiſchen
Generals, wieder nach den Niederlanden gekom-
men, denn ein gelehrter Kunſtfreund aus, jenem
Lande, Herr von Keverberg der ältere, verſichert,
ſie im Jahre 1817 in Brüſſel geſehen zu haben,
wo ſie vielleicht noch in dieſem Augenblick ſich befindet.

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[70/0082] Philipp der zweite verwendete ſich ſelbſt bei dem großen Tizian für ihn, der ihm von Venedig aus eine ſehr koſtbare, aus den ungariſchen Gebirgen kommende Azurfarbe ſchickte. Wahrſcheinlich war es Ultramarin, deſſen jener Meiſter ſich bekannt- lich ſehr häufig bediente. Karl von Mander erzählt als etwas merkwürdiges, daß Michael Coxies allein zu dem Mantel der heiligen Jungfrau für zwei und dreißig Dukaten von dieſer Farbe ver- braucht habe. Die Kopie ward endlich nach unſäg- licher Arbeit glücklich vollendet und nach Spanien geſandt, nur hatte der Meiſter es ſich herausge- nommen, einiges darin zu verändern, zum Beiſpiel die Stellung der heiligen Cäcilie, die zu ſehr von hinten geſehen, ihm nicht zierlich genug dünkte. Jn unſern Zeiten iſt dieſe Arbeit Michael Coxies, wahrſcheinlich als Beute irgend eines franzöſiſchen Generals, wieder nach den Niederlanden gekom- men, denn ein gelehrter Kunſtfreund aus, jenem Lande, Herr von Keverberg der ältere, verſichert, ſie im Jahre 1817 in Brüſſel geſehen zu haben, wo ſie vielleicht noch in dieſem Augenblick ſich befindet.

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/82>, abgerufen am 24.11.2024.